FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

I n jeder Fondsverkaufsunterlage steht an promi- nenter Stelle sinngemäß, dass historische Anla- geergebnisse keinen zukünftigen Erfolg garantie- ren. Denn obwohl sie es unzählige Male gelesen und vielfach in der Praxis erlebt haben, orientie- ren sich auch heute noch viele Marktteilnehmer eben doch an der bisherigen Performance eines Fonds. Dabei wäre allen ein zuverlässigerer Indi- kator lieber. Bisher hat sich aber jede Hoffnung auf eine solche Kennzahl zerschlagen, obwohl viele Anläufe unternommen wurden, aus histori- schen Daten Brauchbares herauszufiltern. Man sollte aber nie aufgeben. Der Finanzmarktautor Larry Swedroe („The Incredible Shrinking Alpha“) berichtete Anfang September über eine beachtenswerte Untersuchung von zwei US-Forschern. Die Arbeit wurde von Timothy Riley und Qing Yan im Juni 2022 publiziert und trägt den Titel „MaximumDrawdown as Predictor of Mutual Fund Per- formance and Flows“. Der Maximum Drawdown (MDD) gibt an, wie hoch der höchste prozentuelle Wertverlust in der bisherigen Geschichte eines Fonds ausfiel, und wird von vielen Datenanbie- tern zur Verfügung gestellt. Zur Ermittlung der risikobereinigten Wertentwicklung verwendeten die Forscher das Vier-Faktor-Modell von Carhart. Die Datenstichprobe stammt aus der CRSP Survivor- Bias-Free US Mutual Fund Database für aktive Fonds für den Zeit- raum 1999 bis 2019.Und weil Drawdowns nicht nur vomManager- geschick, sondern auch vom Anlagestil abhängig sind, wurde auch eine Stilbereinigung durchgeführt. Die Studienergebnisse sind interessant: Fonds mit niedrigem MDD wiesen im Mittel bessere Renditen, höhere Alphas, weniger Volatilität, einen geringeren Port- folioumschlag und niedrigere Kostenquoten auf. Im Durchschnitt der 20 Beobachtungsjahre lag der maximale Wertverlust bei den besten Fonds (dem Fünftel mit dem geringsten MDD) bei 13,4 Prozent, während das schlechteste Quintil im Schnitt über 23 Prozent einbüßte. Dem gegenüber standen 11,8 Prozent Durchschnittsrendite für die besten und 4,4 Prozent für die schlechtesten Fonds. Im zweiten Schritt analysierten die Forscher nur die 20 Prozent der ertragreichsten Fonds. Hier sehen die Daten sehr ähnlich aus: Einem MDD von 12,7 Prozent im Topquintil dieser Gruppe stehen 22,6 Prozent im schlechtesten Fünftel gegenüber, die Durchschnittsrendite lag bei 15,6 (geringer MDD) beziehungs- weise knapp elf Prozent (hoher MDD). Es überrascht nicht, dass Riley und Yan angesichts dieser Daten davon überzeugt sind, dass der maximale Drawdown eines Fonds eine belastbare Vorhersage- kraft in Bezug auf die spätere Wertentwicklung hat. Larry Swedroe warnt dennoch, dass sich ähnlich günstige Analyseergebnisse be- züglich der Aussagekraft von Fondskennzahlen – etwa dem „Active Share“– als trügerisch erwiesen haben. Positiv sei zu bemerken, dass Fonds mit niedrigemMDD durchschnittlich billiger sind, weil sie weniger oft umschichten, was ihre Chancen für eine überdurch- schnittliche Performance verbessere. Unabhängig davon, ob man diesen Forschungsergebnissen traut, erscheint es ratsam, bei der Fondsselektion auch einen Blick auf den MDD zu werfen. FP Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi Gerhard Führing, Mamdouh El-Morsi Eine vielversprechende Kennzahl Auf der Suche nach einer zuverlässigen Kennzahl zum Auf- spüren der „besten“ Fonds glauben zwei US-Forscher etwas Interessantes entdeckt zu haben. MEINUNG Brief der Herausgeber 4 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN

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