FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

ner Wohnimmobilie, wie Daniel Preis, Vor- stand von Domicil Real Estate, darlegt: „In sehr guten Innenstadtlagen und im Luxus- segment werden wir nicht mehr so schnell die aus den letzten Jahren gewohnte Dyna- mik sehen“, sagt Preis. Die Nachfrage nach Wohnungen in B- und C-Lagen sei aber nach wie vor sehr hoch. Außerdemmache es einen Unterschied, ob es sich um selbst genutzte oder um vermietete Wohnungen handelt, denn Erwerber, die nicht selbst in ihrer Wohnung wohnen, können die Zinsbelas- tung ihrer Finanzierung steuer- lich geltend machen. Seitenwechsel In freien Kapitalmärkten mit hohem Transferaufkommen zwischen ihnen entsteht ein spezifisches Zinsniveau als voll- ständige Abbildung des Markt- geschehens. „Hier herrscht ökonomische Lehrbuchkultur“, proklamiert Real-IS-Chef Schenk. „Wir neigen in Europa allerdings dazu, uns auf einer Insel der Glückseligen zu wäh- nen, auf der uns die anderen nicht interes- sieren.“Die USA, führt er aus, haben bereits im vergangenen Jahr sukzessive ihre Zinsen deutlich erhöht, und zwar nicht nur die Notenbank, sondern auch der Markt. Sehr lang war dann allerdings unklar, wann und ob überhaupt die EZB reagieren würde, was nicht ohne Konsequenzen für das Ver- halten internationaler Märkte zueinander bliebe. „Wenn der Zins nicht steigt, dann reagiert der Markt über den Wechselkurs, weswegen wir ja auch ‚plötzlich‘ eine Euro- Dollar-Parität hatten“, erklärt Schenk. Der bei uns ausgebliebene Zinsanstieg bildete sich folglich über das Währungsverhältnis ab. In den USA stiegen die Zinsen und der US-Dollar wertete auf, während Europa über den Währungsunterschied von rund 20 Prozent die Inflation importierte. „Dass die aktuelle Inflation kriegsbedingt aus der Ukraine kommt, ist eine Mär“, sagt Schenk. Der steile Anstieg der Kosten für Energie hat auch die Ursache, dass Energie im Wesentlichen in US-Dollar gehandelt wird. Wenn der Dollar gegenüber dem Euro beispielsweise um 20 Prozent aufwertet, dann steigen hierzulande die Energiepreise um 20 Prozent. „So einfach ist das!“, sagt Schenk. Aber nicht alle leiden unter der wach- senden Inflation und dem gestiegenen Zins. Weil die überwiegende Zahl der gewerblichen und zunehmend auch der wohnwirtschaftlichen Mietver- träge indexiert sind, gehen die Mieterlöse zunächst mal nach oben. Und auch unter steigen- den Zinsen leidet eigentlich nur derjenige, der sie zahlen muss. Einmal mehr kommt es darauf an, aus welcher Perspek- tive man die Situation in den Blick nimmt. „Rückblickend wären in den letzten fünf Jah- ren die meisten Investoren lie- ber Immobilieneigentümer als Immobilienfinanzierer gewe- sen. Wir sehen aber, dass sich diese Einschätzung nun ten- denziell umdreht“, sagt Maxi- milian Könen, Investmentchef Daniel Preis, Domicil: „In sehr guten Innenstadt- lagen und im Luxussegment werden wir nicht mehr so schnell die gewohnte Dynamik sehen.“ Jochen Schenk, Real IS: „Dass die aktuelle Inflation kriegsbedingt aus der Ukraine kommt, ist eine Mär.“ Das große Zögern Markt für Immobilientransaktionen in Deutschland Die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern klaffen so weit auseinander, dass der Markt nahezu zum Erliegen gekommen ist. Quelle:JLL 0 10 20 30 40 50 60 Mrd. Euro 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I Immobilientransaktions-Volumen in Deutschland 16,0 Mrd. Euro 34,2 Mrd. Euro 50,5 Mrd. Euro 12,3 » Prognosen werden zwangsläufig kassiert. « Thomas Beyerle, Catella SACHWERTE Immobilienmarkt 202 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © JOHANNES VOGT | DOMICIL REAL ESTATE GROUP, REAL IS

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