FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
Privat dabei sein Private Equity verspricht hohe Renditen. Bislang sorgen allerdings hohe Einstiegshürden dafür, dass dieses Segment für Privatanleger nur schwer zugänglich ist. Doch das soll sich ändern. B esucher heimischer Badeseen kennen die Situation vermutlich. Beim Blick über die Wasseroberfläche stellt sich jede Saison dringlicher die Frage: Reicht meine Luftmatratze noch? Oder soll ich mit einem Einhorn schwimmen, um dazuzugehören? Über die Antwort entscheidet rein das Geschmacksempfinden – ein solches Objekt lässt sich für jeder- mann problemlos am Strand- kiosk erwerben. Ganz anders in Geldangelegenheiten: Einhörner, also Start-ups, deren Marktwert über eine Milliarde US-Dollar steigt, werden zwar immer zahl- reicher, doch für Endanleger sind die privaten Märkte, an denen sol- che Firmenanteile gehandelt wer- den, schwer zugänglich. Die Folge: Semiprofessionelle oder kleinere Anleger, die heute in unternehmerisches Eigenkapi- tal investieren, tun das fast aus- schließlich, indem sie Aktien an öffentli- chen Börsen kaufen. Doch an diesen trü- ben sich die Chancen seit Jahren ein. Das zeigen Zahlen, die die Redaktion zusam- mengetragen hat. Unternehmen bleiben heute zum Bei- spiel viel länger privat. Im Durchschnitt gehen sie acht Jahre später aufs Handels- parkett als noch vor 20 Jahren. Und wenn der Börsengang (IPO) dann ansteht, ist die Bewertung neun Mal höher (siehe Grafik). Anleger, die bis zum IPO warten müssen, steigen also zu deutlich höheren Preisen ein als früher. Ein wesent- licher Teil der Wertentwicklung verlagert sich ins Private. Die Börse lahmt Das sieht man eindrucksvoll an den Einhörnern: Nicht selten ver- doppeln sie ihren Wert allein von einer Finanzierungsrunde zur nächsten, also oft innerhalb weni- ger Monate. Public-Markets-Anle- ger können da nur von außen zu- sehen. Und sie müssen sich noch dazu mit einer Abmagerung der amtlichen Kurszettel abfinden: Die Zahl börsengelisteter Unter- nehmen am großen US-Markt ist in den vergangenen zwei Jahr- zehnten um 38 Prozent ge- schrumpft, während sich die der Einhörner sind begehrt – nicht nur zum Planschen, sondern auch im Finanzbereich. Solche Firmen gehen jedoch immer später an die Börse. Normale Anleger nehmen daher nur verzögert amWertzuwachs teil. Warum Private Equity? Bis zum Börsengang dauert es immer länger Die Unternehmen bleiben heute im Durchschnitt acht Jahre länger privat. Es dauert ewig, bis man als Anleger über amtliche Märkte investieren kann. Indes haben andere schon jahrelang an der Wertentwicklung teilgenommen. Quelle:BCG, iCapital (DatengrundlageUniversityofFlorida) 2020 1999 2020 1999 Jahre bis zum IPO Bewertung beim Börsengang 4,3 Mrd. USD 0,5 Mrd. USD +8 Jahre Jahre 12 Jahre x 9 SACHWERTE Private Equity 230 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © PAUL | STOCK.ADOBE.COM
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