FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Grunde so etwas wie unser Alleinstellungs- merkmal sind, wodurch wir bewusst versu- chen, einen gewissen Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitbewerbern zu erzielen. Wir haben unserem Unternehmen nicht um- sonst den Firmennamen Discover Capital gegeben. Seit der Gründung im Jahr 2004 verstehen wir uns als Entdecker spannen- der Investmentideen, das ist gewissermaßen einer der wesentlichen Eckpfeiler unserer Unternehmensphilosophie. Viehmann: Was steckt zum Beispiel hinter einem Unternehmen wie Floridienne, ak- tuell mit einem Anteil von 4,5 Prozent eine der größten Positionen im Fonds? Hornung: Die in Belgien ansässige Firma ist aus meiner Sicht unter Nachhaltigkeits- gesichtspunkten ein echtes Vorzeigeunter- nehmen.Die in der Holdinggesellschaft ge- wissermaßen „versteckte“ Tochtergesell- schaft Biobest züchtet Nützlinge, durch die der Einsatz von Pestiziden in der Landwirt- schaft verringert oder zum Teil ganz ver- mieden werden kann. Durch den Einsatz von Hummeln zur Bestäubung von Pflan- zen können Erntequalität und -menge sig- nifikant gesteigert werden, was sich gleich- zeitig direkt auf die Verbesserung der Bio- diversität insgesamt auswirkt. Eine Gesell- schaft wie die französische SNAM, eben- falls eine Floridienne-Tochter, hat sich auf die Wiederaufbereitung von Batterien spe- zialisiert, ist mit einer Recyclingquote von 99 Prozent der strategisch bedeutsamen Metalle in Batterien inzwischen zu einem der größten Recycler herangewachsen und entwickelt sich immer stärker zu einem bedeutenden Hersteller von Akkus mit europäischen Qualitätsstandards. Sauren: Einen bedeutenden Anteil am Fondsvermögen haben auch Sektoren wie erneuerbare Energien, nachhaltige Mobili- tät sowie Umwelt- und Klimaschutz allge- mein. Aber ist da nicht schon ein Großteil des möglichen Potenzials in den Kursen vieler Unternehmen eingepreist? Hornung: Deshalb setzen wir im Bereich der erneuerbaren Energien bewusst auf vergleichsweise kleinere Anbieter wie 7C Solarparken. Als Betreiber und Bestands- halter von Solaranlagen setzt die Unter- nehmensleitung auf den Einkauf von noch relativ günstig zu erwerbenden Anlagen, um sich gar nicht erst einem Wettbewerb mit den wirklich Großen der Branche aus- zusetzen. Im Vergleich zu den Schwer- gewichten weist eine Gesellschaft wie 7C Solarparken immer noch eine günstige Bewertungsrelation auf … Heuser: …und dürfte doch zudemauch von den zuletzt noch einmal enorm gestiege- nen Strompreisen profitieren. Hornung: Ganz so einfach, wie sich viele das vorstellen, ist es allerdings nicht. Den größten Teil des erzeugten Stroms wird auch 7C Solarparken zu längst vereinbar- ten Fixpreisen verkaufen. Lediglich einen Anteil von vielleicht 15 oder 20 Prozent des produzierten Stroms wird das Unter- nehmen am freien Markt verkaufen kön- nen und damit von noch einmal erheblich gestiegenen Energiepreisen profitieren kön- nen. Deshalb haben sich solche zum Teil kolportierten hochgesteckten Erwartungen auf eine Vermehrfachung des Aktienkurses am Ende auch nicht erfüllt. Wir sind den- noch zufrieden mit unserem Investment, das uns im laufenden Jahr Kurszuwächse von über 40 Prozent eingebracht hat. Viehmann: Wird aber nicht gerade bei sol- chen kleineren Unternehmen die Beschaf- fung von ESG-Daten schnell zumProblem? Hornung: Grundsätzlich gebe ich Ihnen recht. Zum Abgleich mit unseren eigenen ESG-Analysen setzen wir auf Datenbank- anbieter wie MSCI und ISS. Bei beiden Anbietern ist aber Stand heute die Daten- verfügbarkeit in Bezug auf klein kapitali- sierte Unternehmen zum Teil noch extrem gering, ganz zu schweigen von häufig noch » Wir versuchen bewusst, einen gewis- sen Wettbewerbsvorteil gegenüber Mitbewer- bern zu erzielen. « Stephan Hornung, Discover Capital Michael Viehmann, Sauren Fonds-Research MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Stephan Hornung | Discover Capital 112 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © STEFAN GREGOROWIUS NACHHALTIG NACHGEFRAGT

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