FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

ner, seien es nun größere Vertriebsgruppen wie MLP, der Bankenvertrieb über Spar- kassen sowie Genossenschaftsbanken oder auch die bankunabhängigen Finanzberater. Sie stellen wegen einer Schwächephase nicht gleich das ganze Konzept infrage. Und zum Thema steigende Zinsen gleich sinkende Kurse kann ich nur sagen, dass wir beim Phaidros Funds Balanced sehr wählerisch vorgehen und nicht ohne Grund unsere Positionen angepasst haben. Wobei sich die Frage stellt, was eigentlich aktuell für die Aktie spricht. Die Bewertun- gen waren doch schon vor dem Ukraine- konflikt zu hoch. Von Wallwitz: Auch wenn die Stimmung derzeit im Keller ist, gibt es gute Gründe, optimistisch für Aktien zu bleiben. Aktien sind nominelle Assets, das heißt, steigende Preise führen grundsätzlich zu einem höhe- ren Umsatz. Und wer wie gesagt seine ge- stiegenen Kosten an die Verbraucher wei- terreichen kann, wird auch seinen Gewinn steigern. Zudem ist inzwischen die makro- ökonomische Situation weitgehend einge- preist. Eine Leitzinsanhebung der US-No- tenbank in Höhe von bis zu drei Prozent bis Ende des Jahres wird vomMarkt erwar- tet und voraussichtlich keine größeren Aus- wirkungen mehr haben. Selbst ein Öl- embargo gegenüber Russland oder eine weitere Eskalation der Russland-Ukraine- Krise wären kein Schock mehr. Nicht zu- letzt bleiben ausgesuchte Aktien langfristig ein „sicherer Hafen“. In Zeiten hoher Unsi- cherheit sind sie als reale Vermögenswerte neben Gold immer noch die beste Wahl. Was inzwischen vor allem jüngere Anleger immer häufiger dazu veranlasst, ihr Geld in ETFs anzulegen. Ärgert Sie das? Von Wallwitz: Keineswegs. Der zunehmen- de Zuspruch zu ETFs ist in meinen Augen eine Art Analogie zu der Situation, in der sich die Malerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befunden hat. Damals kam die Fotografie auf, die zum einen deutlich genauere Abbildungen ermöglicht hat, zum anderen war sie sehr viel billiger. Damals ist die Malerei in eine große Krise geraten, weil viele Maler davon gelebt ha- ben,möglichst genau eine Landschaft oder ein Porträt zu malen. Viele Künstler hat das in die Pleite getrieben, weil sie vermeintlich überflüssig waren. Trotzdem ist die Malerei nicht verschwunden. Jene Maler, die wirk- lich etwas konnten, hatten nach wie vor ihre Daseinsberechtigung. Und eine ähnliche Entwicklung erwarten Sie für die Fondsindustrie? Von Wallwitz: Durch den ETF hat die Bran- che der aktiv gemanagten Fonds eine Kon- kurrenz bekommen, die dazu führt, dass insbesondere viele schlechte Fonds aufge- ben mussten. Trotzdemwird es aktiv gema- nagte Fonds weiterhin geben. Nicht nur weil ein guter Fonds den Markt oft schlägt, sondern auch weil es das Bedürfnis bei vie- len Anlegern gibt, dass hinter ihrem Invest- ment jemand sitzt, der mit Sinn und Ver- stand anlegt und die Sache im Griff hat. Wenn ich mir einfach nur ein ETF-Portfo- lio zusammengekauft habe und die Russen marschieren in der Ukraine ein, muss ich mich eben auch selbst darum kümmern und so schwierige Fragen beantworten wie: Verkaufe ich jetzt, oder bleibe ich investiert? Das gefällt aber noch lange nicht jedem. Deshalb setzen nach wie vor viele Anleger lieber auf einen aktiven Manager. Daher sehe ich die ETF-Branche als Konkurrenz an, die uns aber sicher nicht obsolet macht, im Gegenteil: Der Wettbewerb befruchtet. Genauso wie Fotografie und Malerei sich bis heute gegenseitig befruchten. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Georg von Wallwitz Georg von Wallwitz hat Mathematik und Philosophie studiert. Nach Stationen bei der DWS und der Privatbank Hauck & Aufhäuser, für die er schwerpunktmäßig Spezialfonds gema- nagt hat, ist er seit 2004 geschäftsführender Gesellschafter des unabhängigen Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz. » Die ETF-Branche sehe ich als Konkurrenz an, die uns aber sicher nicht obsolet macht. « Georg von Wallwitz, Eyb & Wallwitz FOTO: © MATTHIAS BALK 362 fondsprofessionell.de 2/2022 VERTRIEB & PRAXIS Georg von Wallwitz + Felix von Hardenberg | Eyb & Wallwitz

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