FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Märkten wie 2018 und dem laufenden Jahr bleibt er dahinter zurück. Beschreibt das die Schwäche des Konzepts? Wagner: Auf den ersten Blick mag das viel- leicht so erscheinen. Bei genauerem Hin- sehen wird aber schnell deutlich, dass man zu kurz greifen würde, brächte man die Wertentwicklungseigenschaften auf einen so simplen Nenner. Denn in den beiden genannten Jahren waren es ja vollkommen andere Umstände, die zu einer etwas schwächeren Performance geführt haben. Im Jahr 2018 war es der schnelle und starke Abverkauf des Aktienmarktes im vierten Quartal, bei dem die Volatilitäts- steuerung keinen wirklichen Mehrwert gebracht hat … Heuser: … was im Grunde ja auch im lau- fenden Jahr der Fall war. Wagner: Allerdings mit einemUnterschied: In diesem Jahr hat unsere Volatilitätssteue- rung sogar gut funktioniert, und wir haben wie gesagt relativ früh von Aktien in Anlei- hen umgeschichtet.Hinzu kam dann aller- dings, dass auch der Rentenmarkt erhebli- che Verluste hinnehmen musste. Dadurch konnte sich auch unser Fonds der insge- samt und sehr breit nach unten gerichteten Marktentwicklung nicht entziehen. Aber das Jahr ist ja auch noch nicht vorbei. Glow: Signalisieren Sie damit auch ein wenig Ihre Hoffnung, dass Sie wieder in die angestrebte Vier-Prozent-Range bei der Volatilität zurückkehren können? Denn die- se Marke ist ja im laufenden Jahr gerissen. Wagner: Dazu muss man wissen, dass die Volatilitätssteuerung eher als Mittel zum Zweck dient. Wir verfolgen damit nicht das Ziel, ex post auf jeden Fall die vier Prozent zu halten.Wir nutzen diese Marke quasi als Signal für eine dynamische Allo- kation, um gerade in Stressphasen an den Märkten das Gesamtrisiko des Fonds früh genug zu verringern und es in ruhigeren Marktphasen bewusst wieder höher zu fahren. Dementsprechend verfolgt die Volatilitätssteuerung eher das Ziel einer Ex-ante-Prognose der Volatilität. Heuser: Beschreiben Sie doch kurz noch einmal deren genaue Funktionsweise. Wagner: Unser Risikomodell liefert jeden Tag aufs Neue eine Einschätzung in Bezug auf die zu erwartende Schwankungsbreite der Kurse für alle Anlagen im Fonds unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Kor- relation zwischen den einzelnen Positio- nen. Aggregiert erhalten wir dadurch einen erwarteten Volatilitätswert für das Gesamt- portfolio. Liegt dieser Wert oberhalb unse- rer Vola-Zielmarke von vier Prozent, ist das für uns ein Hinweis, dass wir entspre- chenden Anpassungsbedarf haben, auf den wir innerhalb festgelegter Bandbreiten rea- gieren können, indem wir die Schwan- kungsanfälligkeit des Portfolios durch ent- sprechende Umschichtungen verringern. Üblicherweise machen wir das durch eine Reduzierung der Aktienquote zugunsten einer Höhergewichtung von Anleihen und geldmarktnahen Konzepten. Das wirklich Außergewöhnliche im laufenden Jahr war aber doch, dass die Volatilität gerade im Rentensektor besonders ausgeprägt war. Ich würde sogar sagen, dass die Schwan- kungsbreite der Kurse von Anleihen in die- sem Jahr ein historisch hohes Maß erreicht hat. Daher haben wir keineswegs bewusst versucht, mehr Risiko zu nehmen. Glow: Wäre es dann nicht sinnvoller gewe- sen, die Kasseposition zu erhöhen, statt in Anleihen zu investieren? Wagner: Wir haben die Liquiditätsquote im Fonds durchaus gezielt erhöht. Sie liegt nach wie vor bei einem Anteil nahe 14 Prozent. Zudem haben wir die Duration unseres Anleihenbestands insgesamt deut- lich abgesenkt auf derzeit nur noch rund drei Jahre. Abgebaut haben wir dabei vor » Die Schwankungsbreite der Kurse von Anleihen hat in diesem Jahr ein historisch hohes Maß erreicht. « Alexander Wagner, Union Investment MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Alexander Wagner | Union Investment 84 fondsprofessionell.de 3/2022 KREUZ VERHÖR FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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