FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

ten auf absehbare Zeit deutlich negativ bleiben. Wer langfristig ein Vermögen aufbauen möchte, kommt also auch in Zukunft nicht an Aktien vorbei.Das ist die eine gute Nachricht für die Branche. Die zweite: Mag sein, dass sich viele An- leger angesichts der geopolitischen Risiken mit Neuinvestments zurückhalten werden. An ihren Fondssparplänen werden die meisten aber festhalten, schließlich fehlt es nach wie vor an lukrativen Alternativen. An einem einzelnen Sparplan verdient ein Fondsanbieter nicht viel. Doch die schiere Masse sorgt in der Summe für ein einträg- liches Geschäft. Beispiel Union Investment: Allein im vergangenen Jahr eröffneten die Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken unterm Strich 584.000 neue Sparpläne, fast zwei Drittel davon auf Aktienfonds. In Summe betreut der Asset Manager der Ge- nossenschaftsbanken mittlerweile 6,3 Mil- lionen Sparverträge. Das sorgt Jahr für Jahr für einen verlässlichen Mittelzufluss in Mil- liardenhöhe ganz unabhängig davon, ob die Börse gerade läuft oder nicht. Dass 2021 für Union Investment ein Rekordjahr war, verwundert daher nicht. Auch Allianz Global Investors, die DWS und Universal-Investment verbuchten so hohe Zuflüsse in Wertpapierpublikums- fonds wie nie zuvor, zeigt die Analyse der BVI-Investment- statistik (siehe Grafiken nächste Seite). Die DWS stieß mit ih- rem Nettomittelaufkommen von über 30 Milliarden Euro in dieser Produktkategorie dabei gewissermaßen in eine neue Dimension vor: Die Summe übersteigt den Betrag, den die gesamte Branche im Durchschnitt der vergangenen 25 Jahre einwerben konnte. Nicht alle im Plus Die Analyse der BVI-Statistik fördert weitere Erkenntnisse zutage: Trotz der insgesamt erfreulichen Zahlen lief es 2021 keineswegs für alle Anbieter rund. 44 Asset Manager meldeten dem Verband ihren Absatz mit Wertpapierpublikumsfonds. 27 von ihnen verbuchten Mittelzuflüsse, bei 17 zogen Anleger unterm Strich jedoch Geld ab. Das hat oft individuelle Gründe. Beispiel Franklin Templeton: Anleger aus Deutsch- land zogen netto fast 725 Millionen Euro aus den Fonds des US-Asset-Managers ab. Das liegt vor allem an den einstigen Best- sellern. So flossen allein aus den beiden Flaggschifffonds von Starmanager Michael Hasenstab und der Templeton-Growth- Strategie in Summe über 930 Millionen Euro ab. Sprich: Mit dem Rest der Pro- duktpalette konnte Franklin Templeton ordentlich Geld einwerben. Nach wie vor stecken 8,4 Milliarden Euro von deutschen Anlegern im Temple- ton Growth, weitere 1,2 Milliarden entfal- len auf die Hasenstab-Fonds. In Summe ist das mehr als die Hälfte dessen, was die Ka- lifornier insgesamt in Deutschland einge- worben haben.Wenn die einstigen Bestsel- ler ihre Performanceprobleme nicht nach- haltig in den Griff bekommen, wird es für die Kalifornier schwierig werden, dem BVI einen Zufluss melden zu können. Neue Teilnehmer Die jüngste Statistik des Branchenver- bands wartet mit einem interessanten Randaspekt auf: Gleich mehrere Anbieter haben dem Branchenverband für das ver- gangene Jahr erstmals ihre Zahlen gemel- det, darunter zwei Häuser, die auch im Retailgeschäft mit Wertpapierpublikumsfonds ak- tiv sind. Demnach verwaltete der paneuropäische Asset Ma- nager Candriam zum Jahres- wechsel rund 2,6 Milliarden Euro für Anleger aus Deutsch- land. Das Mittelaufkommen 2021 belief sich auf knapp 670 Millionen Euro. Wellington Management betreut hierzu- lande gut 2,8 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr musste die US-Gesellschaft den BVI- Zahlen zufolge Abflüsse von rund 230 Millionen Euro ver- buchen. BERND MIKOSCH FP Bestes Jahr der Historie Nettomittelaufkommen von Fonds in Deutschland Sowohl mit Publikums- als auch mit Spezialfonds warb die Branche im vergangenen Jahr so viel Geld ein wie nie zuvor. Quelle:BVI Offene Spezialfonds Offene Publikumsfonds Geschlossene Fonds Mrd. Euro -50 0 50 100 150 200 250 2020 2015 2010 2005 2000 1997 256 193 Mrd. Euro –27 » Viele Sparer haben offenbar ihre chronische Distanz zur Wertpapier- anlage verloren. « Alexander Schindler, BVI VERTRIEB & PRAXIS BVI-Statistik 338 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © BVI

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