FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

schen Auseinandersetzungen in der Ukrai- ne recht zu geben. Schüßler: Angesichts der kriegerischen Er- eignisse und des tragischen Schicksals vieler Menschen in der Ukraine fällt es schwer, über Performance zu sprechen. Anders als die zum Teil starken Kursrückgänge bei den marktbreiten Aktienindizes und vor allem der Wachstumswerte weltweit konn- te unser Fonds bis etwa Mitte März sogar ein leichtes Plus erzielen. Unabhängig von der weiteren Entwicklung des Krieges und den derzeit nicht abzusehenden Konse- quenzen bin ich allerdings schon weit vor dem Einmarsch russischer Truppen von einem insgesamt schwierigen Jahr für die Kapitalmärkte ausgegangen. Heuser: Was waren Ihre Beweggründe? Schüßler: Schon im Übergang vom ver- gangenen ins laufende Jahr war meiner Ansicht nach absehbar, dass es zu einer nicht zu unterschätzenden Neuorientie- rung an den Kapitalmärkten kommen würde. Bereits da war offensichtlich, dass wir es mit Zentralbanken zu tun haben, die der Inflation nicht mehr Herr werden und gleichzeitig vor dem Problem stehen, dass sie eigentlich gezwungen sind, die extrem niedrigen Zinsen anzuheben, wozu es – zumindest in den USA – wohl auch kurzfristig kommen wird. Ganz zu schwei- gen von explodierenden Ölpreisen, eine Entwicklung, die durch die Situation in der Ukraine sogar noch zusätzlich Nah- rung erhalten hat. Glow: Was bedeutet das für die weitere Entwicklung Ihres Fonds? Schüßler: Derzeit ist wahrscheinlich nie- mand in der Lage, eine auch nur annä- hernd verlässliche Prognose zur künftigen Entwicklung abzugeben. Was sich aber schon zeigt: In einer extrem schwierigen Situation spricht vieles dafür, dass ein auf dividendenstarkeWerte ausgerichteter Fonds erneut eine relative Stärke gegenüber her- kömmlichen Investments zeigen wird.Und in einem auch künftig von absehbar hoher Inflation geprägten Umfeld sehen wir uns vergleichsweise gut aufgestellt. Heuser: Aber ist der Investitionsgrad des Fonds angesichts einer Kasseposition von nicht einmal vier Prozent nicht zu hoch in der derzeitigen Lage? Schüßler: In einer Situation, in der die Real- zinsen immer noch bei Werten von minus fünf, wenn nicht minus sieben Prozent liegen, würde ich mir mit einer höheren Kasseposition doch lediglich jährliche Verluste in einer entsprechenden Größen- ordnung einkaufen. Da fühle ich mich mit einer Aktie wohler, die eine hohe Dividen- de zahlt und im Idealfall einen Puffer in volatilen Märkten darstellt – trotz der zu erwartenden Unsicherheiten.Noch dazu ist ein Teil der Kasseposition in Gold geflos- sen, was sich zuletzt ausgezahlt hat. Glow: Die Struktur des Fonds hat sich aber insgesamt schon stark verändert. Die reine Anzahl ihrer Investments lag früher bei viel- leicht 55Werten, heute sind zirka 75 Aktien imFonds. Was sind die Hintergründe? Schüßler: An der grundsätzlichen Ausrich- tung des Fonds hat sich nichts Wesentli- ches geändert. Wir suchen nach wie vor nach Aktien von Unternehmen, die mög- lichst über den Konjunkturzyklus hinaus ein tragfähiges Geschäftsmodell aufweisen und auch in schwierigen Zeiten eine sta- bile Dividende zahlen können. Wir haben allerdings versucht, den Fonds etwas breiter und flexibler aufzustellen. Glow: Und das bedeutet konkret? Schüßler: Wir haben unter anderem einige kleinere Positionen in einer Reihe attrakti- ver Werte aus der Automobilbranche und dem Bankensektor hinzugekauft. Gleich- zeitig wurde die Größe der Einzelpositio- nen im gesamten Fonds etwas reduziert. Wiesen in der Vergangenheit einige unserer großen Aktienpositionen zum Teil eine Gewichtung von fünf Prozent oder mehr auf, so haben heute auch die größten Posi- » Ein Teil der Kasse- position ist in Gold geflossen, was sich zuletzt ausgezahlt hat. « Thomas Schüßler, DWS MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Thomas Schüßler | DWS 88 fondsprofessionell.de 1/2022 KREUZ VERHÖR FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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