FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

tion zum Stichtag 31.12. beispielsweise des Jahres 2019 als „Leistungsbilanz 2020“ aus- zugeben und sie Mitte 2021 zu veröffentli- chen. Beliebt ist auch, sein Haus größer aussehen zu lassen, indemman auch das in Schiffs- oder Medienfonds platzierte Kapi- tal der Höhe nach beziffert, dann aber nur die erfolgreich gelaufenen Assetklassen do- kumentiert und die nicht gut gelaufenen Fonds nicht weiter erwähnt. Marc Nagel, Geschäftsführer beim Con- tainerinvestor Buss, äußert noch ein weite- res grundsätzliches Bedenken, was die Aus- sagekraft von Leistungsbilanzen betrifft. Für problematisch hält er beispielsweise, „dass man sich bei Direktinvestitionen typischerweise in einer Welt der durchgän- gigen hundertprozentigen Zielerreichung wiederfindet“. Das rühre daher, dass es bei Direktinvestments häufig zu lange an „ech- ten Exits“ mangle, also an einem Verkauf der Assets an Dritte, bei dem sich erst der eigentliche Marktwert erweist. „Die veröffentlichten Jahresabschlüsse zeigen klar, wie sich Vermögensanlagen tat- sächlich entwickelt haben“, muntert Nagel dazu auf, eine vom Gesetzgeber geschaf- fene Prüfinstanz zu nutzen. Legt man sie neben die Prospektprognosen, kann man einen eigenen Vergleich zwischen Soll und Ist anstellen. „Werden Jahresabschlüsse nicht, zu spät oder nicht testiert veröffentlicht, ist dies auch eine wichtige Information.“ Bei der Angabe von Sollwerten gibt es allerdings Unterschiede zwischen den ver- schiedenen Assetklassen.Während sich bei einer bereits vermieteten Immobilie eine recht belastbare Prognose der Einnahmen- seite anstellen lässt, greifen Private-Equity- oder Venture-Capital-Fonds auf bisherige Ergebnisse und Erfahrungswerte etwa zur Rückflussentwicklung zurück. Damit ent- wickeln sie verschiedene Szenarien, die in den wesentlichen Anlegerinformationen angegeben werden. Bei der Darstellung von Ist-Werten sind der Detailtiefe allerdings Grenzen gesetzt: „Die Private-Equity-Branche ist sehr ver- schwiegen“, sagt Norman Lemke, Vorstand von RWB, einem Emissionshaus für Pri- vate-Equity-Dachfonds. Vertraulichkeits- vereinbarungen verhindern häufig, dass Performancekennzahlen auf Ebene der Portfoliounternehmen veröffentlicht wer- den können. „Unsere Dachfonds diversifi- zieren in der Regel über mehrere hundert Unternehmen. Die Entwicklung einer ein- zelnen Firma hat daher wenig Aussagekraft für die Performance des Gesamtportfolios. Wir veröffentlichen in unseren halbjährli- chen Reportings die Durchschnittswerte auf Ebene der Dachfonds.“ Fazit Grundsätzlich ist sich die Branche einig, dass eine Do- kumentation bisheriger Leis- tungen des Asset Manage- ments wichtig ist und es er- möglicht, Spreu und Weizen auseinanderzuhalten.Das Pro- jekt eines brancheneinheitli- chen Darstellungsformats ist jedoch gescheitert. Die Asset- klassen und ihre Investitions- vehikel sind dafür zu wenig vergleichbar. Anlegern und ihren Beratern bleibt also nur, auch weiterhin jeden Einzel- fall individuell zu prüfen. TILMAN WELTHER FP » Die veröffentlichten Jahresabschlüsse zeigen klar, wie sich Vermö- gensanlagen tatsächlich entwickelt haben. « Marc Nagel, Buss Invest Performancebericht Patrizia Grundinvest Jahr ø angestrebte Angestr. Ges.- Gesamt- Fondsauflage/ Auszahlung Auszahlung auszahlungen auszahlungen Fonds Vertriebsstart p.a. für 2020 inkl. 2020 inkl. 2020 Campus Aachen 2016 5,00 % 5,00 % 25,00 % 25,00 % Stuttgart Südtor 2016 4,50 % 4,50 % 22,50 % 22,75 % Den Haag Wohnen 2016 5,00 % 5,00 % 25,00 % 25.75 % Kopenhagen Südhafen 2016 4,00 % 4,00 % 20,00 % 21,50 % München Leopoldstraße 2017 4,00 % 4,00 % 16,00 % 16,75 % Mainz Rheinufer 2017 5,00 % 5,00 % 20,00 % 21,25 % Garmisch-Partenkirchen 2018 4,50 % 4,50 % 13,50 % 13,75 % Frankfurt/Hofheim 2018 4,50 % 3,50 % 13,50 % 12,50 % Frankfurt Smart Living 2018 4,00 % 3,25 % 12,00 % 11,50 % Berlin Landsberger Allee 2018 4,00 % 2,00 % 12,00 % 9,75 % Die Stadtmitte Mülheim 2019 4,50 % 4,75 % 9,00 % 9,75 % Europe Residential Plus 2019 3,75–4,25 % 4,00 % n.a. 8,50 % Europa Wohnen Plus 2020 3,50–4,00 % 3,50 % n.a. 3,50 % Helsinki 2020 4,50 % 5,00 % 4,50 % 5,00 % Die Essenz einer Leistungsbilanz in sechs Spalten. Es sind nicht immer umfangreiche Kompendien erforderlich, wie dieses Beispiel eines effizienten und übersichtlichen Soll-Ist-Vergleichs zeigt. Quelle:FONDSprofessionellaufBasisvonZahlenvonPatriziaGrundinvest SACHWERTE Leistungsbilanzen 228 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © JOST FINK

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