FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

schnell an eine sich ändernde Nachfrage- situation anpassen. Nagel: „Die Container- hersteller in China haben im ersten Quar- tal rund 25 Prozent weniger Container produziert als im Vorjahr.“ Der Zweitmarkt für Container ist demgegenüber, wie Nagel sagt, „weiterhin außergewöhnlich“. Reedereien geben nur wenige Bestandscontainer an die Leasing- gesellschaften zurück, sondern verlängern ihre Verträge. Auch mustern sie Bestände kaum aus, sodass sich die Preise mit rund 2.000 US-Dollar pro gebrauchten Standard- container auf recht hohem Niveau bewe- gen. Der Preis für Neubauten liegt bei unter 3.000 Dollar, was allerdings immer noch ein „weit über den historischen Durchschnittswerten liegendes Niveau ist“, so Nagel. Insofern sieht er seine Strategie bestätigt, lieber in Bestandsflotten zu investieren. Da das Portfolio bereits eingedeckt ist und alle Container langfristig vermietet sind, kann sich das aktuelle Angebot „von den wesent- lichen Risiken, die sich aus der veränderten Marktsituation ergeben, entkoppeln“. Blei- ben also Bonitätsrisiken der Mieter. Das sind jedoch weltweit führende Container- reedereien wie die erwähnte Maersk, die für ihre Containerschifffahrts-Sparte gerade ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr auf sagenhafte 30 Milliarden US-Dollar ange- hoben hat. Ebbe beendet Zwar sind die Marktzyklen von Containern und Schiffen sehr unterschiedlich. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Schifffahrt 2007 in eine Kri- se geriet, aus der sie sich zwölf Jahre lang nicht befreien konn- te, während das viel flexiblere Containergeschäft mehrere Höhen und Tiefen erlebte. „Im Herbst 2019, also im Jahr vor der Pandemie, war bereits alles für einen Aufschwung der Schifffahrt gege- ben, was aus Investmentgesichtspunkten hochinteressant wirkte“, sagt Philipp Wünschmann, Head of Shipping bei der Berenberg Bank. Denn die Branche war „fundamental unterinvestiert“, und die Neubaubestellungen lagen auf einem historischen Tief. Und dann kam Corona und sorgte für einen Befreiungsschlag: „Die Pandemie hat die Situation dramatisch zugespitzt: Einige Linienreedereien haben in nur einem Jahr die Verluste der vorangegangenen zehn Jahre aufgeholt“, sagt Wünschmann. Die Entwicklung spiegelt sich auf dem Markt für Schiffsanteile, deren Kurs am Zweit- markt binnen Jahresfrist um locker das Zweieinhalbfache zulegte (siehe Grafik). Ausblick „Aber auch über dieses Jahr hinaus blicken wir fundamental positiv auf die Branche, der als zentraler Infrastrukturbau- stein des Welthandels global wie regional eine Schlüsselrolle zukommt“, ist Wünsch- mann zuversichtlich. In naher Zukunft steht für die Branche an, dass sie ihre Crews wahrscheinlich neu sortieren muss. 15 Prozent der Seeleute der weltweiten Handelsmarine sind Russen und Ukrainer. „Ein weiteres Problem besteht in der Auszahlung ihrer Heuer, weil die russischen Banken sanktioniert sind“, ergänzt Wünschmann. „Reedereien sind gerade dabei, häufig zusammen mit den Familien der Seeleute neue Konten bei nicht sanktionierten Banken einzurichten.“ In fernerer Zukunft muss die Branche an ihrem nega- tiven Umweltimage arbeiten. ESG-Kriterien haben bisher kaum Eingang in die maritime Wirtschaft gefunden. Das muss sich ändern, denn, so Wünsch- mann, „Investoren, die sich heute für Schiffe interessieren, wünschen ein Engagement auf dem Nachhaltigkeitsniveau mindestens eines Artikel-8- Fonds.“ Bis dahin ist es trotz aller aktuellen wirtschaftlichen Erfolge noch ein Stück des Wegs. TILMAN WELTHER FP Gebraucht, aber gefragt Durchschnittskurse in Prozent des Nominalkapitals Binnen Jahresfrist hat der Kurs für Schiffsanteile am Zweitmarkt geschlos- sener Fonds locker um das Zweieinhalbfache zugelegt. Quelle:DeutscheZweitmarkt 0% 20% 40% 60% 80% 100% März Feb Jan. Dez. Nov. Okt. Sept. Aug. Juli Juni Mai April Zweitmarkt für Schiffsbeteiligungen 1 83,5 % 31,6 % 2021 2022 » Der Container-Zweit- markt ist weiterhin außergewöhnlich. « Marc Nagel, Buss SACHWERTE Logistik 252 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © JOST FINK

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