FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

ments, die nach deutschemRecht aufgelegt wurden und die aktuell noch investierbar sind. Was bewog Sie nach 50 Jahren der Zu- sammenarbeit mit institutionellen Investo- ren, sich dem breiten Publikum zu öffnen? Wir haben ja durchaus vorher schon Erfah- rung mit Privatanlegern gesammelt. In Großbritannien haben wir zum Beispiel REITs aufgelegt, die sich aber in Deutsch- land als Investmentvehikel bisher nicht durchgesetzt haben. Ein Immobilien-Publi- kumsangebot in Deutschland hat in unse- rer Palette noch gefehlt.Weil wir einerseits über einen breit aufgestellten Vertrieb im Bereich der liquiden Assets verfügen, ande- rerseits mit unseren 40 Immobilienspezia- listen viel Expertise in Deutschland vorhal- ten, ging es uns darum, hier Synergien zu schaffen. Wie positioniert sich Ihr Produkt inmitten der anderen offenen Immobilienfonds? Mit dem alleinigen Fokus auf Deutschland – auch wenn andere Fonds in ihrem Namen suggerieren, denselben Fokus zu verfolgen – in Kombination mit der Beto- nung von Nachhaltigkeit sind wir der Überzeugung, ein Produkt generiert zu haben, das vorher so noch nicht amMarkt existiert hat. Wie akquirieren Sie Objekte für den Fonds? Dank der hohen Schlagzahl an Transaktio- nen, die wir in Deutschland für Institutio- nelle begleitet haben, verfügen wir über ein gutes Netzwerk, sei es zu den Entwicklern, den Maklern oder den Eigentümern. Da ergeben sich schon Opportunitäten. Unser großer Vorteil ist, dass wir kaum konkurrie- rende Mandate haben, die parallel bedient werden müssten. So können wir uns auf den Schroders Immobilienwerte Deutsch- land fokussieren und anhand unserer Aus- wahlkriterien sehr gezielt suchen. Sie haben Ihr Portfolio gemäß Artikel 8 der Offenlegungsverordnung eingestuft, der für Nachhaltigkeitsstrategiefonds vorgesehen ist. Woran machen Sie das fest? Bei den Kriterien, mit denen wir die ESG- Konformität erzielen wollen, ist uns wich- tig, dass sie eindeutig und gut nachvollzieh- bar sind. Dafür stellen wir beispielsweise bei der Frage nach der ökologischen Nach- haltigkeit auf den Energieausweis ab, der muss mindestens ein „C“ haben, und wir orientieren uns an einer BREEAM-Zertifi- zierung „Sehr gut“oder DGNB in „Silber“. Außerdem achten wir auch auf eine soziale Nutzung der Immobilien. Wenn mehr als 50 Prozent der Fläche für Pflege oder Bildung genutzt werden oder es sich um geförderten Wohnraum handelt, dann ist auch das soziale Kriterium einerseits erfüllt und andererseits leicht zu verstehen. Sind die Kriterien des gesetzlichen Artikel 8 und der freiwirtschaftlichen Zertifikate hinreichend deckungsgleich? Der Kategorienapparat der Zertifikate bil- det sehr viel mehr ab, als im Hinblick auf die Energieeffizienz in der Offenlegungs- verordnung gefordert ist. Sie dienen daher als gute Orientierung, welche Themen von Biodiversität bis Abfallmanagement man berücksichtigen sollte und wie man mit ihnen umgeht. Die Zertifizierungen, deren Bedingungen regelmäßig nachgeschärft werden, geben ein klares Bild, ob eine grundsätzliche Nachhaltigkeit einer Immo- bilie gegeben ist oder nicht. Reicht denn eine „grundsätzliche Nach- haltigkeit“? Die EU-Taxonomie schreibt vor, dass in einemnachhaltigen Objekt aus kei- nemWasserhahn mehr als acht Liter pro Minute fließen dürfen. Das sind Einzelkriterien, die natürlich in die Gesamtbewertung einfließen. Aber wir würden ein Objekt, das einen sehr niedri- gen Energieverbrauch und CO 2 -Ausstoß hat, auch kaufen, wenn nicht jeder einzelne Wasserhahn dieser Norm genügt. Man » ESG-Kriterien müssen eindeutig und gut nachvollziehbar sein. « Nils Heetmeyer, Schroders FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 214 fondsprofessionell.de 1/2022 SACHWERTE Nils Heetmeyer | Schroders

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