FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022
Poker beendet Die jüngsten Tarifverhandlungen im Bankensektor waren hart und zäh. Inzwischen haben die Parteien den Pokertisch verlassen – und mehr oder weniger zufriedenstellende Ergebnisse erzielt. E s war ein Poker der besonderen Art: Der Einsatz war hoch, gespielt wurde zum Teil nach neuen Regeln, die Runden waren hart und dauerten lang. Anfang April war er schließlich beendet – der jüngste Tarifpoker im Bankensektor. Beim richtigen Poker gibt es kein Unent- schieden, aus einem Tarifstreit hingegen geht keine Partei als Gewinner hervor. So sind auch die Ergebnisse der Verhandlun- gen um neue Gehalts- und Arbeitsbedin- gungen bei den Sparda-Banken, der Post- bank sowie den öffentlichen und den pri- vaten Banken Kompromisse. Das zeigt sich etwa bei der Postbank: Mit einer Forderung von sechs Prozent mehr Gehalt für die Beschäftigten hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) im Januar 2022 am Pokertisch Platz genommen. Die Postbank setzte auf eine Gehaltssteigerung von 2,8 Prozent ab Okto- ber 2022 und eine weitere um 2,1 Prozent im Jahr 2024. Als die letzte Karte ausge- spielt war, stand fest: Die Mitarbeiter des Instituts erhalten ein Plus von 3,1 Prozent zum 1. Juni und ab dem 1. Februar kom- menden Jahres noch einmal 2,2 Prozent mehr. Auch die Beschäftigten der öffentli- chen und der privaten Banken müssen sich mit moderateren Gehaltserhöhungen zu- friedengeben als den von Verdi ins Spiel gebrachten 4,5 Prozent. Die Sparda-Banker im Südwesten wiederum bleiben hinter den geforderten 3,5 Prozent zurück (die wichtigsten Ergebnisse der jüngsten Ver- handlungen finden Sie auf Seite 412). Die Verlierer Als Verlierer gehen die Auszubildenden der Privatbanken vom Tisch. Auch wer auf eine tariflich verankerte Homeoffice-Rege- lung gehofft hatte, wird enttäuscht. Darauf konnten sich die Gewerkschaft und der Arbeitgeberverband des privaten Bank- gewerbes (AGV Banken) nicht einigen. „Die jüngsten Tarifstreitigkeiten im Ban- kensektor waren durchaus von Besonder- heiten geprägt“, sagt Jan Duscheck, der auf- seiten von Verdi die Verhandlungen mit der Postbank, dem Bundesverband Öffent- licher Banken Deutschlands (VÖB) und dem AGV Banken geführt hatte. Als klare Änderung der Spielregeln im Poker um neue Flächentarifverträge nennt er die getrennt geführten Gespräche. „Der VÖB hatte bereits 2020 entschieden, sich aus der Verhandlungsgemeinschaft mit dem AGV Banken zurückzuziehen“, berichtet Duscheck. So traten die beiden Arbeit- geberverbände erstmals seit 1972 wieder eigenständig für ihre Mitgliedsinstitute ein. Ziel war es, passgenauere Lösungen zu er- reichen, statt sich auf den kleinsten gemein- samen Nenner zu verständigen. Die nächste Regeländerung versuchte der VÖB in der Tarifgemeinschaft der öffentlichen Banken durchzusetzen, zu der neben großen Landesbanken auch der Fondsanbieter der Sparkassen, die Deka, gehört. Außerdem sind viele Förderbanken Teil der Gemeinschaft, darüber hinaus sind die Hamburger Sparkasse, die Frankfurter Sparkasse, die Nassauische Sparkasse und die Sparkassen im Saarland dabei. „Der Verband erklärte, er wolle die Tarif- tabelle modernisieren“, berichtet Duscheck. Mit „modernisieren“ war nichts anders ge- meint als eine Abkehr von automatischen, Die letzte Runde ist vorbei: Im Poker gibt es einen Gewinner, bei Tarifver- handlungen geht es um Kompro- misse. Vor allem die Beschäftigten der Privatbanken mussten zuletzt Zugeständnisse in Kauf nehmen. BANK & FONDS Tarifverträge 408 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © FRENDER | STOCK.ADOBE.COM
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