FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

dass bei beiden Handelspartnern die ent- sprechenden Wertpapierbestände vorliegen, bevor die Transaktion abgewickelt wird“, so Shedari.Damit reduzierten sich das Kontra- hentenrisiko sowie der Abstimmungsauf- wand. „Bei diesen Transaktionen fallen nun Abschluss und Abwicklung auf nahezu den gleichen Zeitpunkt.Das ist ein immen- ser Vorteil zum Status quo und zeigt die technischen Möglichkeiten der Zukunft“, meint der Metzler-Manager. Durch den Wegfall der sonst zwischengeschalteten In- termediäre sparen die Institute nach eige- nen Angaben rund die Hälfte der Kosten. Register Swiat ist eine Plattform, die aus mehre- ren Bausteinen besteht und weiter ausge- baut werden soll. „Ein Modul ermöglicht etwa die Registerführung für Kryptowert- papiere nach dem Gesetz über elektroni- sche Wertpapiere“, so Vollbehr. „Im DCP- Modul können dann beispielsweise in Lei- hegeschäften traditionelle mit Kryptowert- papieren verbunden werden. Die Plattform dient somit als technologische Grundlage für die verschiedenen Module.“ Swiat ist offen für Dritte. „Das Netzwerk versteht sich als Infrastruktur und Innovationsplatt- form, der sich andere anschließen können“, erklärt Vollbehr. „Neben den bestehenden Anwendungen können dann eigene Appli- kationen aufgesetzt beziehungsweise ent- wickelt und vermarktet werden.“ ( Siehe auch das Interview auf der nächsten Seite.) Die Deka versucht, Swiat quasi als Stan- dard für die Wertpapierabwicklung über die Blockchain zu etablieren – kein leichtes Unterfangen, da der Markt noch sehr zer- splittert ist und viele Institutionen ihre eigenen Initiativen verfolgen. So wickelte ein Konsortium aus Commerzbank, KfW und MEAG ein Commercial Paper über eine private Blockchain ab. Auch die Lan- desbank Baden-Württemberg emittierte einen Schuldschein für den Automobil- bauer Daimler über eine derartige Techno- logie. Die Zeiten erinnern an die Anfangs- phase der Videorecorder, als es mit Beta, VHS und Video 2000 mehrere konkurrie- rende Systeme gab. Damit sich das nicht wiederholt, soll Swiat weiter wachsen. Des- halb sind Entwicklungen von dritten Ban- ken ausdrücklich erwünscht. Die Anfänge sind gemacht: Bei digitalen Namensschuld- verschreibungen kooperiert die Deka-Toch- ter auch mit Firstwire und Vasakronen. Umdenken „Wie jedes andere Plattformgeschäft muss auch Swiat unserer Ansicht nach die kritische Masse erreichen, um sich im Markt zu etablieren“, sagt Metzler-IT-Experte Shedari. Immerhin hätten die Plattformbe- treiber in den vergangenen Monaten wich- tige Meilensteine erreicht, etwa die erfolg- reiche Ausgründung der Plattform in eine unabhängige GmbH oder eine über Swiat emittierte digitale Anleihe der Dekabank. Der Banker ist zuversichtlich, dass sich die Technik durchsetzt. „Da vor allem die Corona-Pandemie in den letzten zwei Jah- ren die Digitalisierung immens beschleu- nigt hat, gehen wir davon aus, dass in den nächsten drei bis fünf Jahren die Technolo- gie der Wertpapierabwicklung eine wichti- ge Rolle spielen wird“, sagt er. „Spätestens mit der Einführung des digitalen Euro gibt es eine exponentiell ansteigende Adaptions- kurve Blockchain-basierter Technologie.“ Etwas kritischer sieht dies Jens Paulsen von Deloitte. „In den aktuell bestehenden, miteinander verwobenen Geschäftsprozes- sen ist es schwierig bis unmöglich, allein einen ‚Industriestandard‘ zu setzen“, sagt der Leiter des Blockchain-Teams der Strategie- beratung. „Selbst der durchdachteste Vor- schlag wird mit hoher Wahrscheinlichkeit am Widerstand der weiteren Beteiligten scheitern, den durch einen Dritten gesetz- ten Standard zu übernehmen“, so Paulsen. Wichtig sei es daher, dass ein Umdenken von einer zentralen Steuerung hin zu einer „Orchestrierung von Ökosystemen“ statt- findet. In einem solchen Umfeld müsse dann gemeinsam an Standards gearbeitet werden – weg von „Allein für uns“ hin zu „Gemeinsam für alle“, wie Paulsen es for- muliert. „Langfristig gehe ich davon aus, dass die Blockchain-Technologie das Rück- grat eines modernen Finanzsystems inner- halb Europas, aber auch weltweit bildet“, sagt der Consultant. Das wachsende Öko- system im Bereich Decentralized Finance zeige bereits jetzt, dass auf Basis der offenen Blockchains komplett neue Geschäftsmo- delle und Produkte für den Bankensektor entwickelt werden können. Regulierung Damit Schwung in die Sache kommt, ist auch der Gesetzgeber gefordert,meint Voll- behr: „Die Regulatorik muss den begonne- nen Weg konsequent fortsetzen“, fordert er. Das E-Wertpapiergesetz in Deutschland sei bereits eine gute Grundlage, um Inhaber- schuldverschreibungen auf die Blockchain zu bringen.Dies sollte auch für weitere An- lageklassen möglich sein, etwa für Aktien. » Die Blockchain stellt sicher, dass beide Handelspartner die entsprechenden Wert- papierbestände haben. « Shahrok Shedari, Metzler BANK & FONDS Wertpapierabwicklung 416 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © MANJIT JARI | BANKHAUS METZLER

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