FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

produkt nachfrage, sei schlicht nicht groß genug. Steuer-Dickicht Vor allem die ungeklärten Steuerfragen lassen die Gesellschaften zögern – sie wur- den am häufigsten als Grund für die Zurückhaltung genannt. „Die Einführung eines PEPP wird unter anderem durch eine Besteuerung der Leistungen nach Muster des jeweiligen europäischen Mit- gliedsstaates erschwert, was eine hohe Komplexität mit sich bringt“, formuliert es Walter Hohenstatt, Leiter Vorsorgemanage- ment bei der Deka. „Die Idee ist, dass ein Kunde seine Euro- parente in einem Land startet und dort in den Vertrag einzahlt. Wenn er umzieht, beginnt er für ein anderes Unterkonto in dem neuen EU-Staat zu sparen, in dem er dann arbeitet“, erläutert Justus Lücke, Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig.Das klingt so weit plausibel. „Aller- dings herrschen in jedemMitgliedsstaat an- dere Steuer- und Sozialversicherungsgesetze, sodass die PEPP-Einzahlungen in einem Land steuerlich begünstigt sein können, in einem anderen aber nicht“, erklärt Lücke. In der Praxis führt das zu einem großen Verwaltungsaufwand, der in der Renten- phase noch größer werden dürfte und den die Anbieter offensichtlich scheuen (siehe Kasten nächste Seite) Staatlich gefördert? Ob PEPPs in Deutschland als steuerlich geförderte Altersvorsorgeprodukte aner- kannt werden, steht übrigens noch in den Sternen – ein Teilaspekt des Steuerpro- blems, das potenzielle PEPP-Anbieter eben- falls zögern lässt. Die seit Dezember regie- rende Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen hat wie die zuvor amtierende Gro- ße Koalition aus den Unionsparteien und der SPD noch nichts entschieden: „Das weitere Vorgehen einschließlich weiter- gehender Konkretisierungen hierzu ist von der Bundesregierung derzeit noch nicht entschieden worden“, teilte das Bundes- finanzministerium auf Anfrage mit. Das Gleiche gilt für die Pläne der Bun- desregierung zur Reform der privaten Altersvorsorge.Die Ampelkoalition möchte das System grundlegend reformieren.Dazu gehört das Angebot eines öffentlich verant- worteten Fonds mit einer Opt-out-Mög- lichkeit. Auch die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Ren- diten, als sie bei den verschiedenen Riester- Varianten möglich sind, soll geprüft wer- den. Für bestehende Verträge dieser staat- lich geförderten Altersvorsorgeprodukte soll es aber einen Bestandsschutz geben. „Riester ist tot, über den Bürgerfonds wur- de noch nicht entschieden, ebenso über PEPP“, sagt Lücke. „Wegen dieser Ungewiss- heit ist es nicht verwunderlich, dass die Gesellschaften abwarten, um nicht aufs falsche Pferd zu setzen.“ Schließlich wolle keiner einen Schnellschuss wagen und dann das Produkt 50 Jahre bedienen müs- sen, wenn es nicht konkurrenzfähig ist. Vertrieb Eine weitere Baustelle ist aus Sicht der Finanzdienstleister der Vertrieb. Experten wiesen schon 2019 darauf hin, dass ein PEPP wegen der steuerlichen Implikatio- nen und den Vorgaben zur Kapitalanlage ein komplexes, beratungsintensives Produkt ist. Vermittler haben also einiges an Arbeit vor sich – und die möchten sie vergütet wissen. Allerdings ist für PEPPs ein Kosten- deckel von einem Prozent pro Jahr vor- gesehen, der auch die Vertriebsausgaben decken muss. Eine ausführliche Beratung lässt sich da kaum finanzieren. Ein digitaler, kostenschlanker Vertrieb ist zwar ausdrück- lich vom EU-Gesetzgeber gewünscht. Die Umsetzung ist allerdings sehr schwierig. „Zudem bevorzugen Verbraucher bei kom- plexen Produkten einen Gesprächspartner aus Fleisch und Blut“, so Lücke. Alexander Kling, Ifa-Institut: „Die Anforderungen an Kriterien wie Kapitalerhalt sind im aktuellen Kapitalmarktumfeld überhaupt nicht erfüllbar.“ Daniel Ziska, GPC Tax: „Das Land des Altersruhe- sitzes hat den ersten Zugriff, dann wird geschaut, was die anderen bekommen.“ » Die Einführung wird durch eine Besteuerung nach Muster des jeweili- gen EU-Mitgliedsstaates erschwert. « Walter Hohenstatt, Deka fondsprofessionell.de 2/2022 303 FOTO: © GPC TAX, IFA-INSTITUT

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