FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Zum einen lässt sich mit Publikumsfonds gezielt in solche Anlagesegmente und -the- men investieren, für die das Volumen einer reinen Spezialfondslösung nicht ausreichen würde. Zudem ist im Publikumsfonds- segment der Vergleich der Leistungsstärke eines Fonds aufgrund seiner hohen Trans- parenz und des Track Records leichter mög- lich.Darüber hinaus lässt sich die jeweilige Anlagestruktur sehr effizient und schnell über Investments oder Desinvestments von Publikumsfondsanteilen anpassen. Damit können auch kleinere institutionelle Ver- mögen von Stiftungen, Verbänden und Unternehmen über Publikumsfonds stär- ker und besser diversifiziert werden. Ihre Gesellschaft wirbt im Internet mit dem Slogan „Dem Thema Nachhaltigkeit ver- pflichtet“. Das behaupten allerdingsmittler- weile auch fast alle Ihre Mitbewerber. Das kann sein. Inzwischen bezeichnet sich auch nahezu jeder Anbieter als ausgepräg- ter „Lösungsanbieter“. Ich bin überzeugt, dass wir beides für unser Haus mit gutem Gewissen behaupten können.Nehmen Sie das Thema Nachhaltigkeit: Wir blicken aufgrund unserer Kundenstruktur, die auch sehr stark durch kirchliche Anleger geprägt ist, auf eine lange Historie zurück. Schon 1999 – als noch keiner von ESG sprach – übernahmMetzler Asset Management das erste Nachhaltigkeitsmandat für eine evan- gelische Landeskirche. 2012 unterschrieben wir die UN PRI und vor sechs Jahren führ- ten wir ein ESG-Board ein und stellten alle unsere diskretionär gesteuerten Mandate – seien es Publikumsfonds oder Spezialfonds – auf die sogenannte Metzler-Basis-Nach- haltigkeitsstrategie um. Was muss man sich darunter vorstellen? Im Prinzip gehen wir in drei Schritten vor. Das beginnt zunächst mit einer Reihe von Ausschlüssen. Betroffen davon sind Unter- nehmen, die schwerste Kontroversen in Bezug auf internationale Standards oder Normen aufweisen, insbesondere solche, wie sie im UN Global Compact definiert sind. Ergänzend werden Hersteller von kontroversen Waffen ausgeschlossen. An dieser Stelle ist mir aber wichtig, zu beto- nen: Wir übertragen hierbei nicht unsere Wertewelt auf die Kunden. Solche Aus- schlüsse dienen vielmehr dazu, bestimmte Reputationsrisiken grundsätzlich zu ver- meiden. Unsere institutionellen Anleger haben in der Regel ihre eigenen Präferen- zen zu Nachhaltigkeit, vor allem Kirchen und Stiftungen. Wir agieren hier nach wie vor als Treuhänder. Sie sprachen von einem dreistufigen Pro- zess.Was kennzeichnet die beiden anderen Ebenen? Der zweite Schritt ist entscheidend. Es geht darum, keine Anlageentscheidung zu tref- fen, weder für eine Aktie noch für einen Corporate Bond, ohne zuvor das ESG- Gesamtbild des Unternehmens zu analy- sieren. Wir sind davon überzeugt, dass die Betrachtung nicht-finanzieller Indikatoren zu besseren Anlageentscheidungen führt, weil je nach Sektor bestimmte Schlüssel- faktoren kursrelevant werden können. Die- se muss man nach unseremVerständnis im Sinne eines optimalen Rendite-Risiko-Pro- fils in die Analyse einbeziehen – und zwar völlig unabhängig von jeglichen ethischen Vorgaben. Fehlt noch die dritte Ebene. Eines der schärfsten Schwerter von Inves- toren ist das Thema Engagement, also der aktive Dialog mit den im Portfolio inves- tierten Unternehmen und das Abstim- mungsverhalten auf Hauptversammlungen. Beides ist bei uns eng verzahnt und trans- parent.Um eine hohe Wirkung zu erzielen, findet bei uns ein doppeltes Engagement statt. Unsere Portfoliomanager führen ge- meinsam mit unserem Sustainable Invest- ment Office mehrere hundert Unterneh- mergespräche im Jahr. In Gesprächen mit » Publikumsfonds bieten eine Reihe von Vorteilen auch für den Einsatz im institutionellen Geschäft. « Rainer Matthes, Metzler AM FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 178 fondsprofessionell.de 1/2022 MARKT & STRATEGIE Rainer Matthes | Metzler AM

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