FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022
von Fondspolicen unterschiedliche Rech- nungssätze vorgeschrieben, die sehr vorsich- tig kalkuliert sind. Vor allem aber erlaubt es dieses Modell nicht, mögliche Kickbacks zu verrechnen. Würde für einen Vergleich also dieselbe Renditeannahme getroffen, was der Reali- tät ohnehin nicht sehr nahe kommt, ergä- ben sich unterschiedliche Wertentwicklun- gen. „Wenn Kickbacks nicht einbezogen werden, kann dies unter Umständen starke Auswirkungen auf die Höhe der Effektiv- kosten haben“, erklärt Fischer. Dann fällt die Ablaufleistung auf dem Papier deutlich geringer aus. Getrennte Töpfe Bei der dritten Brutto-Variante schließlich werden die Anlagetöpfe getrennt vonein- ander hochgerechnet. Eine mit diesem Modell ermittelte Ablaufleistung lässt sich oft nicht vernünftig mit einer Wertentwick- lung vergleichen, die nach der vom GDV empfohlenen Methode berechnet wurde. Je höher die zugrunde gelegte Rendite- erwartung ist, desto unrealistischer fällt bei der Hochrechnung mit zusammengeleg- ten Anlagetöpfen die Ablaufleistung aus. Wird etwa von sechs Prozent ausgegangen, so wird mit diesem Satz schließlich nicht nur das Fonds-, sondern auch das Siche- rungsvermögen hochgerechnet. Tatsächlich ist eine Entwicklung von sechs Prozent für das Sicherungsvermögen aber utopisch. Für die diesjährige Produktübersicht hat FONDS professionell zum fünften Mal auch gefragt, welche Hochrechnungsme- thoden die Policenanbieter verwenden. Dabei zeigt sich ein gemischtes Bild: 2018 gaben neun von 22 Versicherern an, eine Bruttomethode einzusetzen. Aktuell rech- nen 18 der 26 Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, die Ablauf- leistung nur oder auch mit einer Brutto- variante hoch. Das ist zwar erfreulich, vor einem Jahr allerdings erklärten noch 22 von 26 Umfrageteilnehmern, eine Brutto- methode zu verwenden. Insgesamt fragte die Redaktion dieses Jahr 66 Unternehmen an, 26 lieferten bis Redaktionsschluss alle Daten (siehe Tabel- len auf den folgenden Seiten). Alle Anbie- ter sind auch online dabei. Ihre Policen finden Sie in unserem Onlinetool unter www.fondsprofessionell.de/versicherun- gen/fondsgebundene-versicherungen zum Vergleich.Wie in den Vorjahren gilt für die aktuelle Fondspolicenübersicht: Sie ist nicht als Ranking zu verstehen, sondern nur als Orientierungshilfe. ANDREA MARTENS FP » Wenn Kickbacks nicht einbezogen werden, kann dies starke Auswirkungen auf die Effektivkosten haben. « Dirk Fischer, Patriarch FONDSPOLICEN SPEZIAL Tarifvergleich 260 fondsprofessionell.de 3/2022 Eine Methode, drei Varianten 1. Bruttomethode gemäß PIA: Bei dieser Methode wird die Bruttowert- entwicklung für die Gesamtanlage unterstellt. Sicherungs- und Fondsvermö- gen werden nicht getrennt, sondern zusammengenommen mit einem be- stimmten gesetzlich vorgegebenen Rechnungssatz hochgerechnet. Mögliche Rückvergütungen werden bei der Kalkulation nicht berücksichtigt. 2. Bruttomethode nach Empfehlung des GDV: Hier wird die Brutto- wertentwicklung ebenfalls für das Sicherungs- und das Fondsvermögen un- terstellt, die beiden Anlagetöpfe werden zusammen hochgerechnet. Anders als bei der Methode der PIA werden Kickbacks aber berücksichtigt, was bei ansonsten identischen Parametern zu einer höher erscheinenden Ablaufleis- tung führen kann. 3. Bruttomethode mit getrennter Hochrechnung: Bei dieser Brutto- methode werden die Anlagetöpfe getrennt hochgerechnet: das Sicherungs- vermögen mit dem für die Überschussbeteiligung geltenden Prozentsatz und nur der Fonds mit der unterstellten Bruttowertentwicklung. Die errechneten Summen werden addiert. So ergibt sich die Ablaufleistung. Beispielrechnung BRUTTOWERTENTWICKLUNG Versicherer 3 % 6 % Anbieter A 43.615 Euro 71.522 Euro Anbieter B 44.544 Euro 64.999 Euro Zu sehen sind Ablaufleistungen von Fondspolicen zweier Anbieter (Fonds: Fidelity European Growth, Laufzeit: 30 Jahre, monatlicher Beitrag: 100 Euro, 80 Prozent Beitragsgarantie, Beitragsrückgewähr bei Tod in der Ansparphase). Anbieter A verwendet die vom GDV empfohlene Bruttomethode mit gemein- samer Hochrechnung der Anlagetöpfe. Anbieter B verwendet die im Markt gängige Methode mit getrennter Hochrechnung. Je nach angenommener Bruttowertentwicklung kann die Berechnung mit der einen oder der anderen Methode auf dem Papier zu deutlich höheren Ablaufleistungen führen. Ein realistischer Produktvergleich ist damit nicht möglich. Quelle: IVFP FOTO: © DIRK BEICHERT
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