FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

so ein Geheimnis um die Bestandspro- visionen machen“, sagt Rauch. „Dem Endkunden gegenüber müssen sie die Zuwendungen ja ohnehin offenlegen, da könnten sie meiner Meinung nach gleich für volle Transparenz sorgen.“ Signifikante Unterschiede Auch wenn der Vergleich der Kon- ditionen von Comdirect, DAB und VDH für fünf Fonds kein vollständi- ges Bild zeigt, so wird doch deutlich, dass es je nach Lagerstelle mitunter signifikante Unterschiede geben kann. Das gilt umso mehr am anderen Ende der Wertschöpfungskette, beim Mak- ler. FONDS professionell bat verschie- dene Vermittler, zu recherchieren, wie hoch die Bestandsprovisionen für die fünf genannten Fonds liegen – je nachdem, über welchen Pool und welche Plattform der Fonds bezogen wird. Die konkreten Zahlen dürfen aus den bekannten Gründen nicht veröffentlicht werden, klar ist aber, dass die Schere zum Teil weit aufgeht. Es kommt mehrfach vor, dass die Bestandsprovision für Fonds A bei Depotbank B und Abwicklung über Pool C mehr als das Doppelte dessen beträgt, was Pool D zahlen würde, wenn die Antei- le bei Bank E liegen. Aber: Nie liegt immer die eine Plattform oder der eine Pool vorn – zu individuell sind offensichtlich die Konditionen, die der Vermittler mit dem Pool, der Pool mit der Plattform und die Plattform mit der KVG ausgehandelt hat. Im Schnitt ähnlich So unterschiedlich die Provisionssätze für einen bestimmten Fonds bei verschiede- nen Depotstellen auch sein mögen, in der Branche herrscht Einigkeit darüber, dass die Konditionen im Schnitt ähnlich sind. „Die eine Plattform erhält vielleicht aus historischen Gründen bei einer bestimm- ten KVG gute Konditionen, dafür hat die andere beim nächsten Anbieter besser ver- handelt“, berichtet ein Branchenkenner. In der Praxis bewahrheitete sich das im vergangenen Jahr bei der Übernahme des Wertpapiergeschäfts der Augsburger Aktien- bank (AAB) durch die Ebase. „Wir fragten uns, was die AAB-Integration für unsere Provisionseinnahmen bedeuten würde“, er- zählt der Chef eines Maklerpools, der nicht namentlich zitiert werden möchte. „Bei einzelnen Positionen gab es relevante Unterschiede, über den gesamten Bestand änderte sich aber fast nichts.“ Fondskonzept-Vorstand Alexander Leh- mann meint, Vermittler sollten ohnehin nicht in erster Linie die Provisionen im Auge haben. „Wir sehen eine isolierte Betrachtung der Höhe von Bestandsprovi- sionen als wenig zielführend an“, sagt er. Schon heute zählten Kundenservice, digitale Beratungsprozesse und Know- how-Transfer zu den Erfolgsfaktoren in der Finanzberatung. „Wir als Dienstleister für den Finanz- berater sind davon überzeugt, dass die- se Faktoren zukünftig noch prägnan- ter in Erscheinung treten werden“, so Lehmann. Die signifikante Zunahme der Servicegebühr, Vereinbarungen der Makler mit ihren Kunden, Lösungen im Bereich der Vermögensverwaltung sowie die steigende Nachfrage nach provisionsfreien Anteilsklassen seien Ausdruck dieser Entwicklung. Martin Eberhard sieht das anders: „Bis heute spielen Bestandsprovisionen eine entscheidende Rolle, nicht nur für die meisten Vermittler am Markt, sondern auch für alle weiteren Betei- ligten.“ Bei vielen Pools würden sie nach wie vor mehr als die Hälfte der Gesamt- courtage ausmachen. „Es wäre ein Einfaches und lange überfällig, Transparenz in der Abrechnung von Provisionen zu gewähr- leisten“, meint der Makler. „Technik ist das eine, Vertrauen in der Zusammenarbeit das andere. Das Schweigen der Branche ist für mich ein deutliches Zeichen, dass es hier um sehr viel Geld geht.“ Einkünfte selbst in der Hand Abschließend gilt festzuhalten, dass Fondsvermittler in der Tat immer öfter zu Beratungshonoraren und Servicegebühren wechseln und sich nach und nach vom Provisionsmodell (siehe auch FONDS pro- fessionell 1/2022, Seite 312) verabschieden. Angesichts intransparenter Konditionen und häufiger Änderungen ist das keine schlechte Idee. Denn wenn ein Vermittler auf Honorarbasis arbeitet oder auf eine Fondsvermögensverwaltung umstellt, hat er tatsächlich den Überblick über seine Einkünfte – und muss sich nicht mit der Prüfung undurchsichtiger Abrechnungen herumschlagen. ANDREA MARTENS, BERND MIKOSCH FP Die DAB BNP Paribas nannte FONDS professionell als einer von wenigen Vertrieben die laufende Vertriebsprovision, die sie von Investmentgesellschaften für bestimmte Fonds bekommt. » Eine isolierte Betrach- tung der Höhe von Bestandsprovisionen ist wenig zielführend. « Alexander Lehmann, Fondskonzept VERTRIEB & PRAXIS Maklerpools 320 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © ARGUM | FALK HELLER

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