FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022
Die Finanzen pflegen Die Pflichtversicherung reicht nicht aus, um die Kosten bei Pflege- bedürftigkeit zu decken. Da hilft nur privater Zusatzschutz, doch die Abschlüsse stocken. Was Makler dagegen tun können. Ä hnlich wie die gesetzliche Kranken- versicherung entwickelt sich auch die erst 1995 eingeführte gesetzliche Pflegever- sicherung (GPV) finanziell zum Pflegefall. Die gesetzlich bereitgestellte Summe deckt nur grob die Hälfte der tatsächlichen Kos- ten, es handelt sich quasi um eine Teilkasko- absicherung. Betroffene sind im Pflegefall auf privates Vermögen, tatkräftige familiäre Unterstützung oder sogar auf Sozialhilfe angewiesen. „Für die meisten wäre eine pri- vate kapitalgedeckte Zusatzpolice eine sinn- volle Alternative“, sagt Thorsten Bohrmann, Versicherungsanalyst bei Morgen & Mor- gen (M&M). Dennoch sichern sich nur vergleichswei- se wenige Deutsche gegen dieses elementa- re Lebensrisiko ab. Von 16,7 Millionen Deutschen, die 67 Jahre und älter sind, ha- ben nur 4,3 Millionen eine Pflegezusatzver- sicherung. Klar ist, dass die Zahl der Senio- ren weiter zunehmen wird, während die der Erwerbsfähigen schrumpft. Das bringt das Umlagesystem an seine Grenzen.Denn auch die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt unablässig zu. Sie hat sich seit 2010 bis heute auf 4,6 Millionen verdoppelt. Bis 2030 wird sie wohl auf sechs Millionen steigen, ergab eine Expertenhochrechnung für den „Pflegereport“ der Barmer. Ein weiterer Punkt, der in der Vorsorge- beratung oft vergessen wird: Die GPV deckt nur einen Teil der reinen Pflegekos- ten. Wer ins Heim muss, hat zusätzlich im Schnitt 2.200 Euro im Monat für Verpfle- gung, Unterkunft, Anteile an Investitions- kosten und einen einrichtungseinheitli- chen Eigenanteil zu zahlen. „Unterm Strich wird es meist nur mit einer Zusatzversiche- rung funktionieren, die Pflegelücke zu schließen“,meint Bert Heidekamp, Sachver- ständiger für Berufsunfähigkeits-, Pflege- und Unfallversicherungen. Dies hat auch der neue „Generationen- vertrag für die Pflege“herausgearbeitet, den der Verband der Privaten Krankenversiche- rung (PKV) vorschlägt: Beließe man es beim heutigen Umlageverfahren, müsste sich in den kommenden zwei Jahrzehnten der Beitragssatz verdoppeln. Da der demo- grafische Druck auf das ganze Sozialsystem zunimmt, droht die Summe der Sozialbei- träge von heute fast 40 Prozent des Brutto- einkommens bis 2045 auf 50,7 bis 52,2 Prozent zu steigen. Zu diesem Ergebnis kommt Martin Werding, Professor an der Ruhr-Universität Bochum, in einer Studie. Huckepack mit der bKV Pflegezusatzpolicen seien die Lösung für die Pflegelücke, so der PKV-Verband. Ganze Belegschaften ließen sich absichern, wenn der Staat analog zur Betriebsrente auch betriebliche Pflegeversicherungen fördern würde, zum Beispiel durch Steuer- und Abgabenfreiheit. Eine jahrgangsspezifische Dynamisierung der privaten Pflegezusatz- vorsorge würde zugleich die Leistungs- ansprüche gegenüber der GPV verringern, » Für die meisten wäre eine private Zusatz- police sinnvoll. « Thorsten Bohrmann, Morgen & Morgen Ein Thema, das die meisten Menschen wohl gern verdrängen: Was passiert, wenn man selbst oder die eigenen Eltern auf Pflege angewiesen sind – und wie lässt sich das finanzieren? FONDS & VERSICHERUNG Pflegezusatzpolicen 286 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © PITIPAT | STOCK.ADOBE.COM
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