FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Ende des Versteckspiels ? Mancher hofft, dass neue Vorgaben der EU-Wertpapieraufsicht für mehr Transparenz dahingehend sorgen, wer einen Fonds tatsäch- lich verantwortet. Die Chancen stehen aber nicht besonders gut. M anchmal hat man den Eindruck, in der Fondsbranche drehe sich alles nur noch um ein Thema: Nachhaltigkeit. Es vergeht gewissermaßen kein Gespräch, ohne dass irgendwann das Stichwort ESG fällt. Die konkreten Zahlen zum insgesamt in Fonds angelegten Vermögen und zur Zahl der neu aufgelegten Fonds im EU- Raum zeigen allerdings, dass der Eindruck nicht so ganz der Realität entspricht. Dem- nach hat im ersten Quartal das Volumen von nach Artikel 8 oder 9 der EU-Offen- legungsverordnung aufgelegten Fonds mit einem Wert von 45,6 Prozent noch nicht die 50-Prozent-Marke erreicht.Ähnlich sieht es bei den Neuauflagen aus: 138 neue Artikel-8- und Artikel-9-Fonds entsprechen 47 Prozent der insgesamt in der EU im ersten Quartal neu aufgelegten Fonds. Die Zahlen zeigen aber auch, dass der Trend in Richtung mehr ESG-Fonds auch angesichts der jüngsten Marktturbulenzen durchaus intakt ist. Deshalb sollte man doch annehmen, dass sich gerade die Fondsbranche selbst als Vorreiter bei The- men wie mehr Transparenz in Bezug auf die eigenen Produkte zeigt. Tut sie aber nicht. Jedenfalls legt das eine bereits im Februar in Kraft getretene Anordnung der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, im Englischen ESMA abgekürzt, nahe. Bereits Anfang August vergangenen Jahres hatte die Behör- de ihre „Leitlinien zu Marketing-Anzeigen in der Fondsbranche“ veröffentlicht, deren Anwendung kurze Zeit später von der Bafin bestätigt wurde und die ein halbes Jahr danach in Kraft getreten sind. Die ESMA-Leitlinien präzisieren im Wesent- lichen die Anforderungen an Marketing- Anzeigen, zu denen unter anderem auch Fonds-Factsheets gehören, und sollen gewährleisten, dass Anzeigen als solche erkennbar und fair, eindeutig und nicht irreführend sind. Kaum wahrgenommen Viele darin formulierten Soll-Vorgaben, etwa zu den Kosten oder Chancen und Risiken der Fondsanlage, sind im Grunde längst bekannt und werden auch von der Mehrzahl der Verwaltungsgesellschaften bereits umgesetzt. Das könnte ein Grund dafür sein, dass kaum jemand in der Branche wirklich Notiz von der ESMA- Publikation genommen hat. Auf einen interessanten, bisher aber kaum beachteten Aspekt in Abschnitt 6.4 Punkt 45 der Leitlinien weisen allerdings die Experten der Kölner Sauren Fonds- Research hin. Auf knapp drei Zeilen heißt es da: „Jede Änderung, die sich in erhebli- chem Maße auf die frühere Wertentwick- lung des beworbenen Fonds ausgewirkt hat, wie zum Beispiel ein Wechsel des Fonds- managers, sollte deutlich offengelegt wer- den.“ Sauren-Fondsanalyst Matthias Wein- » Erschreckend viele Fonds liefern keine Daten zum Namen des verantwortlichen Fondsmanagers. « Detlef Glow, Lipper Bei manchem Fonds hilft auch keine Lupe und kein noch so genaues Studium der Verkaufsunterlagen, um zu erfahren, wer bei den getroffenen Anlageentscheidungen eigentlich tatsächlich das letzte Wort hat. VERTRIEB & PRAXIS Fondstransparenz 364 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © ANDREY POPOV | STOCK.ADOBE.COM

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