FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

lionen Euro zurückgezahlt, deren Entge- gennahme nach Einschätzung der Bafin eine Erlaubnis nach dem Kreditwesenge- setz (KWG) bedurft hätte“, schrieb Wind- horst in seinem Twitter-Account. „Durch die Rückabwicklung erledigen sich die Rechtsstreitigkeiten mit der Bafin, die bei Gerichten anhängig sind“, fasste er seine Wahrnehmung des Konflikts zusammen. Die Aufsicht widersprach prompt. Eine Bafin-Sprecherin benutzte gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zei- tung“ in demZusammenhang den Begriff „Anordnung“. Stillhalteabkommen Das Drama ging weiter. Noch im November erklärte ein Amsterdamer Gericht Windhorsts Tennor Holding auf Antrag eines Investors für insolvent. Der Entscheid wur- de zum Jahreswechsel aber aufgehoben. Windhorst hatte sich außergerichtlich mit dem Antragsteller geeinigt. Doch der Deal hat Folgen für die H2O-Anleger. Denn Wind- horsts Gesellschaft handelte ein sechsmona- tiges Stillhalteabkommen mit seinen Gläu- bigern aus. In der Folge erhalten die H2O- Portfolios keine Rückzahlungen, die Auf- lösung verzögerte sich weiter. Die Gesell- schaft setzte denWert der Windhorst-Papie- re einmal mehr herunter. Unter den Eignern der H2O-Fonds regte sich Unmut. „Wenn die Schulden vorran- gig besichert und garantiert sind, wie von H2O behauptet, verstehe ich nicht, warum sie auf ihre Rechte verzichten und einem sechsmonatigen Stillhalteabkommen zu- stimmen sollten“, sagte Dominique Stucki, Anwalt der Investorenvereinigung „Collec- tif Porteurs H2O“. Die Gruppe hatte sich formiert, um die Hintergründe der Affäre und mögliche Entschädigungen für die Anteilseigner auszuloten. Keine Geschenke Derweil dräute im Osten der nächste Akt der Tragödie. Russlands Präsident Wladimir Putin ließ seine Truppen an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren, um das Nachbarland zu überfallen. Als der Krieg begann, der Westen mit Sanktionen reagierte und die Finanzmärkte ins Tau- meln gerieten, stürzten zwei H2O-Fonds besonders stark ab: das 1,4 Milliarden Euro schwere Flaggschiff H2O Multibonds so- wie der H2OMulti Emerging Debt (siehe Charts). Eine Ursache: markante Engagements im russischen Rubel sowie in russischen und ukrainischen Staatsanleihen. Die Investmentboutique stell- te die Rubel-Position als nicht so groß dar und betonte, dass ein Verkauf einem „Geschenk“ an die Käufer und Russlands Regierung gleichkomme. H2O verwaltete per Ende Ja- nuar nicht einmal mehr 14 Milliarden Euro. Das Drama schreibt sich fort, Ausgang offen. SEBASTIAN ERTINGER FP Deutlich mitgenommen Auf Fünfjahressicht steht der drittgrößte Fonds von H2O besser da, verbuchte aber ebenfalls kräftige Rücksetzer. Quelle:Mountain-View |Teletrader 100 110 130 140 150 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 Anteilspreis H2O Multi Aggregate 126,81 Euro 109,07 Euro Euro Stapellauf bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft: Die traditionsreiche Werft war durch Verzögerungen beim Bau der Autofähre „W. B. Yeats“ in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Mit seinem Einstieg rettete Investor Lars Windhorst zunächst das Dock. Doch dann kam es zum Insolvenzantrag – und zu einem Neustart. » Durch die Rückabwick- lung erledigen sich die Rechtsstreitigkeiten mit der Bafin, die bei Gerich- ten anhängig sind. « Lars Windhorst, Tennor Holding, im November 2021 fondsprofessionell.de 1/2022 351 FOTO: © FLENSBURGER SCHIFFBAU-GESELLSCHAFT

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