FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
Windhorst-Engagement? Immerhin sollten H2O-Investoren eine gewisse Nervenstärke angesichts des von Co-Chef Chailley um- schriebenen Mottos der Boutique mitbrin- gen. Ein Grund für die helle Aufregung unter den Anlegern dürften Fälle wie der des einstigen britischen Starinvestors Neil Woodford oder eines Ex-GAM-Managers gewesen sein, die kurz zuvor ans Tageslicht gekommen sind. Die Manager hatten zum Teil massiv in illiquide Papiere investiert. Ihre Fonds mussten eingefroren und abge- wickelt werden. Offenbar grassierte die Furcht, dass sich H2O als ähnlich gelager- ter Fall entpuppen könnte. „Absolut liquide“ Daneben dürfte die Person Windhorst Unbehagen geschürt haben. „Wenn jemand einmal eine Firma gegen die Wand fährt, kann man das als Fehler zugestehen, aus dem er seine Lehren zieht“,sagte ein bekann- ter deutscher Investor, der nicht namentlich genannt werden möchte, imGespräch mit FONDS professionell. „Wer jedoch öfter Geschäfte gegen die Wand fährt, dem ver- traue ich doch kein Geld mehr an.“ Aus Crastes Sicht stellte sich die Situa- tion anders dar. Er nannte die Anleger- flucht einen „Amoklauf“, ausgelöst durch ein angeblich „unfaires Medieninteresse“an den illiquiden Anleihen in seinen Portfo- lios. „Die Liquidität unserer Fonds infrage zu stellen kommt der Feststellung gleich, dass eine Bank die Einlagen nicht bedie- nen kann“, argumentierte der H2O-Grün- der. „Unsere Strategien waren und bleiben absolut liquide“, betonte damals der Mathe- matiker und Aktuar, der bei der französi- schen Großbank Crédit Agricole seine Kar- riere als Portfoliomanager begonnen hat. Crastes ergänzte ein Versprechen: „Wir wer- den niemals unsere Fonds schließen.“Doch es sollte anders kommen. Einstweilen ebbten jedoch ob dieser Beteuerung die Mittelabzüge ab. Crastes, Chailley und Co. setzten den Wert der Anleihen herab und kündigten an, den Bestand an illiquiden Bonds zu reduzieren. Dafür sollte mit Windhorst, der mittler- weile als Sponsor des Fußballklubs Hertha BSC Schlagzeilen machte, eine Rücknah- mevereinbarung getroffen werden. Interne Aufarbeitung Nach wie vor konnte sich Crastes auf eine treue, mitunter sogar regelrecht ein- geschworene Schar an Investoren und Ver- mittlern stützen, die dem Investmentstar die Treue hielten. Auch nüchternere Profis wie der Kölner Dachfondsmanager Eck- hard Sauren zeigten sich weiterhin vom Potenzial der Franzosen und von ihrer Kompetenz bei makroökonomischen Ana- lysen überzeugt, dem eigentlichen Kern der H2O-Strategien. Zugleich setzte die Aufarbeitung der Geschehnisse ein.Natixis startete eine Ana- lyse der hausinternen Risikokontrollen.Die Gebeuteltes Flaggschiff Der nach Volumen größte Fonds der Investmentboutique erlitt in den jüngsten Börsenkrisen zum Teil heftige Rückschläge. Quelle:Mountain-View |Teletrader 200 300 400 500 600 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 Anteilspreis H2O Multibonds FCP 291,2 Euro 261,43 Euro Euro Empfindliche Einbußen Die Schwellenländer-Strategie von H2O geriet wiederum mit dem Ukraine- Krieg besonders in die Bredouille. Quelle:Mountain-View |Teletrader 50 75 100 125 150 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 Anteilspreis H2O Multi Emerging Debt 74,7 USD-Dollar 111,91 USD-Dollar USD- Dollar » Wir werden niemals unsere Fonds schließen. « Bruno Crastes, H2O Asset Management, im Juni 2019 fondsprofessionell.de 1/2022 349 FOTO: © H2O ASSET MANAGEMENT
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