FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022
Überschattete Bilanz Die Fondsgesellschaft DWS muss sich seit dem Börsengang 2018 als eigenständiges Unternehmen beweisen. Das Haus schien zunächst auf einem gutenWeg, dann kam der Greenwashing-Skandal. A m 23.März 2018 endete das „Projekt Orion“: An jenem Freitag absolvierte die DWS ihr Börsendebüt, hausintern be- nannt nach dem riesigen Jäger aus der grie- chischen Mythologie. Die Deutsche Bank hatte ihre Asset-Management-Einheit aus dem Konzern herausgelöst und 22,25 Prozent der Aktien für je 32,50 Euro an der Börse plat- ziert.Wie steht die DWS heute, viereinhalb Jahre später, da? Eine Zwischenbilanz. Schon das Jahr des Börsen- gangs erwies sich als ruppig. Auf den weltweiten Aktien- märkten kippte die Stimmung. Anleger zogen unterm Strich mehr als 22 Milliarden aus den DWS-Fonds ab. Die Mittelab- flüsse erreichten zwar nicht die Dimension des Horrorjahres 2016, als das Haus mit fast 40 Milliarden Euro an Nettomit- telabzügen schier auszubluten drohte. Dennoch zog der massive Geld- schwund Konsequenzen nach sich. Denn auch an anderer Stelle dräute Ärger. So kündigte Tim Albrecht an, seinem frühe- ren Chef Henning Gebhardt zur Hambur- ger Privatbank Berenberg folgen zu wollen. Gerade einmal sechs Monate nach dem Börsengang zog die Mutter die Reißleine und ersetzte Nicolas Moreau an der DWS- Spitze durch Asoka Wöhrmann, den eins- tigen DWS-Chefanlagestrategen. Wöhr- mann kannte das Haus und galt intern als beliebt. Er hatte zudem zwischenzeitlich bei der Bankmutter als Leiter des deut- schen Privatkundengeschäfts mit der Ein- bindung der Postbank seine Managerqua- litäten bewiesen. Moreau sei ohnehin nur als Interimskandidat gedacht gewesen, munkelte man in der Branche. Treppe gekehrt Zunächst ging es gut los für Wöhrmann. Als seinen ersten Erfolg durfte er sich auf die Fahnen schreiben, Starmanager Albrecht zum Bleiben bewo- gen zu haben. Gleich zum Jah- resauftakt 2019 flossen der DWS wieder Mittel zu. Der Weg in eine bessere Zukunft schien geebnet. Der frischge- backene Firmenchef bekannte sich zugleich allerdings zu den Zielen, mit denen der Börsen- aspirant um Investoren gewor- ben hatte. Eines davon war, die Firmenzentrale der DWS in Frankfurt: Am 31. Mai 2022 rückten Ermittler von Bundeskriminalamt, Staats- anwaltschaft und der Finanzaufsicht Bafin an, um den Greenwashing- Vorwürfen nachzugehen. Wechselhafter Zuspruch Nettomittelaufkommen nach Kundengruppe Profianleger zogen allein im zweiten Quartal unterm Strich mehr als 28 Milliarden Euro von der DWS ab. Quelle:DWS -30 -20 -10 0 10 20 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Nettomittelaufkommen Institutionell Nettomittelaufkommen Retail Mrd. Euro VERTRIEB & PRAXIS DWS 336 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © STEFAN GRÖPPER PHOTOGRAPHY | DWS
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=