FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022
Raoul Heraeus investierte das Vermögen seiner Familie bislang vor allem in alternative Anlageklassen. Mit Oakfin Partners legt er nun einen Dachfonds auf, mit dem der weltweit auf überzeugende Nachhaltigkeitsstrategien setzen möchte. E s gibt Hunderte Nachhaltigkeitsfonds. Und dennoch soll sich der Oakfin Better Tomorrow Fund, an dessen Auflage Raoul Heraeus mit seinem Team von Oakfin Partners arbeitet, deutlich von der breiten Masse abheben. Herr Heraeus, Sie führen seit gut sechs Jahren die Geschäfte des Family Office Ihrer Familie. Wie kommt es, dass Sie nun einen Publikumsfonds initiieren? Raoul Heraeus: Ich war in den letzten Jah- ren häufig involviert in die Auflage von Fonds, die sich an einen kleinen Adressa- tenkreis professioneller Investoren richteten. Da ging es um Private Equity, Venture Capital oder Immobilien. Das Investment- geschäft ist also nicht neu für uns, sondern nur das Vehikel.Die Idee entstand, weil wir selbst auf der Suche nach Fonds waren, die zum einen breit diversifiziert sein sollten, zum anderen aber auch nachhaltig inves- tieren – und zwar aus Überzeugung und mit einem plausiblen Ansatz, nicht mar- ketinggetrieben. Mir geht es darum, dass das Geld Unternehmen zugutekommt, die nachweislich dabei helfen, die großen Pro- bleme unserer Welt zu lösen. Ich konnte hierzulande aber kaum Fonds finden, die diesem Anspruch gerecht werden. Im Gespräch mit Freunden, Bekannten und Investoren merkte ich schnell: Das geht anderen auch so! Also war klar, dass es offensichtlich einen großen Bedarf für ein solches Produkt gibt. Moment: Die Zahl der Nachhaltigkeitsfonds ist rasant gewachsen. Auch wenn nicht jeder „dunkelgrün“ ist, nehmen einige Asset Manager das Thema durchaus ernst. Das sind leider nur sehr wenige. Green- washing ist ein Riesenproblem: Die meis- ten Fonds werden nicht ansatzweise dem gerecht,was die Anleger eigentlich erwarten. Es fehlt die Transparenz, bei der klar kom- muniziert wird, was genau Nachhaltigkeit für den Anbieter bedeutet und wie diese eingehalten wird. Gerade die großen Asset Manager „leben“Nachhaltigkeit nicht wirk- lich, sondern sehen das eher als Marketing- instrument. Andere nehmen das Thema zwar ernst, enttäuschen aber bei der Perfor- mance.Wir haben 4.600 Fonds gescreent – die Ergebnisse waren ernüchternd. Dennoch haben Sie nicht begonnen, selbst Wertpapiere auszusuchen, sondern sich für einen Dachfonds entschieden. Warum? Wir haben unseren Blick geweitet und weltweit nach ESG-Fonds gesucht. Da sind wir auf viele überzeugende Lösungen ge- stoßen, die hierzulande aber nicht vertrie- ben werden. So kam es zu unserer Idee: Wir machen die besten Nachhaltigkeits- manager der Welt ausfindig und holen sie hierher.Unser Dachfonds gibt ihnen gewis- sermaßen das Startkapital sowie die Mar- ketingplattform für den Vertrieb im euro- päischen Raum. Dieses Konzept hat auch unseren Partner Universal Investment über- zeugt, der den Fonds verwaltet. Als Service- Kapitalverwaltungsgesellschaft kann Uni- versal Investment den ausländischen Asset Managern anbieten, ihre bestehende Strate- gie im Rahmen einer deutschen, irischen oder luxemburgischen Fondsstruktur nach Europa zu holen. So haben wir einen viel größeren Hebel in der Hand als mit einem „Greenwashing ist ein Riesenproblem “ » Es geht darum, viel Geld in die richtige Richtung zu lenken. « Raoul Heraeus, Oakfin Partners 144 fondsprofessionell.de 2/2022 MARKT & STRATEGIE Raoul Heraeus | Oakfin Partners
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