FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Talfahrt für den Faktor Der Gesetzgeber hat zu Jahresbeginn den für Lebensversicherer elementaren Höchstrechnungszins gesenkt. Damit hat er auch die Rentenfaktoren für Fondspolicen in den Keller geschickt. D ie Zinsen bewegen sich immer noch nahe der Nulllinie – auch wenn die Europäische Zentralbank immer deutli- cher versichert, dass es mit den Null- und Negativzinsen bald vorbei sein soll.Die Ver- braucher haben ohnehin schon mit dem Geldbeutel abgestimmt: Klassische Lebens- versicherungen mit Garantieverzinsung lassen sie links liegen, sie greifen lieber zu fondsgebundenen Policen. Sie hoffen, den mickrigen Zinsen so ein Schnippchen schlagen und höhere Renditen erwirtschaf- ten zu können. Das Kalkül geht in der Re- gel auch auf – ist aber nur die halbe Wahr- heit. Denn in der Auszahlphase, in der An- leger eine vom Versicherer gezahlte Rente erhalten, sind sie vom Zinsumfeld abhän- gig. Dann überführen die Gesellschaften das erwirtschaftete Kapital aus den Invest- mentfonds in ihren Deckungsstock. Somit wird aus jeder Fondspolice letztlich eine konventionelle Lebensversicherung. Da sich bei fondsgebundenen Renten- und Lebensversicherungen nicht vorhersa- gen lässt, wie sich die gewählten Fonds ent- wickeln, können Versicherer keine feste Ver- zinsung garantieren. „Um Kunden zumin- dest eine gewisse Sicherheit und Orientie- rung zu bieten, sagen viele Anbieter einen garantierten Rentenfaktor zu, der unter an- derem vom aktuellen Höchstrechnungs- zins abhängt“, erklärt Jens Oliver Martin, Zentralbereichsleiter Produktmanagement Lebensversicherung bei der Alten Leipzi- ger. „Dieser Faktor ist eine Umwandlungs- quote und gibt an, wie viel Euro Monats- rente ein Versicherter in der Auszahlungs- phase für jeweils 10.000 Euro Fondsgutha- ben erhält.Die Höhe des Faktors wird dem Kunden bereits bei Versicherungsbeginn für einen weit in der Zukunft liegenden Rentenbeginn garantiert.“ Beläuft sich der Rentenfaktor beispielsweise auf 32 Euro und die Ablaufleistung auf 100.000 Euro, so erhält der Ruheständler monatlich eine Summe von 320 Euro vor Steuern. Ernüchternde Analyse Das auf Versicherungen spezialisierte Analysehaus Franke und Bornberg hat im Zuge der Senkung des Höchstrechnungs- zinses zu Jahresbeginn von 0,9 auf 0,25 Prozent die aktuellen und garantierten Rentenfaktoren der wichtigsten Lebensver- sicherer untersucht. Dass diese sinken, war abzusehen, das Ausmaß ist dennoch über- raschend. Für die Kunden klingt das zu- nächst nach einer schlechten Nachricht. Ein Blick auf die Berechnung und Ausge- staltung der Rentenfaktoren zeigt aber, dass » Bei Rentenbeginn nimmt der Versicherer eine sogenannte Günstigerprüfung vor. « Jens Oliver Martin, Alte Leipziger Viele Radfahrer mögen es, wenn es bergab geht – im Gegensatz zu Inhabern von Fondspolicen, die von der Senkung der in der Auszahl- phase elementaren Rentenfaktoren betroffen sind. Wer sich zu fondsgebundenen Rentenversicherun- gen auf dem Laufenden halten will, dem sei der FONDS professionell KONGRESS am 21. und 22. Juni in Mannheim ans Herz gelegt: Vorträge von neun Ausstellern haben Fondspolicen zum Thema. ANMELDUNG: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 21. + 22. JUNI 2022 FONDS & VERSICHERUNG Rentenfaktoren 296 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © FELIX VOGEL | STOCK.ADOBE.COM

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