FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Indexklausel im Stresstest Indexierte Mietverträge kamen mangels tatsächlicher Inflation bislang nicht in die Verlegenheit, ihre Funktionstüchtigkeit unter Beweis stellen zu müssen. Das könnte sich bald ändern. I mmobilien eignen sich als Inflations- schutz – zumindest unter bestimmten Umständen. Diese sind jedoch weniger in der Immobilie selbst begründet, denn die mögliche Wertsteigerung einer Immobilie hängt vor allem von ihrem Standort ab – und der entwickelt sich unabhängig von der Inflation. Ein Inflationsausgleich muss vielmehr vertraglich hergestellt werden.Das findet in der Regel statt, indem der zu zahlende Mietpreis regelmäßig an die Infla- tionsrate angepasst wird (siehe FONDS professionell 4/2021, Seite 218). Anfang Herbst vergangenen Jahres sprang die Inflationsrate in Deutschland über fünf Prozent. Das hatte es jahrzehnte- lang nicht gegeben, und entsprechend weit verbreitet war die Zuversicht, dass sie mit dem Abklingen der Coronawelle wieder zurückgehen würde – am besten auf EZB- vernünftige zwei Prozent. Das ist einstweilen nicht passiert. Im Gegenteil. Der Krieg in der Ukraine und die daraufhin verabschiedeten Sanktionen gegen Russland haben die Inflation drama- tisch weiter steigen lassen. Im April dieses Jahres lag sie bei 7,4 Prozent, und es gibt einige Stimmen, die sagen, das sei erst der Anfang.Ob Indexklauseln in Mietverträgen einer Belastungsprobe standhalten, konnte mangels Inflation bislang kaum geprüft werden. Das dürfte sich bald ändern. Üblicher Vertragsbestandteil Indexklauseln in Mietverträgen sind leicht zu handhaben und – weil sie auf einen extern berechneten Wert referieren – den Mietern auch leichter zu vermitteln als zum Beispiel Staffelmieten. „Mietverträge zu indexieren ist im angelsächsischen Aus- land die Norm, während es in Kontinental- europa unterschiedlich gehandhabt wird“, sagt Wolfgang Speckhahn, Manager für alternative Investments bei Dea Capital Real Estate Germany. „Bei den Gewerbe- immobilien des Hausinvest sind 70 Pro- zent der Mietverträge indexiert“, sagt Mario Schüttauf, Portfoliomanager des offenen Immobilienfonds von Commerz Real, einer Commerzbank-Tochter. Auch bei Wohnimmobilien ist die In- dexierung inzwischen üblich: „Wir sind schon vor Längerem dazu übergegangen, in den Neubauten unseres offenen Immo- bilienfonds indexierte Mietverträge abzu- schließen“, sagt Thomas Meyer, Vorstand bei Wertgrund, Anbieter des allein auf deutsche Wohnimmobilien fokussierten Fonds Wertgrund Wohnselect D. Die Ent- scheidung bringt auch mit sich, dass eine » Wir setzen die Indexanpassung nicht zu 100 Prozent um. « Thomas Meyer, Wertgrund Mieter haben in den vergangenen Jahrzehnten kaum auf eine Index- klausel in ihren Verträgen geachtet. Künftig dürften die entsprechenden Passagen des Kleingedruckten mehr Aufmerksamkeit erfahren. Zum Schwerpunkt Immobilien finden in Mann- heim 21 Fachvorträge statt – einige davon explizit zur Frage, wie ein Immobilienengagement zum Schutz gegen Wertverlust durch Inflation wirkt. ANMELDUNG: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 21. + 22. JUNI 2022 SACHWERTE Inflationsschutz 222 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © MORITZ | STOCK.ADOBE.COM

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