FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Simon Seiter, Head of Digital Assets bei Hauck Aufhäuser Lampe. Er betont aber, dass der Fokus auf den institutionellen Kunden liege. Perspektivisch möchte auch die Neo- bank N26 „ein Krypto-Trading-Angebot schaffen“, ebenso wie die Genossenschafts- banken. Derzeit arbeiten die Kooperations- partner DZ Bank, Atruvia und DWP Bank an dem gemeinsamen Projekt „Direktanla- ge in Kryptowährung“. „Mit dieser Lösung erhalten Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken die Möglichkeit, ein Kryptokonto zu eröffnen sowie Krypto- währungen zu erwerben und zu verkau- fen“, erläutert eine Sprecherin des genossen- schaftlichen IT-Dienstleisters Atruvia. Die beiden großen Finanzgruppen schlagen mit Blick auf Bitcoin und Co. also völlig unterschiedliche Richtungen ein. Zu risikoreich Das speist sich aus unterschiedlichen Be- trachtungen dieser Anlageklasse. Institute, die sie für Privatkunden ablehnen, halten sie für zu risikoreich. Ulrich Reuter, Präsi- dent der bayerischen Sparkassen, etwa be- zeichnete Kryptowährungen als hochspe- kulativ mit Anklängen an ein Schneeball- system. Diese Sicht teilt die Finanzaufsicht Bafin: „Wenn Institute Krypto- produkte anbieten wollen, wä- re mir wichtig, dass sie diese Produkte zumindest mit ganz dicken Warnhinweisen verse- hen“, sagte der für Banken zu- ständige Bafin-Exekutivdirektor Raimund Röseler kürzlich in einem „Handelsblatt“-Interview. „Es gab weltweit tatsächlich viele Skandale um Kryptowäh- rungen, bei denen Anleger von den Anbietern betrogen wur- den. Außerdemwerden immer wieder auch die ‚Wallets‘, in de- nen Kryptowährungen lagern, von Kriminellen gehackt“, sagt Kronfellner. Die Targobank und Merck Finck weisen ferner auf die ökologische Komponente hin: Bitcoin werden mittels Berechnungen von Com- puterprogrammen „geschürft“, und die dafür benötigte Rechnerleistung ver- braucht enorm viel Energie. Dass Kryptowährungen risikoreich sind, bestreiten die Befürworter unter den Ban- ken gar nicht. Sie sehen aber eine Nachfra- ge, die sie bedienen möchten. „Eine Reihe von Kunden ist nicht nur an Aktien und anderen klassischen Vermögenswerten in- teressiert, sondern auch an digitalen Assets. Darunter finden sich viele jüngere, aber auch ältere, wohlhabendere Kunden“, beob- achtet Magnus Burkl, Principal bei der Strategieberatung Oliver Wyman. Hierbei spielt laut dem BCG-Experten Kronfellner der von vielen Bankern kritisierte Wunsch nach schnellen Gewinnen eine große Rol- le. „Sehr viele Anleger wollen spekulieren. Allerdings nutzen einige diese Coins auch als Zahlungsmittel oder investieren mit ihnen entweder mittels ‚Staking‘ oder sie verleihen sie einfach und erhalten dafür Zinsen in Form von mehr Coins.“Letzteres bot etwa die mittlerweile insolvente Berli- ner Neobank Nuri in Kooperation mit der US-Kryptobörse Coinbase an. Kundenabwanderung Wenn Banken keine digitalen Währun- gen anbieten, die seit März 2019 in Para- graf 1 Absatz 11 Kreditwesengesetz als Finanzinstrumente anerkannt sind und den Ruf des Halbseidenen abgelegt haben, besteht Burkl zufolge die Gefahr, dass Kun- den abwandern – vor allem zu Neobro- kern, die neben den Kryptos auch Aktien und andere Ver- mögenswerte im Sortiment haben. „Das hat man in den USA im vergangenen Jahr während des Hochflugs von Bitcoin gesehen“, ergänzt Tobias Würgler, Partner beim Consultinghaus Oliver Wyman. „Damals sind Kunden mit Tei- len ihrer Portfolios von eta- blierten Banken zu Neobro- kern gewechselt und haben be- gonnen, diese bei entsprechen- den Angeboten auch für weite- re Assetklassen zu nutzen.“ Diese Furcht ist begründet: Eine Reihe von Neobrokern in Euphorie wieder verflogen Kurs der Kryptowährung Bitcoin in den vergangenen drei Jahren Der Bitcoin-Kurs hat seit dem Rekordhoch von 58.450 Euro im November 2021 bis Ende August um mehr als 65 Prozent nachgegeben. Quelle:Bloomberg 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 2022 I 2021 I 2020 I 2019 Bitcoin in Euro 9.480 Euro 20.250 Euro 58.450 Euro Euro » Crypto is here to stay. « Simon Seiter, Hauck Aufhäuser Lampe fondsprofessionell.de 3/2022 393 FOTO: © HAUCK AUFHÄUSER LAMPE

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