FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Regelmäßig überholt Steigt eine Aktie in ein Leitbarometer auf, müssen Indexfonds den Umbau nachvollziehen. Dabei kaufen sie oft zu Höchstpreisen und bürden Investoren unnötig hohe Kosten auf, zeigt eine Studie. E infach mit dem Markt mitschwim- men gilt als die Mode in der Invest- mentwelt. Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) ziehen Jahr auf Jahr frisches Anle- gergeld an. Allein in Europa kletterte das von der Branche verwaltete Vermögen per Ende 2021 auf 1,6 Billionen US-Dollar. Weltweit knackte die Branche die Marke von zehn Billionen Dollar, zeigen Zahlen des Analysehauses ETFGI. Trotz – oder gerade wegen – der zunehmenden Popula- rität geraten bei passiven Produkten immer wieder die Nachteile in den Fokus. Eine Studie untersucht eine der Schatten- seiten der ETFs genauer: Inwieweit werden die Vehikel Opfer ihrer eigentlich hochge- lobten Transparenz? Denn die Anbieter der Standardindizes publizieren anstehende Anpassungen vorab. Meist steht fünf Tage im Voraus fest, welche Aktie in einen Index aufsteigt. Diese Angaben nutzen manche Akteure aus. Sie kaufen die Aspiranten in der Hoffnung, dass die Kurse bis zur Anpassung klettern – getrieben eben von jenen Indexfonds, die die Titel kaufen müs- sen. Ist der Umbau vollzogen, verkaufen die als Frontrunner bezeichneten Akteure die Aktien – mit Gewinn. Der Finanzmathematiker Sida Li von der Universität Illinois Urbana-Champaign versucht in seiner Analyse „Should Passive Investors Actively Manage Their Trades?“zu beziffern, welche Folgen das Frontrunning für die Wertentwicklung hat. Dafür unter- sucht Li,wie sich die Performance US-ame- rikanischer ETFs und Aktien in den Tagen vor der Ankündigung eines Indexaufstiegs bis nach dem Vollzug des Umbaus ent- wickelt. Für die Untersuchung teilt Li das Feld der ETFs in drei Gruppen auf: einmal Fonds, bei denen die Zusammenstellung des zugrunde liegenden Barometers be- kannt ist und die ihr Portfolio täglich veröffentlichen. Diese Offenherzigkeit legt nahe, dass diese Gruppe besonders von Frontrunning betroffen sein könnte. Heimlicher Umbau Daneben sucht Li ETFs heraus, die ihr Portfolio imMonatsrhythmus offenlegen – eine in den USA zulässige Praxis. Bei die- sen Fonds erfahren Außenstehende dank der Umbauankündigungen der abgebilde- ten Barometer zwar, welche Aktien gehan- delt werden, aufgrund der monatlichen Veröffentlichung aber nicht genau, wann. Um Daten über den Umbau zu erhalten, vergleicht der Forscher diese ETFs mit solchen aus der ersten voll transparenten Gruppe, die demselben Leitindex folgen. In die letzte Gruppe sortiert der Wissen- schaftler schließlich Indexfonds ein, die kei- ne herkömmlichen Barometer abbilden, sondern alternative Messlatten oder Eigen- kreationen sind. Als Beispiel verweist Li auf den Schwab 1000 ETF, der die größten US- Meist steht vorab öffentlich fest, wann ETFs eine Aktie austauschen. Frontrunner machen sich dies zunutze, kaufen die entsprechenden Titel und schlagen sie teurer wieder los, wenn die Umstellung vollzogen wird. 3,9 Mrd. USD entgehen börsengehandelten Indexfonds in den USA wegen der Handelsstrategien rund um die Anpassungstermine der zugrunde liegenden Börsenbarometer. Quelle:SidaLi MARKT & STRATEGIE ETFs 166 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © SHUTTER81 | STOCK.ADOBE.COM

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