FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
ihre Abschlussarbeiten. Durch den intensi- ven Austausch entsteht schon bald die Idee, sich nach dem Studium zusammen selbst- ständig zu machen. Doch dieser Plan muss noch etwas warten. Zuerst mal eine Festanstellung Es geht in Richtung Rheinauhafen. „Wir kannten die Fondsindustrie nicht, wussten nicht, wo wir Seed-Kapital bekommen könnten und wie der Vertrieb funktioniert“, berichtet Widmann.Daher beschließen die beiden, erst einmal in einer Festanstellung Erfahrungen zu sammeln. Am 1. Juni 2013 Tag treten sie beide ihre neuen Jobs bei Flossbach von Storch an. Leuchtner be- ginnt im Team für Wandelanleihen und Anleihen, managt nach rund anderthalb Jahren zusammen mit Frank Lipowski zwei Bondfonds. Widmann analysiert Aktien für den Flaggschifffonds Flossbach von Storch Multiple Opportunities. Die Arbeit macht den beiden jungen Finanzprofis auch richtig Spaß, doch ein „Problem“ gibt es: Der Kölner Vermögens- verwalter wächst und wächst. „Um die enorme Liquidität zu allokieren, mussten die Unternehmen immer größer werden“, sagt Leuchtner. Solche Aktien haben viele Fondsmanager auf dem Radar. Doch Widmann und Leuchtner wollen die nicht offensichtlichen Chancen finden, in Ni- schen schauen – wie schon im Studium. So sprechen sie 2016 offen mit Bert Flossbach und Kurt von Storch, die ihnen keine Steine in den Weg legen. Seed-Kapi- tal finden die jetzt 30-Jährigen recht schnell bei Squad. Auch den Vertrieb übernimmt diese Plattform für unabhängige Fonds- boutiquen weitestgehend. Im Dezember 2016 geht mit acht Millionen Euro ihr globaler Mischfonds Squad Aguja Oppor- tunities an den Markt. Voll im Flow Widmann und Leuchtner bleiben in Köln. Zwar sitzen sie sich in ihrem Büro am Sachsenring nicht täglich gegenüber. „Aber wir tauschen uns ständig aus, wenn es um Ideen für neue Investments geht, oft sogar zu den unmöglichsten Zeiten“, schmunzelt Widmann. Er selbst ist schon seit Kindertagen begeisterter Pilzsammler. Mit der gleichen Leidenschaft stöbert Widmann auch inter- essante Unternehmen auf. „Ich gerate dabei so richtig in einen Flow“, sagt er. Leuchtner ist eher der strukturiert-mathematische Typ, der kühle Kopf, der Bilanzen scannt und sich auf der Suche nach komplizierten Klauseln durch Anleihenprospekte pflügt. Die Kombination macht das Fondsberater- duo ganz offensichtlich erfolgreich. Immer- hin hat der Squad Aguja Opportunities sei- nen Anlegern seit Auflage eine jährliche Rendite von 9,5 Prozent beschert. Kaum erkannte Chancen finden Um gute Erträge zu erzielen, setzt das Aguja-Duo auf eine flexible Allokation in Aktien und Anleihen. Diese soll es ermög- lichen, in die jeweils attraktivsten Anlagen zu investieren, die eine Firma bietet. „Denn mitunter kann etwa eine Wandelanleihe ein besseres Chance-Risiko-Profil aufweisen als die Aktie desselben Unternehmens“, er- klärt Leuchtner. „Dabei suchen wir gezielt nach Chancen, die der Markt bisher kaum entdeckt hat.“Solche Opportunitäten lassen sich oft dort finden, wo Papiere falsch oder zu niedrig bewertet sind und zusätzliche Werttreiber dafür sorgen, dass sich Rendite realisieren lässt. Diese Werttreiber können etwa in Sondersituationen bestehen. „Wir hatten zum Beispiel einmal eine Wandelanleihe im Fonds, in deren Pro- spekt für den Fall einer Übernahme des Emittenten durch ein anderes Unterneh- men eine ganz verrückte Klausel vorge- sehen war“, verdeutlicht Leuchtner. Diese Duo mit unterschiedlichen Qualitäten: Während Dimitri Widmann (links) mit Leidenschaft spannende Firmen ausfindig macht, ist Fabian Leuchtner der strukturiert-mathematische Typ. Vor der im Viertel allseits bekannten bunten Bank: Die beiden Fondsberater sind 2013 nach Köln gezogen, um hier drei Jahre lang Berufserfahrung beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch zu sammeln. 2016 machten sie sich schließlich selbstständig. PORTRÄT Fabian Leuchtner + Dimitri Widmann I Aguja Capital FOTOS: CORNELIS GOLLHARDT 162 fondsprofessionell.de 1/2022
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=