FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Hangover nach Party Die meisten Anbieter haben die hohen Preise auf dem US-Immo- bilienmarkt für Objektverkäufe und Fonds-Exits genutzt. Der Markt wird enger, bietet aber in einigen Segmenten noch gute Chancen. D er US-Immobilienmarkt steht bei Anlegern derzeit hoch im Kurs. Auf Kanada und die Vereinigten Staaten von Amerika entfielen im ersten Halbjahr die- ses Jahres rund 60 Prozent des weltweiten Immobilienumsatzes. Das Investitionsvolu- men summierte sich bisher auf immerhin 340 Milliarden US-Dollar, ermittelte das Immobilienberatungsunternehmen JLL. Dabei sind die wirtschaftlichen Aussich- ten für die größte Volkswirtschaft der Welt gar nicht so rosig. Die US-Notenbank malt in ihrem jüngsten Konjunkturbericht, der auf den Aussagen amerikanischer Unter- nehmen zu den Erwartungen in den nächsten Monaten basiert, ein düsteres Bild. Die Inflation und fehlende Arbeits- kräfte machen Verbrauchern und Betrie- ben zu schaffen. Besserung ist zumindest vorerst nicht in Sicht. Großes Angebot Den Investoren ist das im Moment offenbar egal. Der Investment Manager PGIM Real Estate empfiehlt seinen Anle- gern sogar, den Anteil an US-Investments überzugewichten. Auch die Anbieter von geschlossenen Alternativen Investment- fonds (AIFs) geben sich unbeeindruckt. Die Deutsche Finance hat in diesem Jahr bereits zwei Fonds mit einem prospek- tierten Eigenkapital von umgerechnet fast 300 Millionen Euro aufgelegt. Die beiden Club-Deal-Fonds Boston 3 und 4 stellen laut der Ratingagentur Scope etwa die Hälfte des prospektierten Eigenkapitalvo- lumens im ersten Halbjahr. Die Fonds investieren in Projektentwicklungen mit Büro- und Laborflächen im Großraum Boston. Solchen Life-Science-Einrichtun- gen räumen auch die Experten von PGIM Real Estate im schwierigen US-Büromarkt wegen der wachsenden Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen noch die größten Chancen ein. Lukrative Verkäufe Ein Grund für die Gelassenheit der Anbieter ist, dass sie in den vergangenen Monaten die hohen Preise genutzt haben, um sich von Immobilien zu trennen. So verkaufte etwa Jamestown im Dezember für den Fonds Co-Invest 5 eine Mietwohn- anlage und sechs Shoppingcenter. Die Ver- kaufspreise lagen beim Drei- beziehungs- weise Zweieinhalbfachen der Einstands- preise. Der Fonds Jamestown 27 wurde im vergangenen Jahr mit dem Verkauf des letzten Gebäudes in New York ebenfalls aufgelöst. „Ein glücklicher Zeitpunkt“, urteilt Christoph Kahl, Gründer und Geschäftsführer des Kölner Fondsanbieters Jamestown. Die Schweizer Investmentgesellschaft Acron trennte sich letztes Jahr vorzeitig von ihrer Multifamily-Projektentwicklung in Austin, Texas. Man habe schon vor der Fertigstellung einen Preis erzielt, der auf der » Wir haben den Verkäufermarkt genutzt, um uns von fast allem zu trennen. « Volker Arndt, US Treuhand Auf dem US-Immobilienmarkt wurden in der ersten Hälfte dieses Jahres Objekte für 340 Milliarden US-Dollar gehandelt. Die Hochzeit des Verkäufermarktes neigt sich inzwischen jedoch ihrem Ende zu. SACHWERTE US-Immobilien 206 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © RODPHOTOGRAPHY | STOCK.ADOBE.COM

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