FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022
Immer noch Störgeräusche Der Markt für Grundfähigkeitspolicen boomt, auch als Alternative zur Arbeitskraftabsicherung. Aber vielfach sind die Versicherungs- bedingungen schwammig formuliert. Worauf Makler achten sollten. G eht es um die Absicherung der Ar- beitskraft, ist die Berufsunfähigkeits- versicherung (BU) die Königsdisziplin. Sie greift unabhängig von der Art der Krank- heit, wenn der Kunde den vertraglich ver- einbarten BU-Grad von meist 50 Prozent in seinem ausgeübten Beruf erreicht (siehe FONDS professionell 3/2021, Seite 258). Aber: „Über 30 Millionen Berufstätige ha- ben keinen privaten Schutz ihrer Arbeits- kraft“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses Franke und Bornberg. Menschen mit gesundheitlich riskanteren Berufen wie Handwerker oder Künstler könnten sich den BU-Schutz vielfach nicht mehr leisten. Immer mehr Deutsche müs- sen zur Arbeitskraftabsicherung deshalb auf andere Produkte ausweichen, etwa eine Erwerbsunfähigkeitspolice (siehe Ausgabe 4/2021, Seite 266). Eine andere Option sind Grundfähigkeitsversicherungen. Ein Blick zurück: Im Dezember 2000 startete die Canada Life mit dieser bis dato in Deutschland völlig unbekannten Police. Versichert ist der Verlust bestimmter Fähig- keiten, die zur Bewältigung des Alltags ge- hören. Die Rente fließt also bei Beeinträch- tigung der Lebensführung – unabhängig davon, ob die berufliche Tätigkeit weiter ausgeübt werden kann oder nicht. Einziger Maßstab: der Verlust von Fähigkeiten, auf die Versicherte im Alltag angewiesen sind. Ist dies nach ärztlicher Beurteilung mindes- tens zwölf Monate lang ununterbrochen der Fall, springt die Versicherung ein. „Wir zahlen auch, wenn der Kunde weiterarbei- tet“, warb Canada Life schon damals. Gut zwei Jahrzehnte später hat sich am Grundsatz für den Grundfähigkeitsschutz nicht viel geändert. Inzwischen bieten rund zwei Dutzend Unternehmen entsprechen- de Policen an. Der Prognosezeitraum hat sich gegenüber den Anfängen deutlich ver- kürzt und liegt mittlerweile als Marktstan- dard bei sechs Monaten. „Die zwölf Mona- te gibt es nur noch bei weniger leistungs- starken Basisprodukten“, hat Philip Wenzel vomVersicherungsmakler BSC aus Kronach beobachtet. Der Experte für Arbeitskraft- absicherung hält im Endkundenportal Worksurance.de auch einen Marktvergleich zur Grundfähigkeitsversicherung parat (sie- he Tabelle Seite 310). Dieser Vergleich versteht sich nicht als Gesamtranking, son- dern als Analyse der Allgemeinen Versiche- rungsbedingungen (AVB). Das ist auch bitter nötig, denn außer bei den funda- mentalen Fähigkeiten Sehen, Sprechen und Hören unterscheiden sich die Defini- tionen der Leistungsauslöser massiv. Kritische Töne Dies hat auch die großen Ratingagentu- ren zu kritischen Kommentaren veranlasst. Das Analysehaus Franke und Bornberg (F&B) zum Beispiel, das 2014 das erste Rating von Grundfähigkeitstarifen auf dem » Wir zahlen auch, wenn der Kunde weiterarbeitet. « Canada-Life-Werbung bei der Produkteinführung im Jahr 2000 Künstler tun sich – genau wie Hand- werker – oft schwer damit, eine bezahlbare Berufsunfähigkeitsversi- cherung abzuschließen. Für sie kann eine Grundfähigkeitspolice eine kos- tengünstige Alternative darstellen. FONDS & VERSICHERUNG Grundfähigkeitspolicen 306 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © SONDEM | STOCK.ADOBE.COM
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