FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Roswitha Grigoleit stieg schon früh in die Finanzbranche ein. Zum Jahresende verabschiedet sie sich nach 53 Jahren in den Ruhestand. Im Interview blickt sie auf eine bewegte Zeit zurück. R oswitha Grigoleit ist seit 53 Jahren in der Finanzbranche tätig. Nach einer erfolgreichen Laufbahn als angestellte Ver- mögensberaterin bei verschiedenen Ban- ken, darunter auch in leitender Funktion, machte sie sich im Jahr 2004 selbstständig und gründete das Beratungshaus Conmedio Finanzplanungs & Vermögensmanage- ment GmbH im niedersächsischen Olden- burg mit. Zum Jahresende wird die Bera- terin in den Ruhestand gehen. FONDS professionell traf sie zu einem Gespräch mit Rückblick auf mehr als fünf Jahr- zehnte in der Finanzberatung. Frau Grigoleit, Sie verabschieden sich nach 53 Jahren in der Vermögensberatung zum Jahresende in den Ruhestand. Was hat Sie 1969 dazu bewogen, den Beruf der Bank- kauffrau zu ergreifen? Roswitha Grigoleit: Mein Interesse an Zah- len, Wirtschaft und Politik ist entstanden, weil bei uns zu Hause die ganze Familie jeden Abend gemeinsam die „Tagesschau“ gesehen hat.Da saßen dann vier Generatio- nen vor dem Fernseher, und keiner durfte auch nur einen Mucks von sich geben. So habe ich schon früh viele Dinge erfahren, von denen ich so manche natürlich nicht verstanden habe. Darüber habe ich mich dann oft mit meiner Oma ausgetauscht … Mit der Großmutter? Ja, sie hatte als Älteste von sieben Geschwis- tern – und als Mädchen – eine kaufmän- nische Ausbildung absolviert und war an Wirtschaft und Politik sehr interessiert. Für mich stand im Alter von zwölf Jahren fest, dass ich in die Finanzbranche gehen möch- te. Mit 17 Jahren habe ich den Plan dann umgesetzt und eine Ausbildung zur Bank- kauffrau gemacht. Sie haben schon in jungen Jahren dieWert- papier- und Vermögensberatung bei der damaligen Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) in Bremen geleitet. Wie war das als Chefin in einer damals noch absolut männerdomi- nierten Branche? Die Finanzbranche wird bis heute von Männern dominiert, aber damals war es noch viel extremer. Ich habe in meinem ganzen Berufsleben als Bankerin kein ein einziges Seminar besucht, in dem außer mir noch eine Frau gesessen hätte. Als junge Anlageberaterin haben mich gerade ältere männliche Kunden nicht als voll- wertig akzeptiert. Eine weibliche Abteilungs- leiterin weckte die Neugier besonders der vermögenden Kunden. Schon beim ersten Blickkontakt ließ sich ablesen, was sie von einer Frau in meiner Position hielten. Spä- ter, als ich Gespräche mit diesen Kunden geführt habe, haben sie dann gemerkt, dass ich mein Geschäft verstehe. Da haben ins- besondere die Älteren sogar ihren Berater verlassen und sind zu mir gewechselt. Aber als Frau musste ich immer mehr leisten und mich viel stärker beweisen als meine männlichen Kollegen. Wie sind denn Ihre männlichen Mitarbeiter mit einer Vorgesetzten zurechtgekommen? Das war sehr unterschiedlich, von nett über arrogant bis ignorant. In einem Fall hat ein männlicher Mitarbeiter mich und weitest- „Ich habe durchaus Terrier -Qualitäten“ » Ich lasse mich nicht so leicht unterkriegen, anders hätte das in meinem Job auch nicht funktioniert. « Roswitha Grigoleit, Conmedio 310 fondsprofessionell.de 3/2022 VERTRIEB & PRAXIS Roswitha Grigoleit | Conmedio

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