FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Home oder Office? Die Wirtschaft erfährt gerade einen enormen Innovations- und Technisierungsschub, betrieben von einer neuen Generation Mitar- beiter, die sehr wohl im Büro arbeiten wird – aber nicht in jedem. M illionen Arbeitnehmer haben wäh- rend der Corona-Pandemie eine neue Erfahrung gemacht. Um das Risiko zu verringern, sich in der Arbeit anzu- stecken, wurden ganze Belegschaften ins Homeoffice geschickt. Die Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus. Manche Arbeitgeber sehen sich in ihrem Vorurteil bestätigt, dass zu Hause die Hängematte ausgerollt würde, andere bewerten positiv, dass der Weg zur Arbeit wegfällt, und sehen sogar die Produktivität ihrer Mitar- beiter gesteigert. Mehr oder weniger Büro? Welche Auswirkung wird es auf die künftige Nachfrage nach Bürofläche ha- ben, wenn sich Heimarbeit weiter etabliert? Auch hier gehen die Einschätzungen ziem- lich auseinander. Die naheliegendste Ver- mutung ist, dass immer weniger Fläche gebraucht wird, wenn immer mehr Men- schen zu Hause arbeiten. Eine andere These lautet, dass künftig mehr Fläche ge- braucht wird, weil zwischen den Arbeits- plätzen künftig mehr Abstand eingehalten werden muss, auch wenn nicht alle Mit- arbeiter wieder ausschließlich im Büro arbeiten werden. Es könnte auch sein, dass sich die beiden Entwicklungen, was ihre Auswirkung auf die Flächennachfrage betrifft, die Waage halten. Die Pflicht, Angestellten die Arbeit vom Homeoffice zu ermöglichen, gilt zwar nicht mehr. Aber längst nicht alle Mitarbei- ter werden an ihre Büroschreibtische zu- rückkehren, was Verlängerungen und Neu- abschlüsse von Mietverträgen zur Heraus- forderung machen könnte. „Das bereitet uns nicht wirklich Bauchschmerzen“, sagt Alexander Isak, Manager des offenen Im- mobilienpublikumsfonds UBS Euroinvest, dessen Portfolio zu 85 Prozent aus Büro- objekten besteht. „Man muss differenzieren und darf die Entwicklung nicht allein an der Pandemie festmachen.“Auch wenn uns die Belastung durch die Corona-Pandemie bereits wie eine Ewigkeit vorkomme, sagt Isak: „Die Beschäftigung mit Immobilien erfordert, in längerfristigen Zeiträumen zu denken.“ Der Zeitraum, in dem man Immobilienperspektiven entwickelt und verfolgt, umfasse mindestens fünf bis eher 15 Jahre. „Wir haben Ende 2021 auch inmitten der vierten Corona-Welle viele Büromietverträge verlängert“, berichtet er. Die eigentliche Herausforderung Homeoffice würde zwar eine gewisse Rolle spielen, aber die vor uns liegenden Chancen würden allzu leicht aus dem Fokus geraten, sagt der UBS-Manager: „Man darf nicht vergessen, dass wir vor einem enormen Technologie- und Innova- tionsschub stehen.“ Als Beispiele dafür nennt er Unternehmen der Pharmazie und des Cloud-Computings. „Das sind Bran- chen, die schon vor der Pandemie boom- ten. Deren Innovationsschub wird weiter- » Man darf die Entwick- lung nicht allein an der Pandemie festmachen. « Alexander Isak, UBS Wird nach dem Ende der Home- office-Pflicht mehr oder weniger Bürofläche gebraucht? Gewisser- maßen ist die Frage falsch gestellt. Denn es sind vor allem die Erwar- tungen an Büros, die sich ändern. SACHWERTE Büroimmobilien 218 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © MARINA ANDREJCHENKO | STOCK.ADOBE.COM

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