FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022
Fließender Übergang Nullzins und Inflation wecken das Interesse an Wertpapieren, damit wächst auch der Beratungsbedarf. Weil sich rein individuelle Betreu- ung oft nicht rechnet, arbeiten Banken an hybriden Lösungen . I n den Pandemiejahren 2020 und 2021 fanden viele Sparer erstmalig den Weg in die Wertpapieranlage. Insbesondere jün- gere und damit digitalaffine Altersgruppen legen ihr Erspartes mittlerweile vermehrt in Aktien, ETFs und Fonds an. In Deutsch- land wurden allein 2020 rund eine Million Menschen unter 40 Jahren zu Aktienspa- rern, zeigt eine repräsentative Umfrage des Deutschen Aktieninstituts (DAI). Das bedeutet ein Plus von fast 50 Prozent. In anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Für diesen Anstieg dürften mehrere Fak- toren ausschlaggebend sein: Corona sorgte für viel freie Zeit, die es auszufüllen galt. Das Geld, das sonst im Urlaub, Restaurant oder Kino geblieben wäre, füllte die Kon- ten. Und schließlich machten und machen niedrige Zinsen und zuletzt hohe Inflations- raten das klassische Sparen unattraktiv. Es lag also nahe, sich nach alternativen Anla- geformen umzuschauen. Diese neue Nach- frage trifft auf immer mehr digitale Bank- und Brokerage-Angebote, die Neulingen den sperrigen Weg zur Börse ebnen und dabei mit günstige Gebühren und einfach zu bedienenden Handels- und Informa- tionswerkzeugen werben. Dass parallel da- zu die Filialnetze der Banken – traditionell die erste Anlaufstelle für Investmentinteres- sierte – immer weitmaschiger werden, begünstigte die digitalen Anbieter. Aller- dings stellen die elektronischen Systeme nur für jene Anwender eine echte Hilfe dar, die bereits über einiges Hintergrund- wissen beziehungsweise einschlägige Erfah- rungen verfügen, und das ist bei Neu- einsteigern, die vom Sparbuch auf den Aktienmarkt wechseln, im Normalfall nicht zu erwarten. Diese Gruppe benötigt andere Lösungen. Hybride Beratung Die Unternehmensberatung Simon- Ku- cher & Partners kommt in ihrer jüngst erschienenen Studie „Kundennähe durch Digitalisierung“ zu dem Ergebnis, dass der Trend im Wertpapiergeschäft in Richtung „hybride Beratung“ geht. Der Prozess wird dabei in mehrere Stufen zerlegt, sodass die teure Beratung durch Fachleute nur an je- nen Stellen stattfindet,wo sie unverzichtbar ist. Schematisch darstellbare Abläufe – etwa die zeitraubende Erfassung der Eckdaten der potenziellen Kunden und ihrer Präfe- renzen – finden nicht mehr in einem Erst- gespräch statt, sondern erfolgen online mit- hilfe einer digitalen Beratungsstrecke. Erst bei tiefergehenden Fragen wird eine per- sönliche Betreuung dazugeschaltet – per Chat, Videoanruf oder Telefon, in seltenen Fällen auch persönlich. Kundenreise Von mehr als 1.000 Wertpapieranlegern, die Simon-Kucher nach ihren Präferenzen » 45 Prozent der beratungsaffinen Kunden wünschen sich hybride Ansätze. « Maximilian Biesenbach, Simon-Kucher Digitale Endgeräte wie Tablets haben in der Anlageberatung längst Einzug gehalten. Dass Kunden auf verschiedenen Kanälen die gleichen Informationen und Optionen haben, ist aber noch nicht Standard. BANK & FONDS Hybride Beratung 402 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © DRAZEN | STOCK.ADOBE.COM
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