FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Ruhe stand in Sicht Am Ende ihres Berufslebens haben Finanzberater die Wahl: Verkaufen sie ihren Bestand für einen Einmalbetrag? Oder wählen sie eine Maklerrente ? Der Erfahrungsbericht einer Vermittlerin. D eutschlands Finanzberaterbranche kommt in die Jahre. Mehr als zwei Drittel der Vermittler haben das 50. Le- bensjahr überschritten und sind nicht mehr allzu weit entfernt vom Ruhestand, den fast drei Viertel im Alter von 60 bis 69 Jahren antreten möchten. Doch knapp die Hälfte hat noch keine konkrete Nachfolge- regelung geplant oder getroffen – obwohl jeder Dritte angibt, im Alter finanziell auf den Verkauf des Betriebes oder Bestands angewiesen zu sein, wie eine Studie der Maklerforen Leipzig und der Berufsaka- demie Dresden zeigt (siehe FONDS pro- fessionell 3/2019, Seite 254). Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die Umfrage „Maklerbarometer 2021“ von Po- licen Direkt, einem Aufkäufer von Lebens- policen sowie Maklerfirmen und -bestän- den. 74 Prozent der über 60-Jährigen ha- ben demzufolge ihre Nachfolge noch nicht geregelt. „Die Nachfolgewelle türmt sich immer weiter auf“, sagt Policen-Direkt- Geschäftsführer Philipp Kanschik. Er erwar- tet, dass die Welle 2025 ihren Zenit erreicht. Immer mehr Makler favorisierten bei der Nachfolge eine Kombination aus gemein- samer Übergangsphase mit anschließen- dem Rentenmodell (siehe Grafik Seite 273). „Das ist finanziell am attraktivsten und schützt vor Bestandsabrieb beimÜber- gang“, meint Kanschik. Probe aufs Exempel Die Redaktion machte die Probe aufs Exempel und fragte bei Silke Wilde nach, bis 2020 Inhaberin der Fokal Gesellschaft für Versorgungskonzepte im westfälischen Rheine. Die 56-Jährige entschied sich vor drei Jahren wegen einer ernsten Erkran- kung, den Beruf aufzugeben. Ihre Erfah- rungen bei der Suche nach einemNachfol- ger und die Gründe für eine Maklerrente schildert sie im Interview auf Seite 276. Wilde wandelte ihre krankheitsbedingt geringe Bestandscourtage von 24.000 Euro pro Jahr in eine Rente gleicher Größen- ordnung um. „Ich hatte Glück, schon im zweiten Versuch an den passenden Käufer zu geraten“, sagt sie. Der neue Makler, die Policen Direkt Versicherungsvermittlung GmbH, bringt Wilde zufolge das Wichtigs- te mit: Know-how für die praktische Über- tragung und die ernsthafte Absicht, die Bestände langfristig zu betreuen. Damit wähnt sie ihre alten Kunden auf der siche- ren Seite – und sich selbst auch, denn: „Ich bekomme ja Geld nur für tatsächlich über- tragene Verträge“, so die Ex-Maklerin. Kanschik meint, potenzielle Bestands- käufer seien dünn gesät. „Kleinere, lokale Käufer fallen aus, weil ihnen weitgehend die Erfahrung für Übertragungsprozesse fehlt“, sagt der Policen-Direkt-Chef – auch wenn es durchaus Gegenbeispiele gibt (sie- he Seite 278). Seine Prognose: „Bestands- käufer werden zunehmend größer und » Bei der Übertragung sind persönliche Präferenzen, rechtliche und steuerliche Punkte zu bedenken. « Silke Wilde, Ex-Maklerin Der letzte Arbeitstag: Laptop zu, ein paar persönliche Dinge einpacken – und ab nach Hause. Für Angestellte mag das so ablaufen. Mit einer eige- nen Firma gestaltet sich der Eintritt in den Ruhestand schwieriger. FONDS & VERSICHERUNG Maklerrente 272 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © DEAGREEZ | STOCK.ADOBE.COM; POLICEN DIREKT

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