FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022
Kein PEPP fürs Alter? Seit über zwei Monaten dürften Finanzdienstleister die sogenannte Europarente anbieten. Es macht aber keiner. Die Gründe dafür sind vielfältig. Unter anderem fehlen einheitliche EU-Steuergesetze. C omputer sind nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Jeder hat mittler- weile einen – zumindest in Form eines Smartphones, die nichts anderes als Mini- PCs mit eingebauter Telefonfunktion sind. Die ersten „Personal Computer“ kamen schon in den 1970er-Jahren auf den Markt, ihren Durchbruch feierten sie aber erst im darauffolgenden Jahrzehnt, als IBM mit einem Erfolgsmodell vorlegte und andere Hersteller auf den Zug aufsprangen. Mög- licherweise ergeht es dem „Pan-European Personal Pension Product“ (PEPP) ähnlich. Die „Europarente“, die in der vorgeschrie- benen Standardversion (Basis-PEPP) ein in andere Länder portables, kostengünstiges Altersvorsorgeprodukt mit Kapitalgarantie oder einer Risikominderungstechnik zur Verlustbegrenzung sein soll, kann seit dem 22. März angeboten werden (siehe auch FONDS professionell 4/2020, Seite 404). Im offiziellen PEPP-Register der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA, in dem alle Produkte verzeichnet werden müssen, fin- det sich bislang aber kein einziges. Laut EIOPA planen zwar 21 Gesellschaften, PEPPs aufzulegen. Die Aufsicht verrät aber nicht, um welche Anbieter es sich handelt und aus welchem EU-Staat sie kommen. Deutschland wird mit hoher Wahrschein- lichkeit nicht zu den PEPP-Vorreitern zählen. FONDS professionell hat sich bei 18 großen deutschen und internationalen Versicherern und Asset Managern umge- hört, ob sie hierzulande eine Europarente anbieten möchten. Von den zwölf Gesell- schaften, die Auskunft gaben, plant keine die Auflage eines entsprechenden Pro- dukts. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatte kurz vor dem Starttag Ende März ebenfalls kei- ne Kenntnis von PEPP-Plänen in der deut- schen Assekuranz. Aus der Fondsbranche ist das Gleiche zu hören. Vier Problembereiche Die von der Redaktion gefragten Finanz- dienstleister und Marktbeobachter nennen insgesamt vier Gründe für die Abstinenz. Zwei Punkte führten Skeptiker schon kurz nach der Verabschiedung der PEPP-Ver- ordnung im August 2019 an, die beiden anderen sind neu oder standen zumindest nicht so deutlich im Fokus. Da ist erstens die steuerliche Komplexität des Produkts, wenn es wie gedacht in mehr als einem Land bespart wird. Hinzu kommen zwei- tens die absehbaren Probleme beim Ver- trieb. Drittens werden die regulatorischen Vorgaben genannt, etwa zur Garantie und zur Risikominderungstechnik. Als vierter Punkt kommt die ungeklärte Frage zur Sprache, wie es denn überhaupt um die Zukunft privater Altersvorsorgeprodukte in Deutschland bestellt ist. Eine Gesell- schaft führte zudem das fehlende Markt- potenzial an: Die Zielgruppe, die tatsäch- lich ein europaweit portables Vorsorge- » Die vorgeschriebene Wahrscheinlichkeit für Inflationsausgleich schafft kein Produkt. « Alexander Kling, Ifa-Institut Viele junge Menschen in Europa müssen sich überlegen, wie sie neben der gesetzlichen Rente privat vorsorgen. Auf die Europarente PEPP können sie im Moment allerdings noch nicht setzen. FONDS & VERSICHERUNG PEPP-Rente 302 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © DEAGREEZ | STOCK.ADOBE.COM
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