FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022
baren Risiko werden. Bleiben Wartung und Reparaturen mit Originalteilen aus, dann fliegen die Maschinen sozusagen aus demMarkt raus. Verknappung Der internationale Luftverkehr muss wegen des Ukrainekrieges mit gehörigen Einschrän- kungen umgehen. Der russische Luftraum ist ge- sperrt, was zum Beispiel für Reisen nach Asien heißt, dass die Piloten Um- wege nehmen müssen und mehrere Stunden län- ger unterwegs sind. Wenn Maschinen für gewohnte Strecken jetzt deutlich län- ger brauchen, müssen die Airlines zusätzliche Kapazi- täten vorhalten, wenn sie ihren Flugplan aufrechter- halten wollen. Und je län- ger sich die Beschlagnah- mung der mehreren hun- dert Maschinen hinzieht, umso unwahrscheinlicher wird es, dass sie je wieder in den internatio- nalen Leasingmarkt zurückkommen. Fluggesellschaften leiden seit Corona darunter, dass ihre Maschinen nicht aus- gelastet sind, entsprechend gestalten sich Neuvermietungen schwerer als vor Corona, wobei insbesondere der A380 auch schon vor Beginn der Covid-19-Pandemie erheb- liche Probleme im Remarkteing hatte (siehe den Beitrag „Flug ins Ungewisse“ in FONDS professionell 2/2020, Seite 210). Müsste die Verknappung des Angebots um mehr als 400 Maschinen nicht die Remar- keting-Chancen der im Markt verbliebe- nen Maschinen verbessern? Anzahl vergleichsweise klein „Es handelt sich zwar um eine große Zahl von Flugzeugen“, sagt Christian Mailly, Flugzeugmanager beim Emissionshaus Dr. Peters, „im Vergleich zur weltweiten Ge- samtflotte fällt sie aber kaum ins Gewicht.“ Volker Vogler, Vertriebsspezialist beim Firmenkreditinvestor Muzinich, pflichtet ihm bei: „Der Zahl der Flugzeuge im Besitz nicht russischer Leasinggeber steht eine weltweite Flotte von derzeit 25.900 Verkehrsflugzeugen gegenüber.“ Die in Russland beschlagnahmten Maschinen machen also weniger als zwei Prozent der weltweiten Flugzeugflotte aus. „Außerdem“, darauf macht Udo Pickartz, Rechtsanwalt in der Kanzlei Simmons & Simmons, auf- merksam, „sind ja nicht alle Maschinen, die bisher Russland anflogen, dort geblieben, viele sind ja auch noch rechtzeitig rausgekommen und sind jetzt gegebenenfalls ohne Beschäftigung, weil sie nicht mehr nach Russland fliegen dürfen.“ Alte Flieger Außerdem sei etwa die Hälfte der beschlagnahm- ten Maschinen schon zehn bis 15 Jahre alt, zum Teil noch älter. „Sie befinden sich in der zweiten Hälfte ihrer Nutzungsdauer“, sagt Vogler, „infolgedessen er- warten wir nur geringe Auswirkungen auf die Aussichten und die weitere Sibylle Pähler, Doric: „Zu Kriegsbeginn waren zirka 515 kommerziell genutzte Flugzeuge von nichtrussi- schen Leasinggebern an russische Airlines verleast.“ Christian Mailly, Dr. Peters: „Die Zahl fällt kaum ins Gewicht. Würde es sich umWidebodies handeln, wäre das anders.“ Langsame Genesung Entwicklung der Ticketverkäufe seit Corona 1 Die russische Invasion in der Ukraine hatte auf den Verkauf von Tickets für internationale Flüge so gut wie keinen Einfluss. 1 Veränderung imVergleichzu2019 |Quelle: IATAEconomics |Stand:April2022 24. Februar: Beginn des Kriegs in der Ukraine Flugbuchungen Inland -100% -80% -60% -40% -20% 0% April I I I Jan I I I I I I Juli 2021 I I I I I I Jan I 2022 Dez Flugbuchungen international -48,0 % -39,9 % -87,0 % -49,3 % Zeitpunkt des Ticketverkaufs SACHWERTE Flugzeugfonds 256 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © EVELINE CONRADS | DORIC, DR. PETERS
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