FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
Die Entwicklung der Rohstoffpreise zeigt laut Rainer Matthes , Chefanlagestratege von Metzler Asset Management , Parallelen zur Ölkrise von 1973. Die von den Notenbanken angestrebte Zielmarke von zwei Prozent bei der Inflation sei in weiter Ferne. W enn es nach den Medienschlagzei- len in Bezug auf eine Gesellschaft wie Metzler Asset Management geht, fällt auf, dass vor allem vom institutionellen Geschäft die Rede ist. Laut den jüngsten Meldungen verwalten die Frankfurter in- zwischen den größten überbetrieblichen Pensionsfonds in Deutschland. Und auch bei seiner Fondsplattform Metzler Fund Xchange hat der Asset Manager lediglich den institutionellen Part in den eigenen Reihen behalten. Grund genug,mit Rainer Matthes, Chefanlagestratege des Hauses, nicht nur über die wirtschaftliche Entwick- lung insgesamt zu sprechen, sondern auch die Zukunft des Publikumsfonds bei Metz- ler Asset Management zu hinterfragen. Herr Matthes, als Chief Investment Officer von Metzler Asset Management müssen Sie uns in der aktuellen Situation als Erstes sagen, wie Sie die Lage angesichts des Krieges in der Ukraine einschätzen. Rainer Matthes: Noch Mitte Februar, sprich vor Ausbruch des Krieges, hätte ich jetzt wahrscheinlich über die weltweit anstei- gende Inflation, die Reaktion der Zentral- banken und über die Bewertungen an den Aktienmärkten gesprochen. Diese Themen sind zwar weiter aktuell. Allerdings ist durch den Krieg in der Ukraine ein neuer Faktor hinzugekommen, den in seinem Ausmaß wohl kaum jemand auf dem Schirm hatte. Worauf müssen wir uns Ihrer Erwartung nach einstellen? Wenn Sie auf die ökonomischen Folgen des Krieges abzielen, so fürchten wir bei Metzler Asset Management, dass die Welt- wirtschaft in ein ausgeprägtes Szenario der Stagflation abgleitet. Wir haben daher unsere Prognose für das Wirtschaftswachs- tum der Eurozone von über vier auf nur noch zwei Prozent reduziert und die Infla- tionsprognose auf fünf Prozent für dieses Jahr angehoben. Wobei nach Erwartung unseres Chefvolkswirts Edgar Walk in Europa auch eine Rezession nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Vor dem Hintergrund der verhängten Sanktionen und der russischen Androhung eines Lie- ferstopps, aber auch angesichts möglicher Reputationsschäden möchte derzeit nie- mand mehr mit russischem Öl in Verbin- dung gebracht werden. Dadurch erzwingt der Konflikt geradezu ein Überdenken der europäischen Energiestrategie. Mit welcher Konsequenz? Mit der Konsequenz, dass Rohstoffe zuneh- mend knapp werden. Seit Anfang März beobachten wir, dass die Preise für Rohöl und Gas explodiert sind, wodurch sich die Inflationsrisiken, die es schon vor Ausbruch des Krieges gab, signifikant erhöht haben. Der Preisdruck wird sich erst bei nachlas- sender Nachfrage abschwächen, etwa wenn es zu einem merklichen Wirtschaftsab- schwung oder einer Rezession kommt. Ein Blick auf die Rohstoffpreisentwicklung und die Inflation in den USA zeigt, dass die aktuelle Lage durchaus vergleichbar mit 1973 ist. Damals sorgte ein Ölembargo für eine ausgeprägte Knappheit an Öl. Vor „Eine Rezession wird nicht mehr auszuschließen sein“ » Wir fürchten, dass die Weltwirtschaft in ein ausgeprägtes Szenario der Stagflation abgleitet. « Rainer Matthes, Metzler AM FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 176 fondsprofessionell.de 1/2022 MARKT & STRATEGIE Rainer Matthes | Metzler AM
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