FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022
als bei Aktien zeigen die bei Finanzinfor- mationsdiensten wie Bloomberg veröffent- lichten Preise nur ein grobes Bild des Marktes. Wer letztendlich wann wie viel für ein Anleihe zahlte, wissen mitunter nur Käufer, Verkäufer und Abwickler. Hilfreiche Daten Der Frankfurter Handelsplatzbetreiber startete daher jüngst eine neue Datenplatt- form. Dazu greift die Deutsche Börse auf Abwicklungsdaten ihres Nachhandels- dienstleisters Clearstream zurück. „Unsere Kunden haben einen hohen Bedarf an qualitativ hochwertigen Daten zu Preisen und Volumina von festverzinslichen Instru- menten“, erläutert Dorfard. Diese Angaben würden eine Messung der Liquidität sowie die Schätzung von Ausführungspreisen für Sekundärgeschäfte erleichtern. Solche Datensammelpunkte entwickel- ten auch andere Akteure. Der Fondsanbie- ter Alliance Bernstein etwa programmierte ein System, das Offerten von Händlern automatisiert einliest.Die Datensätze sollen den hauseigenen Händlern die Entschei- dung erleichtern, wo und zu welchen Kon- ditionen sie einen Auftrag einstellen. Auf der anderen Seite gewinnen elek- tronische Handelsplattformen wie CME Broker-Tec, Tradeweb oder Market-Axess an Bedeutung. Eine wichtige Rolle spielen da- bei anonyme Pools. Hier geben die Akteu- re ihre Order ein, ohne ihre Identität preis- zugeben. Stößt das Gebot auf Interessenten, werden die Parteien zusammengeführt. Die Corona-Pandemie, die in anderen Feldern die Digitalisierung forciert hat, bescherte dem elektronischen Bondhandel einen Schub. Die Bedeutung des E-Han- dels schwankt allerdings nach Region und Teilmarkt. Den Greenwich-Umfragen zu- folge sprang sein Anteil beim Handel soli- der US-Unternehmensanleihen von unter 30 Prozent Ende 2019 auf immerhin fast 40 Prozent Ende 2020. Bei US-Hochzinsan- leihen stieg der E-Handelsanteil in dersel- ben Zeit von unter 15 auf über 25 Prozent. Besser informiert Umgekehrt zeigen die Zahlen aber auch, dass der Großteil des Bondhandels nach wie vor über klassische Kanäle und abseits der Börsen stattfindet. Gleichwohl verän- dern Digitalisierung und modernes Daten- management das Geschäft. „Es ist wichtig festzuhalten, dass die Händler zwar immer noch chatten und die Kunden direkt anru- fen, aber sie tun dies besser informiert als ihre Vorgänger in den 1980er- und 1990er- Jahren“, betont Coalition-Greenwich-Exper- te McPartland. „Die Daten und Analysen von den Handelsplätzen sowie von den Informations- und den Liquiditätsanbie- tern ermöglichen viel bessere Entscheidun- gen. Die Aufträge werden intelligenter ein- gefädelt, auch wenn sie über herkömm- liche Kanäle abgewickelt werden.“ SEBASTIAN ERTINGER FP Herkömmliche Handarbeit Wie eine Anleihentransaktion zustande kommt Anleihendeals werden meist über den Griff zum Hörer oder das Schreiben einer Nachricht eingefädelt. *Mehrfachnennungenmöglich |Quelle:CoalitionGreenwich,Umfrage2021 Groß im Bond-E-Commerce Akteure im elektronischen Anleihenhandel Bei elektronischen Bondhandelsplattformen haben sich mittlerweile große Akteure etabliert – gemessen am E-Handelsvolumen. Quelle:CoalitionGreenwich,2020 Fenics UST 6 % + + Market-Axess 5 % Dealerweb & Nasdaq 9 % CME Broker-Tec 37 % Tradeweb 22 % Bloomberg 22 % » Der Handel mit festver- zinslichen Finanzinstru- menten ist fragmentiert und intransparent. « Alireza Dorfard, Deutsche Börse Überstunden machen Über Zwischenhändler Über einen anonymen Pool Anleihen ins Buch nehmen Kunden per Telefon anrufen Nachricht en an Kunden senden Anteil der Nennungen* 69 % 63 % 50 % 25 % 13 % 6 % MARKT & STRATEGIE Bondhandel 168 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © GERALD SCHILLING | DEUTSCHE BÖRSE
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