FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

muss immer zunächst eine Gesamtbetrach- tung des Objekts vornehmen und sich gegebenenfalls dann mit Einzelheiten beschäftigen. Wie sehr ist für Ihre Kunden die Einhaltung von ESG-Kriterien bereits ein Entschei- dungskriterium? Einstweilen steht noch alles unter dem Einfluss von Corona. Die Diskussion da- rum überlagert bisher noch die Auseinan- dersetzung mit Klimaschutz und Nachhal- tigkeit. Das wird sich aber ändern, spätes- tens wenn im Zuge von Mifid II die zwin- gende Abfrage von Nachhaltigkeitspräfe- renzen des Kunden eingeführt wird und diese dokumentiert werden müssen. Mit welcher Performance rechnen Sie? Wir streben eine Ausschüttung von zwei und eine Gesamtrendite von drei Prozent jährlich an. Hm. Aus unserer Sicht sind solche Renditen im Vergleich zu den Alternativen, die Sie etwa am Anleihenmarkt noch haben, immer noch interessant. Welchen Stellenwert wird der Einsatz von Fremdkapital haben? Grundsätzlich gilt das regulatorische Maxi- mum von 30 Prozent. Wir streben einen konservativen Fremdkapitalanteil zwischen 20 und 30 Prozent an. Wir achten außer- dem darauf, dass die damit verbundenen Risiken in einem überschaubaren Rahmen bleiben. So haben wir zum Beispiel für das Berliner Objekt einen sehr lang laufenden Kredit mit langfristiger Zinsbindung ver- einbart. Mit welcher Provision kann der Vertrieb rechnen? In der Retailtranche kann der Vertrieb bis zu fünf Prozent Ausgabeaufschlag erheben. Welche Rabattierungen er gewährt, ist Sache des Vertriebs. Welche Bilanz ziehen Sie nach acht Jahren Kapitalanlagegesetzbuch und den damit verbundenen Änderungen? Eine sehr positive. Man sieht ja gerade in der Pandemie, dass der neu regulierte offe- ne Immobilienfonds seinen ersten Lack- mustest bestanden hat. Wir haben keine größeren Anteilsrückgaben gesehen, und es gibt durchweg sehr konservative Finanzie- rungslevel. Die Regulierung hat ihr Ziel erreicht: Eine Immobilie wird als mittel- bis langfristige Anlage wahrgenommen, die sie auch sein sollte – und nicht als Vehikel, um kurzfristig Liquidität zu parken. Warum emittieren Sie dann keine ge- schlossenen Fonds? Die fallen ja unter dasselbe Regime. Weil Sie darin zumeist nur eines oder nur sehr wenige Objekte halten, haben sie im- mer ein Problemmit der Risikomischung. Sie haben bei einem geschlossenen Fonds eine ganz andere Kostenstruktur, und nach wie vor ist ein offener Immobilien-Publi- kumsfonds das transparentere Vehikel. Außerdem kann der Anleger eines offenen Immobilienfonds – nach einer Lock-up- Phase von zwei Jahren – frei entscheiden, wie lange er investiert sein will. Auch eine Position nachträglich zu erhöhen geht bei einem geschlossenen Fonds nicht wirklich. Man ist bei jeder Entscheidung vom Votum aller Gesellschafter abhängig, wo- hingegen man bei einem offenen Immo- bilienfonds viel individueller entscheiden kann. Vielen Dank für das Gespräch. TILMAN WELTHER FP KURZ-VITA: Nils Heetmeyer Nils Heetmeyer ist Fondsmanager des Schroders Immobi- lienwerte Deutschland und Geschäftsführer der Schroder Real Estate KVG, wo er für die Bereiche Investment-, Fonds- und Asset Management verantwortlich ist. Er ist Chartered Financial Analyst (CFA) und Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA), Mitglied der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) und verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Verwaltung offener und geschlossener Immobilienfonds bei Schroders und der Credit Suisse. » Unser Vorteil ist, dass wir kaum konkurrierende Mandate haben. « Nils Heetmeyer, Schroders FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 216 fondsprofessionell.de 1/2022 SACHWERTE Nils Heetmeyer | Schroders

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