FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022
Liquidität entspannt Immobilienverrentung ist ein Milliardenmarkt. Anbieter diverser Modelle, in Immobilien gebundenes Kapital freizusetzen, ohne dass die Bewohner ausziehen müssen, suchen Vertriebsverstärkung. D ie Verrentung von Immobilien setzt sich zunehmend als Finanzdienstleis- tung durch. Im europäischen Vergleich liegt die Wohneigentumsquote mit rund 42 Prozent in Deutschland zwar relativ niedrig, weil der Seniorenanteil in der Bevölkerung aber wächst und mehr als die Hälfte der Seniorenhaushalte nur über ein niedriges Einkommen verfügt (siehe Grafik auf Seite 216), nimmt das Interesse an der Immobilienverrentung stark zu. Um ver- schiedenen Kundenwünschen besser ent- gegenkommen zu können, hat sich das Spektrum der Modelle verbreitert. Neben Angebote, die die Zahlung einer Leibrente vorsehen, treten zunehmend Teilkauf- und Rückmietkaufmodelle. Bei aller Unterschiedlichkeit haben sie gemein, dass sie Wohnungseigentümern ermöglichen, das Kapital, das in ihrer Immobilie gebunden ist, ganz oder in Tei- len freizusetzen. In England, wo der Markt schon viel weiter gediehen ist, spricht man von „Equity Release“. Marktpotenzial Das Marktpotenzial abzuschätzen ist nicht ganz einfach.Die Anbieter haben un- terschiedlich große Zielgruppen im Blick. Anbieter von Leibrentenmodellen suchen ältere Kunden, in der Regel über 70. Teil- verkaufsmodelle, sagen die Anbieter, kom- men auch schon für jüngere Eigentümer infrage, weil sie anders kalkulieren. Mit folgender Daumenpeilung kann man sich behelfen: Man nehme die Anzahl der Haushalte in Deutschland mit Senioren über 60 oder 65 Jahren, die in ihrem Eigentum wohnen, und rechne dann den Durchschnittswert dieser Immo- bilien hoch. „Allein in Deutschland befin- den sich aktuell rund zehn Millionen wei- testgehend schuldenfreie Eigenheime im Besitz der Altersgruppe 65 plus“, sagt Chris- toph Neuhaus, Geschäftsführer des Teilver- kaufanbieters Wertfaktor. „Wenn wir auch nur ein Prozent dieses Marktes erschließen, entspricht das rund 100.000 Kunden und einem Finanzierungsvolumen von etwa 20 Milliarden Euro.“ Otto Kiebler, Geschäfts- führer von Hausplusrente, schätzt, dass in Deutschland im vergangenen Jahr ein Im- mobilienvermögen von etwa einer halben Milliarde Euro verrentet wurde. Mit Blick auf den bereits weiterentwickelten briti- schen Markt geht er davon aus, dass das le- diglich zehn Prozent des auch in Deutsch- land zu hebenden Marktpotenzials sind. Nach Einschätzung der Deutschen Leib- renten, die hierzulande zu den ältesten Ver- rentungsanbietern gehört, sind 4,6 Millio- nen Deutsche über 70 Jahre alt, von ihnen hat etwa jeder Zweite Wohneigentum, aber nur jeder Vierte von ihnen war schulden- frei, als er in Rente ging. „Trotz Immobi- lienbesitz hat die Hälfte der Senioren kein auskömmliches Einkommen“, schätzt auch Marian Kirchhoff von der Deutschen Teil- kauf. Als Orientierung, was als auskömm- » Das vertrauens- bildende Gespräch kann ebenso durch Vertriebs- partner erfolgen. « Rainer Kaspar, Wohnwert Wer als Finanzdienstleister Anbietern von Immobilienverrentungen einen erfolgreichen Tipp gibt, profitiert nicht nur von der Provision. Sein Kunde hat dann auch wieder Geld, das investiert werden kann. SACHWERTE Immobilienverrentung 214 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © DENIS | STOCK.ADOBE.COM
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