FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Patrick Becker und Helmut Boller, Prokuristen der Westerwald Bank, über den Wertpapierboom in ihrem Institut, die angesichts der turbulenten Börsen erstaunliche Besonnenheit ihrer Kunden und die Frage, was die Geldanlage mit dem Pizzabacken zu tun hat. D ie Westerwald Bank gehört zum soli- den Mittelstand der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Die Bilanzsumme von zuletzt 3,7 Milliarden Euro reicht im- merhin für Platz 67 von 770 auf der Rang- liste der Genossenschaftsbanken. Das Insti- tut beschäftigt gut 460 Mitarbeiter, die in 16 Filialen rund 144.000 Kunden betreu- en. FONDS professionell traf Private- Banking-Chef Patrick Becker und Helmut Boller, den Leiter der Ver- triebssteuerung, in der Zentrale in Montabaur zum Interview. Herr Becker, Corona hat für einen wahrenWertpapier- boom gesorgt, auch in Ihrem Haus. Im vergan- genen Jahr platzierte die Westerwald Bank Fonds im Gegenwert von rund 146 Millionen Euro, ein Plus von 40 Prozent zum Vorjahr. Wie hoch lag das Niveau denn vor der Pan- demie? Patrick Becker: Das Geschäft mit Wertpapieren, insbesondere mit Fonds, wächst schon seit einigen Jahren dynamisch, vor allem getrieben durch die Negativ- und Niedrig- zinspolitik der Noten- banken. Anleger suchen Alternativen und fin- den diese unter ande- rem in Fonds. Aber die Steigerung im ver- gangenen Jahr war schon außerordent- lich hoch. Die von Ihnen genannte Zahl bezieht sich auf den Brutto- absatz, also die Fondskäufe. Netto, saldiert um Verkäufe, beliefen sich die Zuflüsse auf knapp 80 Millionen Euro, was etwa einer Verdrei- fachung zum Vorjahr entspricht – für eine Bank unserer Größe ist das schon ein statt- liches Wachstum. Woher stammt das Geld? Von Kunden, die schon Wertpapiere hatten, oder von sol- chen, die erstmals anlegen? Becker: Sowohl als auch, aber der Anteil der Neukunden ist durchaus hoch. Viele von ihnen fanden über das Thema Nachhal- tigkeit den Einstieg in die Wertpapierwelt. Dazu zwei Zahlen: Insgesamt flossen 62 Prozent des Geldes, das wir 2021 mit Fonds einwerben konnten, in nachhaltige Produkte. Im Neukundengeschäft lag die Quote bei 70 bis 80 Prozent. Das ist schon ein starker Treiber für unser Geschäft. Sprich: Wenn Fonds, dann gleich ESG? Becker: Genau. Eine Rolle spielt sicherlich, dass wir bereits im vergangenen Jahr von uns aus begonnen haben, Nachhaltigkeits- themen in jeder Anlageberatung anzuspre- chen. Der Nachhaltigkeitsaspekt hat ja in allen Lebensbereichen an Bedeutung ge- wonnen: Die Menschen fahren mehr mit dem Fahrrad, sie kaufen regional ein, sie montieren sich Solarmodule aufs Dach. Das hilft uns im Vertrieb, weil wir diese Gesprächsthemen aufgreifen und fragen „Fondssparen hat im Private Banking Einzug gehalten“ » Wir schauen sehr wohl über den Tellerrand hinaus. « Helmut Boller, Westerwald Bank FOTO: © GROS FOTOGRAFIE 396 fondsprofessionell.de 2/2022 BANK & FONDS Westerwald Bank | Patrick Becker & Helmut Boller

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