FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022
fikanten Betrag für Marketing bereit“, so Wahrendorf. „Angesichts des Krieges in der Ukraine erschien es uns nicht als der rich- tige Zeitpunkt, noch im Frühjahr voll- umfänglich an die breite Öffentlichkeit zu treten.“Das Angebot sei gestartet, und man nutze die Gelegenheit, es noch zu verfei- nern. „Dann legen wir richtig los.“ Die Kampagne reiche von TV-Werbung über Print- und Onlineanzeigen bis hin zu Webinaren mit informativem Charakter, die die Kapitalmärkte erklären sollen. Monokultur Kooperationspartner unter etablierten Akteuren wiederum werde Vanguard nur schwerlich finden, meint Branchenkenner Kruschev.Denn das Angebot stützt sich auf eigene Fonds. „Mit so einer Monokultur aus hauseigenen ETFs fällt es schwer, das Angebot bei potenziellen Partnern zu plat- zieren“, sagt der Experte. „Die einen Banken betonen, dass sie ihr Sortiment mit Produk- ten verschiedener Anbieter bestücken.Hier passt der rein mit Vanguard-Fonds bestück- ter Robo nicht hinein.“ Institute wie Spar- kassen und Genossenschaftsbanken, die überwiegend hauseigene Produkte vertrei- ben, kommen ebenfalls kaum als Partner infrage. „Diese werden ihr System tunlichst geschlossen halten und keine externen Anbieter dazuholen“, sagt der Bran- chenkenner. „Sie haben zudem schon eigene Digitalangebote ent- wickelt.“Vanguard-Manager Wahren- dorf argumentiert: „Es kommen nur hauseigene Produkte zum Einsatz, weil es schlichtweg gute Produkte sind. Mehr als diese Kernbausteine braucht es auch nicht.Wir verfolgen den Ansatz ‚schlichte Fichte‘‘.“ Kruschev vermutet dann auch andere Motive für den Deutschland- Vorstoß. ETF-Anbieter hätten es hier- zulande wegen des auf Bestands- provisionen ausgerichteten Vertriebs schwer, in der Breite Fuß zu fassen. „Mit dem Robo-Advisor versucht Vanguard, direkt die Privatanleger anzu- sprechen“, folgert der Berater. „Dies ist der Versuch, in einem gesättigten Markt an eta- blierten Vertriebsstrukturen vorbei Finanz- produkte an zurückhaltende Privatanleger zu verkaufen. Ich hege Zweifel daran, dass dieses Angebot abheben wird.“ Vanguard-Mann Wahrendorf zeigt sich dagegen von dem Potenzial überzeugt. „Wir haben den Markt sehr lange beob- achtet. Bestimmte Faktoren wie das Zins- umfeld und die Pandemie sprechen dafür, dass wir mit Rückenwind rechnen kön- nen“, sagt er. Gleichwohl räumt der Mana- ger ein, dass der Großteil der deutschen Sparer sich immer noch schwer mit Finanzmarktinvestments anfreunden kann. „Das ist zweifellos ein dickes Brett, das wir bohren müssen. Doch Vanguard hat einen langen Atem.“ Eingefleischte ETF-Fans Dabei sei es egal, ob es drei, fünf oder zehn Jahre oder noch länger dauert, bis das Angebot angenommen werde. „Vanguard ist kein Start-up, das rasch Kunden gewin- nen muss, um seine Kapitalgeber zufrie- denzustellen“, betont Wahrendorf. „Van- guard ist ein etabliertes, genossenschaftlich organisiertes Unternehmen. Wir verfolgen eine langfristige Mission: den Menschen die Vorteile einer günstigen Geldanlage an den Kapitalmärkten nahezubringen.“ Letztendlich stütze sich Vanguard bei dem Vorstoß auf seinen Markennamen, analysiert Kruschev. „Unser größtes Asset ist die Marke“, sagt auch Wahrendorf. „Zudem punkten wir mit der Sicherheit, für die Vanguard steht.“ Ob die Marke allein aus- reicht,werde sich zeigen, schränkt Kruschev ein. „In den USA ist Vanguard ein bekannter Name. Dort mag das funktionieren. Hierzulande ist die Marke bisher wohl eher nur den eingefleischten ETF-Fans ein Begriff.“ Ähnlich gelagerte Versuche, im Asset-Management-Markt auf die Zugkraft eines Namens zu setzen, seien bisher nur wenig erfolgreich gewesen. „Das Angebot ist nett, es belebt die Konkurrenz und er- höht die Transparenz imMarkt“, hält der Capco-Experte dem Neuling schließlich zugute. „Am Ende muss sich zeigen, ob die Leistung das Geld wert ist, das der Anbieter ver- langt.“ SEBASTIAN ERTINGER FP » Ich erkenne kein Allein- stellungsmerkmal. « Wesselin Kruschev, Capco Verschiedene Ansätze Produktbasis und Investmentansatz von 32 deutschen Robo-Advisors Der Großteil der Robos mischt ETFs, manche setzen auf aktive Fonds und Risikomanagement. Quelle:EvergreenundGreenFinanceConsulting Einzeltitel 9 % Passive Fonds 50 % Aktive Fonds 22 % Risiko- management 19 % VERTRIEB & PRAXIS Robo-Advisor 390 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © CAPCO
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