FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

werden sich Vergütungsmodelle durch- setzen, die eine Kopplung an ESG-Ziele vorsehen.“ Für Jahn ist das eine logische Schlussfolgerung: „Nachhaltigkeit ist für alle Asset Manager geschäftsstrategisch rele- vant. Daher muss sie auch Teil der variab- len Vergütung werden, schließlich ist sie ein wichtiges Steuerungsinstrument.“ Aber ist das Versprechen eines höheren Bonus wirklich sinnvoll, wenn man Top- manager zu einem nachhaltigeren Wirt- schaften bewegen möchte? „Vergütung allein treibt keine Veränderungsprozesse“, sagt HKP-Expertin Knab-Hägele, „aber sie unterstützt die Entwicklung.“ ESG-Vor- gaben könnten auch als Korrektiv dienen, ergänzt Jahn. „Sonst kann es passieren, dass das Management zu sehr auf andere Ziele, etwa eine hohe Rendite, achtet, was der langfristigen Strategie zuwiderlaufen kann, sich nachhaltiger auszurichten.“ Fehlender Standard Einen Standard, auf welche ESG-Ziele bei der Vergütung abgestellt werde, gebe es noch nicht, so die beiden HKP-Beraterin- nen. „Das hängt natürlich auch davon ab, welche strategischen Ziele sich das Unter- nehmen konkret gesetzt hat, ob es bei- spielsweise eher um den CO 2 -Fußabdruck oder die Diversität in der Belegschaft geht“, sagt Knab-Hägele. Sie empfiehlt dringend, mit messbaren Größen zu arbeiten, um eine Entwicklung über die Zeit nachvoll- ziehen zu können. „Der Wirtschaftsprüfer muss eine inhaltliche Prüfung des Vergü- tungsberichts vornehmen können“, erinnert sie. „Das ist mit rein qualitativen Größen kaum möglich.“ Wichtig sei auch, dass die ESG-Ziele einen spürbaren Einfluss auf den Bonus hätten. Üblich sei ein Wert zwischen 20 und 30 Prozent. Diese Größenordnung nennt auch der Arbeitskreis „Leitlinien für eine nachhaltige Vorstandsvergütung“ in einem im September 2021 veröffentlichten White Paper. „ESG-Ziele in der Vorstands- vergütung sollten signifikant gewichtet sein“, empfiehlt das Gremium, in dem un- ter anderen Antje Stobbe, die Stewardship- Leiterin bei Allianz Global Investors, und Deka-ESG-Chef Ingo Speich sitzen. Wirkung in zwei Richtungen Kienbaum-Experte Pacher begrüßt es, dass entsprechende Vergütungsmodelle nun auch in der Asset-Management-Branche Einzug halten. Schließlich wirke eine an ESG-Kriterien gekoppelte Vergütung gleich in zwei Richtungen positiv: erstens nach innen, weil die Portfoliomanager motiviert würden, nachhaltiger zu agieren. „Und zweitens fördert eine solche Incentivierung das Image nach außen, weil Anleger und Öffentlichkeit verstärkt darauf achten, wie die Rendite zustande kommt“, argumen- tiert Pacher. „Ob eine solche Incentivierung sinnvoll ist, hängt von der Firmenkultur ab“, meint dagegen Michael Viehmann, Vorstand von Sauren Fonds-Research. „Es gibt Asset Manager, die sehr quantitativ gesteuert wer- den, da mag es funktionieren, die Zielerrei- chung auch an diversen ESG-Kennziffern festzumachen. Bei anderen dagegen wird diskretionär entschieden, welcher Bonus gerechtfertigt ist.“ Auch bei einer solchen Beurteilung könne die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen, ohne jedoch quan- tifizierbar zu sein. Viehmann und seine Kollegen von Sau- ren in Köln klammern diesen Aspekt der Vergütung jedenfalls aus, wenn sie analysie- ren, welche Portfoliomanager für ihre Dachfonds infrage kommen und welche nicht: „Wir gehen davon aus, dass ein Asset Manager sein Unternehmen intern so orga- nisiert, dass er seine Nachhaltigkeitsziele erreicht – wie genau das passiert, ist zweit- rangig.“ BERND MIKOSCH FP Isabel Jahn, HKP: „Auch bei Fondsanbietern werden sich Vergütungsmodelle durchsetzen, die eine Kopplung an ESG-Ziele vorsehen.“ Simone Wagner, Universität Hamburg: „Honoriert wird beispielsweise, wenn ein Portfoliomanager bei Dienstreisen auf das Flugzeug verzichtet.“ » Ob eine solche Incentivierung sinnvoll ist, hängt von der Firmenkultur ab. « Michael Viehmann, Sauren Tabelle „Wie Asset Manager ihre (variable) Vergütung an Nachhaltigkeitsziele koppeln“ siehe nächste Seite VERTRIEB & PRAXIS Vergütung 380 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © ALEXANDRA LECHNER | HKP, UNIVERSITÄT HAMBURG

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