FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

deutlich mehr Instrumente nutzen als ein klassischer Mischfonds. Für uns kommt ein weiterer regulatorischer Aspekt hinzu: Die Provision für eine Fondsvermittlung muss bekanntlich zur Qualitätsverbesserung ein- gesetzt werden. Bei der Vermögensverwal- tung dagegen fließt keine Zuwendung, sondern wir erhalten ein Entgelt vom Kun- den. Das verschafft uns Freiräume. Im Private Banking bieten Sie „Swiss Gold Plus“ an, ein Konzept der DZ Privatbank. Lagert das Geld dann in der Schweiz? Becker: Ja. Viele vermögende Kunden möchten eine andere Währung beimi- schen und einen Teil ihres Geldes außer- halb der EU verwahren. Da kommt der Schweizer Franken vielen gelegen. Bei „Swiss Gold Plus“ fließt jeweils ein Drittel des Geldes in Schweizer Aktien, in physi- sches Gold und indirekt in Immobilien. Die Konten werden in Zürich geführt. Un- sere Kunden nutzen diesen weiteren Bau- stein in ihrem Portfolio bewusst als einen „sicheren Anker in unsicheren Zeiten“. Ab welchemVermögen wird ein Kunde bei Ihnen denn im Private Banking betreut? Becker: In der Regel ab 300.000 Euro oder einemmonatlichen Nettoeinkommen von 3.500 Euro. Ganz starr sind diese Grenzen aber nicht, entscheidend ist der Kundenbe- darf. Wer beispielsweise nur 75.000 Euro hat, mit diesem Geld aber regelmäßig in Wertpapiere investiert, ist in unserem Private Banking richtig aufgehoben, weil er dort die Berater findet, die mit ihm fundiert über die Börse reden können. Anderseits gibt es Kunden, die 500.000 Euro besitzen, aber keine Wertpapierberatung benötigen. Unser Private-Banking-Team besteht aus 22 Beraterinnen und Beratern, die von drei Assistentinnen unterstützt werden. Das Team ist dabei bewusst auf unsere größeren Filialen verteilt, um die Kundennähe auch im Private Banking leben zu können. Soll das Teamwachsen? Boller: Überall dort, wo es einen großen Bedarf an persönlicher Beratung gibt, wer- den wir perspektivisch neue Mitarbeiter an Bord holen, also auch im Private Banking. Auf der anderen Seite gibt es Bereiche der Bank, in denen die Kunden dank Digitali- sierung und standardisierter Lösungen in Zukunft immer seltener einen persönli- chen Ansprechpartner brauchen werden. Becker: Eine große Wachstumschance ist die Vernetzung mit dem Firmenkunden- geschäft. Bereits heute kümmern wir uns zwar schon um das private Vermögen des Unternehmers, häufig jedoch nicht um die Geldanlagen seines Betriebs. Viele Firmen haben nach wie vor reichlich Liquidität, für die oft sogar ein Verwahrentgelt anfällt. Sie suchen nach Alternativen, die wir im Ver- bund auch anbieten können. Dafür brau- chen wir Spezialisten, die das beraten. Gibt es abgesehen davon eine Speziali- sierung im Team? Sprich: Der eine ist der Experte für Nachfolgeplanung, während der andere sich mit Stiftungen auskennt? Becker: Vom Grundsatz her sind wir alle Generalisten, es gibt aber Themen, um die sich einzelne intensiver kümmern. Sie fun- gieren dann gewissermaßen als Fachberater für das gesamte Haus. Eine Kollegin hat sich beispielsweise als Testamentsvoll- streckerin zertifizieren lassen und absolviert darüber hinaus eine Weiterbildung zum Estate Planner. Stiftungsberatung bieten wir selbst nicht an, das übernehmen Exper- ten der DZ Privatbank. Bei diesen Gesprä- chen sitzen regelmäßig zwei unserer Kolle- gen mit am Tisch. Sie haben sich ein fun- diertes Fachwissen angeeignet und können daher die Vermittlerrolle übernehmen. Vielen Dank für das Gespräch. BERND MIKOSCH FP KURZ-VITA: Patrick Becker Der diplomierte Bankbetriebswirt und Vertriebscoach startete seine Karriere 1987 bei einem Vorgängerinstitut der Westerwald Bank. Seit 1998 leitet er das Private Banking. » Man muss keinen Bauchladen haben, um die Kundenbedürfnisse erfüllen zu können. « Patrick Becker, Westerwald Bank FOTO: © GROS FOTOGRAFIE 400 fondsprofessionell.de 2/2022 BANK & FONDS Westerwald Bank | Patrick Becker & Helmut Boller

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