FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
Lichtblick für Banken Ein Zinsanstieg rückt angesichts der Inflation näher. Damit dürfen Banken endlich auf steigende Zinserträge hoffen, zeigen Analysen. Dennoch stehen den Finanzinstituten weitere Umbauten bevor. D ie Durststrecke der Banken durch die Niedrigzinsphase könnte vor dem Ende stehen. Die Zeichen mehren sich, dass die Notenbanken die Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik einleiten. Unklar ist noch, ob der Krieg in der Ukraine diese Entwicklung bremst oder beschleunigt. Studien klopften bereits ab, wie sehr sich eine Anhebung der Leitzinsen auf die Ertragslage der Geldhäuser auswirkt. Dabei kommt ein recht stattlicher Auf- schlag heraus. Dennoch reichen die höheren Einnahmen allein nicht aus, um die Ertragsmisere der europäischen und speziell der deut- schen Geldhäuser zu beenden. So diagnostizieren die Analysten der Unternehmensberatung Bain & Company eine erhebliche Schwäche bei der Eigenkapitalren- dite deutscher Geldhäuser. Sie lag 2020 bei mageren 1,1 Prozent. Die- ses Niveau wurde nur in den Jah- ren 2019, 2009, 2008 sowie 2003 unterschritten. „Das ist zwar ein ernüch- terndes Ergebnis“, sagt Bain-Deutschland- chef und Studien-Co-Autor Walter Sinn. Den Geldhäusern sei es aber immerhin gelungen, die Kosten zu reduzieren. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income Ratio) verbesserte sich 2020 um vier Pro- zentpunkte auf 72 Prozent. Für einen Euro Ertrag mussten die Banken also 72 Cent an Kosten verbuchen. Zudem gelang es den Instituten, die Bilanzsumme erstmals seit der Finanzkrise 2008 deutlich auszuweiten. Dahinter stecken vor allem die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen zur Eindäm- mung der Pandemiefolgen. Kleine Schritte Andererseits belastete eine höhere Risi- kovorsorge die Rendite. Weiterhin gelang es den deutschen Instituten nicht, sich aus der Abhängigkeit von Zinseinnahmen zu lösen. Zwar stiegen die Provisionsüber- schüsse 2020 auf fast 33 Milliarden Euro – ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch steht dieser Einnah- menblock für nicht einmal 30 Prozent des Rohertrags. „Die Anstrengungen, bislang kostenlose Dienstleistun- gen zu bepreisen und bestehende Gebühren zu erhöhen, führen nur in kleinen Schritten zu einer Ver- besserung im Ertragsmix“, kom- mentiert Sinn die Zahlen. „Das ist fatal in Zeiten schwindender Zinsüberschüsse.“ Leitet die Europäische Zentralbank jedoch eine Abkehr von der Niedrig- zinspolitik ein, hellt sich das Bild an dieser Stelle wieder auf – sogar Morgendämmerung in Frankfurt: Die Europäische Zentralbank gewährt zumindest die Aussicht auf ein steigendes Zinsniveau. Dies würde die Ertragsmisere der deutschen Finanzinstitute deutlich mildern. Zinswende verleiht Flügel Diese Faktoren steigern die Banken-Eigenkapitalrendite Eigenkapitalrendite 1,1 % Reduzierung Risikovorsorge + 1 % Zinseffekt + 2-3 % Höhere Provisionserträge + 0-1 % Kosteneinsparungen + 1-1,5 % Wandel des Geschäftsmodells + 1-2 % Konsolidierung + 1-2 % Ausblick gesteigerte Eigenkapitalrendite 8-10 % Die Unternehmensberatung Bain billigt steigenden Leitzinsen den größten Effekt auf die Bankbilanzen zu. Quelle:Bain&Company BANK & FONDS Zinswende 408 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © LEA CABRERA | STOCK.ADOBE.COM
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