FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

General überholung Die Anbieter von Indexpolicen warben einst mit Sicherheit und der Chance auf Kapitalmarktrenditen. Nachdem sie die Produkte neu ausrichten mussten, kann das aber kaum noch funktionieren. C ontainerfrachter, Kreuzfahrtdampfer oder Superyacht: Wenn Schiffe einige Jahre auf den Meeren dieser Welt unter- wegs waren, müssen sie ins Trockendock. Dort werden sie von der Brücke bis zum Kiel inspiziert, repariert und modernisiert. Erst nach dieser Generalüberholung dür- fen sie wieder in See stechen. Ein Blick auf den aktuellen Markt für Indexpolicen zeigt, dass auch die Versiche- rer die einstigen Yachten unter den Absatz- bringern zuletzt einer Generalüberholung unterzogen haben.Der Grund dafür ist vor allem der Anfang 2022 neu festgelegte Höchstrechnungszins, der sich seitdem auf nur noch 0,25 Prozent beläuft. Eine weitere Ursache ist das stark gestiegene Interesse an nachhaltigen Anlage- und Versicherungs- produkten, dem die Indexpolicenanbieter nachkommen wollen. Die generalüberhol- ten Policen mögen mit ihren neuen Fea- tures nun wieder härter am Wind segeln. Große Manöver werden sie voraussichtlich aber nicht mehr hinlegen. FONDS professionell hat zum sechsten Mal die wesentlichen Merkmale der zum Neugeschäft angebotenen Indexpolicen unter die Lupe genommen (siehe Tabellen ab der nächsten Seite). Wie in der Analyse für das Jahr 2021 sind aktuell 16 Anbieter amMarkt. Kein Unternehmen hat sich aus dem Geschäft mit Indexpolicen zurück- gezogen, es ist aber auch keines hinzu- gekommen. Im Vergleich zu den Jahren zuvor, als immer mehr Versicherer versuch- ten,mit Indexprodukten einen Ausweg aus demNiedrigzinsdilemma zu finden, ist das eine echte Trendwende. Weniger Beratung „Seit die Allianz im Jahr 2007 als erster Anbieter mit einer Indexpolice an den Start ging, hat sich diese Produktart eta- bliert“, sagt Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzpla- nung (IVFP).Dies zeigten die Befragungen, die das IVFP alljährlich vornimmt. So er- gab die jüngste Umfrage, dass etwa zwei Drittel aller teilnehmenden Vermittler regelmäßig zu Indexpolicen beraten. „Im Vordergrund stehen aktuell jedoch fonds- gebundene Policen, insbesondere ohne Garantie“, weiß Hauer. „Bei Indexpolicen geht die Beratungshäufigkeit zurück.“ Das mag auch daran liegen, dass die Produkte, die schon immer komplex waren,mitunter noch undurchsichtiger wurden. So funktioniert’s Bei einer Indexpolice zahlt der Sparer regelmäßig Beiträge ein, die in das Siche- rungsvermögen des Anbieters fließen. Deklariert der Versicherer Überschüsse, kann der Policeninhaber wählen: Entweder er lässt sich seine Überschussbeteiligung verzinsen, oder er nutzt sie, um an der Entwicklung eines oder mehrerer Indizes zu partizipieren. Der Zins wird immer für die kommen- den zwölf Monate garantiert, dann wird er dem Sicherungsvermögen gutgeschrieben. Wählt der Versicherungsnehmer für den bevorstehenden Zwölfmonatszyklus die Partizipation an der Kapitalmarktentwick- lung, verwendet der Versicherer seine Über- schüsse, um über Finanzderivate, meist Optionen, in einen Index oder Indexmix zu investieren. Macht das Underlying in Im Trockendock: Schiffe müssen regelmäßig auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Auch die Anbieter von Indexpolicen haben ihre Produkte zuletzt an die verän- derten Marktbedingungen angepasst. FONDS & VERSICHERUNG Indexpolicen 280 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © JUOZAS55 | STOCK.ADOBE.COM

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