FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

und jetzt mehr denn je, da die Inflation anzieht.“Sie seien trotz Kursschwankungen die entscheidenden Bausteine für langfris- tig positive Realrenditen. Spar-Stopp Doch gerade die enormen Teuerungs- raten erschweren es vielen Menschen, Geld beiseite zu legen. So meldeten die 43 ost- deutschen Sparkassen, dass erstmals seit rund zehn Jahren die Einlagen abge- schmolzen sind. Sie verringerten sich zum 30. Juni auf 126,5 Milliarden Euro, wie der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) mit- teilte. Das stellt einen Rückgang von 1,2 Milliarden Euro gegenüber Ende Dezem- ber 2021 dar. „Wir gehen darum davon aus, dass künftig mehr Haushalte als bisher nicht mehr sparen können und die ein- kommensstarken Haushalte, die weiter spa- ren können, weniger sparen als bisher“, pro- phezeit OSV-Präsident Ludger Weskamp. Erste Signale untermauern diese Einschät- zung: Bei Union Investment, dem zentra- len Fondsanbieter der Volks- und Raiff- eisenbanken, flachte sich im zweiten Quar- tal das Wachstum der Sparplanzahl ab. Für Finanzberater und Vermögensver- walter bleiben dennoch Kundensegmente mit Potenzial. So errechnete die Beratungs- gesellschaft Accenture, dass bei wohlhaben- den Menschen hohe Guthabensummen noch brachliegen. „Den unfassbaren Betrag von geschätzt 14 Billionen Euro haben vermögende und hochvermögende Kun- den in Europa nicht investiert“, berichtet Yvonne Quint, Kapitalmarktexpertin von Accenture. „Das Vermögen ruht auf Giro-, Tagesgeld- und Sparkonten oder schlicht in bar zu Hause – viel Geld liegt also prak- tisch unter dem Kopfkissen.“ Ungehobener Schatz Ein bestimmtes Segment sticht heraus: die sogenannten „Affluent“-Kunden. Accenture definiert diese als Wohlhabende mit einem liquiden Vermögen bis einer Million Euro. Daran schließen „High Net Worth Individuals“mit bis zu 30 Millionen an, darauf folgen schließlich die „Ultra High Net Worth Individuals“. „Viele Wealth Manager vernachlässigten bislang die Gruppe der Affluent-Kunden ein Stück weit“, sagt Quint. „Sie konzentrierten sich auf die High-Net-Worth-Klientel. Das ist verständlich. Denn wenn diese Kunden- gruppe investiert, lassen sich hohe Erträge generieren.“ Im Affluent-Segment ist jedoch ein deutlich größerer Teil des Vermögens nicht investiert (siehe Grafik „Je reicher, desto investierter“ auf der vorigen Seite). Diese Gruppe könnte also trotz hoher Inflations- raten noch Geld sparen – sofern sie richtig angesprochen wird und sich nicht vom jüngsten Kursverfall an der Börse ab- schrecken lässt. SEBASTIAN ERTINGER FP » Viel Geld liegt praktisch unter dem Kopfkissen. « Yvonne Quint, Accenture Wenige Aktien, hoher Ertrag Investitionen der Privathaushalte in Deutschland Die Deutschen parken ihr Geld auf dem Konto. Die meisten Erträge entspringen aber Aktien und Fonds. *perEndeMärz2022 |**2017bis2022 |Quelle:BarkowConsulting/Whitebox 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Anleihen Einlagen Sonstige Versicherungen Betriebliche Altersvorsorge Kapitallebensversicherung Fonds Aktien Anteil am Vermögen* Anteil an den Erträgen** Wo das Geld fließt Finanzerträge deutscher Privathaushalte 2021 Die Finanzerträge bei Fonds wie bei Aktien speisten sich 2021 überwiegend aus den Kursgewinnen. Quelle:BarkowConsulting/Whitebox 0 30 60 90 120 Versicherungen Einlagen Anleihen Investmentfonds Aktien* Ausschüttungen Kursgewinne Mrd. Euro VERTRIEB & PRAXIS Geldanlage 328 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © ACCENTURE

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