FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
Erholung verschoben Zuletzt konzentrierte sich das Anlegerinteresse nach Langem wieder auf Europa-Aktienfonds. Mit Ausbruch des Ukraine- Konflikts trübte sich das Bild aber rasch ein. E s ist eine Ironie des Schicksals, dass der Angriff Russlands auf die Ukraine exakt in einer Phase erfolgte, da sich das Interesse der Anleger in Richtung euro- päischer Aktien beziehungsweise Europa- Fonds drehte.Die hinter uns liegenden Jah- re sorgten immer wieder für Irritationen – von der Eurokrise über den Brexit bis zu Corona. Im Rückblick zeigt sich, dass es seit 2010 wesentlich klüger gewesen wäre, in den USA zu investieren. Der S&P 500 legte in den letzten zwölf Jahren fast 300 Prozent zu, während man mit dem Euro- stoxx 600 zu keinem Zeitpunkt mehr als 90 Prozent im Plus lag. Erst in jüngster Zeit zeichnete sich hier eine Trendwende ab. Nach drei mageren Jahren, in denen Anleger in Summe rund 46 Milliarden Euro aus Europa- Fonds abzogen, flossen 2021 netto 2,45 Milliarden Euro in diese Produkte, und Anfang dieses Jahres beschleunigte sich dieser Trend. Allein in den ers- ten beiden Monaten flossen ge- mäß den Daten von Mountain- View knapp 20 Milliarden Eu- ro in Europa-Aktienfonds mit Zulassung in Deutschland und Österreich. Zwar erlitten die Zuflüsse in die Portfolios in der dritten Februarwoche kurz- fristig einen Dämpfer (–19 Mil- liarden Euro), doch in der ersten Märzwoche floss den Fonds fast exakt dieselbe Summe wieder zu. Doch dann trübte sich das Bild gewal- tig ein. Nachrichtenagenturen berichteten von beträchtlichen Abflüssen aus Aktien in Richtung Geldmarkt, denn mit der Eskala- tion der Kriegshandlungen nahm die Ner- vosität der Anleger beträchtlich zu. „Angesichts der tragischen Ereignisse ist das Anlegervertrauen in die Ermittlung fai- rer Bewertungen für europäische Aktien und andere Risikoanlagen offensichtlich begrenzt“, meint Paul O’Connor, Multi-As- set-Chef bei Janus Henderson Investors. Er ergänzt allerdings: „Auch wenn die wirt- schaftlichen und politischen Aussichten weiterhin extrem unberechenbar sind, zei- gen einige wichtige Marktkennzahlen, dass die europäischen Assets inzwischen ein ho- hes Maß an Unsicherheit eingepreist ha- ben.“ Im Umkehrschluss heißt dies, dass nach einer überraschenden positiven Wen- de imUkraine-Krieg sehr schnell viel Geld in europäische Aktien fließen könnte, denn angesichts der gleichzeitig weiter steigen- den Inflationsraten stellen In- vestitionen in Aktien eine der wenigen Möglichkeiten dar, der zunehmend schneller ver- laufenden Geldentwertung zu entgehen. Dass Aktienfonds davon be- reits seit Jahresbeginn profitie- ren können, zeigt die Statistik: Binnen zwei Monaten lagen die von Mountain-View erfass- ten Nettomittelzuflüsse bei etwa 22 Milliarden Euro. CORNELIA FUSSI FP Europäische Aktien bleiben problematisch: Nach einem kurzfristigen Anstieg des Anlegerinteresses könnte die Erholung bereits wieder zu Ende sein. Zu- und Abflüsse: Europafonds Aktienfonds, die in Europa anlegen, verzeichneten zwischen Jahresbeginn und Ausbruch des Ukraine-Konflikts hohe Nettomittelzuflüsse. Quelle:Mountain-View -20 -10 0 10 20 ’22 2020 2015 2010 ’08 Mittelaufkommen Aktien Europa in Mrd. Euro Mrd. Euro Die Tabellen zum Artikel finden Sie auf der nächsten Seite. MARKT & STRATEGIE Mittelzu- und -abflüsse 186 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © 1XPERT | STOCK.ADOBE.COM
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