FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Wie man einen NFT erwirbt So sehr sich ein NFT von einer Krypto- währung wie Bitcoin oder Ether unter- scheidet, so sehr ähnelt sich der Erwerb. Man braucht eine Wallet, also eine digitale Brieftasche, in der entsprechende Zugangs- schlüssel verwahrt werden, und eine Inter- netplattform seines Vertrauens. Auch den hochspekulativen Charakter hat ein Bitcoin-Investment mit dem Er- werb eines NFT gemeinsam. Ansonsten überwiegen die Unterschiede. Weil kein NFT dem anderen gleicht, muss man sich viel stärker mit dem einzelnen Wert aus- einandersetzen, den er verkörpert. NFT als Distinktionsmittel Einige NFT-Projekte sind darauf ange- legt, eine eigene Community auszubilden, zum Beispiel die „Cryptopunks“. Das ist eine Sammlung von 10.000 kleinen Por- träts, die aus lediglich 24 mal 24 Pixeln bestehen und Männer- und Frauenköpfe, Affen und Aliens darstellen. Jedes Porträt zeichnet sich durch eine einzigartige Kom- bination von bis zu sieben Attributen aus einem Set von 87 verschiedenen Eigen- schaften aus, die durch einen Algorithmus zusammengestellt werden. Ein weiteres NFT-Projekt, das in der Szene inzwischen Kultstatus hat, ist der „Bored Apes Yacht Club“, dessen Mitgliedsausweise kleine digitale Affenbildchen im Comic-Stil sind. Ein Vorteil für Mitglieder kann zum Bei- spiel der Zugang zu exklusiven Szenepartys sein. Es geht da- rum, einer Fangemeinde Iden- tifikationsangebote zu machen. Mit einigen NFT-Verkäufen in den vergangenen Monaten wurden siebenstellige Gewinne erzielt. Das macht einen NFT je- doch noch nicht zwangsläufig zu einem guten Investment. Selbst Sven Hildebrandt, nor- malerweise lautstarker Befürworter von Krypto-Investments, äußert sich eher zurückhaltend: „Die sich häufenden Nach- richten über hohe Millionenerlöse, die NFT aus Projekten wie Cryptopunks oder Bored Apes erzielen, machen mich skep- tisch“, sagt der Chef von Distributed Ledger Consulting, einer auf die Blockchain spe- zialisierten Unternehmensberatung. „Da herrscht Goldgräberstimmung!“ Entsprechend empfiehlt er, sich nicht auf die Suche nach Goldnuggets zu machen, sondern nach den Geschäftsmodellen Aus- schau zu halten, „die den Goldgräbern die Schaufeln verkaufen“. In Frage käme etwa die PlattformOpensea, die allerdings nicht gelistet ist, aber Anfang des Jahres eine 300 Millionen US-Dollar schwere Anleihe plat- ziert hat.Oder die börsennotierte Plattform Coinbase, deren Hauptgeschäft allerdings der Handel mit Kryptowährungen ist. Auch Investor Adrian Marcu, der von verschiedenen digitalen Assets bereits über- zeugt ist, hat noch seine Zweifel: „Bei Bel- voir haben wir derzeit NFT noch nicht in unsere Krypto-Investmentstrategien inte- griert, weil die Bewertung sehr schwierig ist“, gibt er zu bedenken. Geldwäsche Ob die Preise, die derzeit für NFT gezahlt werden, realistisch sind, ist schwer zu beurteilen. Das erleichtert es Betrügern, NFT zur Geldwäsche zu nutzen. In der Praxis, so beschreibt es beispielsweise das Compliance-Unternehmen Kerberos, das sich auf digitale Geldwäscheprävention spe- zialisiert hat, funktioniert das folgenderma- ßen: Man kauft zunächst mit sauberemGeld ein NFT-Kunst- werk und bietet es wiederum zum Kauf an. Über einen Mit- telsmann erwirbt der Geldwä- scher dann mit Schwarzgeld seinen eigenen NFT zu einem erheblich höheren Preis. In der Regel finden die Käufe in einer Kryptowährung statt, was zu- sätzliche Möglichkeiten bietet, die Händleridentität und die Herkunft des Geldes zu ver- schleiern. „Nach außen sieht es nun so aus, als habe der Geld- wäscher durch den gelunge- nen Verkauf des NFT einen hohen Gewinn erzielt“, erläu- Hohe Wogen Der Markt für NFT hat sich explosionsartig entwickelt. 2021 wurden Token für rund 44 Milliarden US-Dollar gehandelt. Quelle:Chainalysis 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 4,0 Mrd.USD I I I I I I I I I I I I I 2021 Jan Dez Umsatz mit NFT auf der Ethereum Blockchain 1,3 Mrd. USD 3,9 Mrd. USD » Da herrscht Goldgräberstimmung. « Sven Hildebrandt, DLC SACHWERTE Non-Fungible Token 238 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © DLC