FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022
Früh übt sich Immer mehr Finanzinstitute bieten eigene Girokonten für Kinder und Jugendliche an – in der Hoffnung, sie langfristig an sich zu binden. Das ist nicht unumstritten. J unge Menschen, die um und nach der Jahrtausendwende geboren wurden, zählen zur Generation Z. Quasi mit der Muttermilch haben diese „Post-Millennials“ den Umgang mit den digitalen Medien aufgesaugt. Nicht nur sie, sogar Zehnjähri- ge sind heutzutage bereits mit In-Game- Käufen, E-Commerce oder digitalen Abo- Produkten wie Spotify oder Netflix ver- traut – und haben dabei so manchem Erwachsenen etwas voraus. Auf diese sehr junge Zielgruppe kon- zentrieren sich jetzt auch einige Fintechs. Unternehmen wie Pockid aus Hamburg oder Gohenry aus Großbritannien offerie- ren Kiddies eigene Girokonten mitsamt einer Debit-Kreditkarte – und das bereits ab einem Alter von sieben Jahren.Mindest- anforderungen scheinen somit lediglich erste Schreib- und Lesekenntnisse sowie das kleine Einmaleins zu sein. „Bestehende Angebote, beispielsweise von Sparkassen, bieten kaum eine zeitgemäße Lösung, um die ersten unabhängigen und sicheren Schritte im Internet zu tätigen“, sagt Jes Hennig, Gründer von Pockid. „Die uns allen bekannte Girocard funktioniert nicht im Internet und nicht im Ausland. Außer- dem gibt es keine dezidierten Banking Apps mit Echtzeit- und Sicherheitsfunk- tionen“, so seine Beobachtung. Neben einer eigenen IBAN beinhaltet das Zahlungskonto von Pockid eine Mas- tercard, die guthabenbasiert funktioniert und bei Einkäufen direkt belastet wird.Die Eröffnung erfolgt komplett digital, ledig- lich ein Elternteil muss zustimmen. Nach Angaben des Unternehmens ist der durch- schnittliche Pockid-Nutzer 16 Jahre alt und tätigt mehrere Transaktionen pro Woche, vornehmlich im Bereich Gaming und E- Commerce. Die Jugendlichen kaufen sich beispielsweise das neueste Update für ihr Lieblingsspiel oder wickeln ihren Amazon- Einkauf ab. Einen Dispo gibt es nicht, und die Erziehungsberechtigten sollen auch weiterhin die Kontrolle behalten. „Über einen dezidierten Elternzugang können diese die Karte sperren, falls sie mal nicht auffindbar ist, kontaktloses Bezahlen ein- und ausschalten und das Konto einmalig oder regelmäßig per Taschengeld-Assistent aufladen – alle genannten Punkte in Echt- zeit“, erläutert Hennig. Um die junge Ziel- gruppe zu erreichen, setzt das Unterneh- men insbesondere auf die sozialen Medien. Vor allem auf Tiktok ist Pockid mit vielen Videos vertreten. Mehrere Anbieter Im „Teenie-Segment“ tummeln sich mitt- lerweile zahlreiche Player. Darunter befin- den sich neben traditionellen Großbanken wie HSBC, J.P. Morgan oder ING auch „Puristen“ wie die neu gegründeten Neo- banken Kard oder Vybe aus Frankreich oder eben Pockid. Auch die hiesige Smart- » Ein Kind braucht im Regelfall kein eigenes Girokonto. « Niels Nauhauser, Verbraucher- zentrale Baden-Württemberg Na, wie hältst du’s mit der Knete? Wie Menschen mit Geld umgehen, haben sie häufig schon in jungen Jahren gelernt. Viele Eltern versu- chen zumindest, ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein. BANK & FONDS Teenie-Banking 412 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © DMITRY LOBANOV | STOCK.ADOBE.COM
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